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POSITION: Charme der Aussichtsstraße bei Ferch erhalten

Die Verbreiterung einer historischen Ortsverbindungsstraße kann bei erhöhtem Verkehrsaufkommen schon mal erforderlich oder wünschenswert sein, aber es wäre ein Fehler, zuvor nicht auch die möglichen Nachteile abzuwägen. Es ist in der Straßenverkehrsordnung geregelt, dass hinter einem geparkten Auto gewartet werden muss, um erst den Gegenverkehr durchzulassen.

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Die Verbreiterung einer historischen Ortsverbindungsstraße kann bei erhöhtem Verkehrsaufkommen schon mal erforderlich oder wünschenswert sein, aber es wäre ein Fehler, zuvor nicht auch die möglichen Nachteile abzuwägen. Es ist in der Straßenverkehrsordnung geregelt, dass hinter einem geparkten Auto gewartet werden muss, um erst den Gegenverkehr durchzulassen. So ähnlich verhält es sich auch auf der Ortsverbindungsstraße zwischen Flottstelle und Ferch, wo die Begegnung von Pkw und Bus oder Lkw nicht an jeder Stelle problemlos ist. Ein Anhalten zum Vorbeilassen ist gelegentlich nicht zu vermeiden. Deshalb soll die Straße jetzt ausgebaut werden

Doch die bisherige Anlage dieser Uferstraße hat auch ihre Vorteile für Naherholung und Tourismus. Als letzte unverbaute Strecke der ehemals von Potsdam bis Ferch reizvollen Strecke entlang Havel und Schwielowsee hat sie ihren Charme einer schattigen Aussichtsstraße unter geschlossenen Baumkronen zwischen bewaldetem Steilhang und Durchblicken auf die weite Wasserfläche des Schwielowsees mit blinkenden Segeln oder Eisläufern bewahrt.

Eine große Verbesserung stellte die Anlage eines komfortablen separaten Radweges im Uferstreifen sowohl für die Radler, aber auch für die Autofahrer dar. Ausflügler und auch Einheimische schätzen diese Strecke, der eigentlich nur noch eine Ausbesserung und Geschwindigkeitsbegrenzung auf 30 Stundenkilometer fehlt, damit Neulinge in der Konzentration auf Gegenverkehr nicht die herrliche Aussicht auf Brandenburger Gewässer versäumen. Dieses touristische Potenzial ist durch einen geplanten Straßenausbau in Gefahr. Gegenwärtig ist der erwähnte neue Radwanderweg noch durch eine fast durchgängige Reihe von 200 prächtigen Eichen vom Autoverkehr getrennt. Diese Baumreihe soll für eine Fahrbahnverbreiterung gefällt werden. Wie immer in solchen Fällen, sieht die Straßenunterhaltungsbehörde weniger Bäume, die aber – dem Betrachter bisher verborgen – „größtenteils ohnehin schon trocken sind und manche ein Sicherheitsrisiko darstellen“. Damit führe die gesamte Strecke unter freiem Himmel und praller Sonne. Der Verkehr wird schneller, hektischer und lauter und zum Radweg müssten Poller dann durchgehend gesetzt werden. Von Aufenthaltsqualität und erlebbarer reizvoller Uferlandschaft könnte dann keine Rede mehr sein. Eine Einbuße des örtlichen Tourismus wäre unausbleiblich.

Ein Kollateralschaden entstünde durch die „Ertüchtigung mit einer Asphaltierung“ der historischen Pflasterstraße von Flottstelle zwischen den Lienewitzseen bis zur ehemaligen Försterei Schmerberg als Umleitungsstrecke während der Bauzeit. Auch diese interessante alte Strecke, die heute noch zu einem Ausflug anregt, verlöre ihren Reiz. In diesem Zusammenhang sei auf neueste technische Verfahren verwiesen, die eine preisgünstige Oberflächenplanierung uneben gewordener Pflasterstraßen durch eine Bearbeitung durch spezielle Vibrationswalzen ermöglichen.

Der Autor ist langjähriger Naturschutzbeauftragter und wurde mit dem Brandenburgischen Umweltpreis ausgezeichnet.

Peter Ernst

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