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Potsdam-Mittelmark: Chefposten zu vergeben

In weniger als einem Jahr tritt Stahnsdorfs Bürgermeister Gerhard Enser ab – der Wahlkampf läuft

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Stahnsdorf - Aus seiner Vorzugsvariante macht Peter Weiß keinen Hehl. „Am liebsten würden wir noch mal Enser ins Rennen schicken“, sagt Stahnsdorfs CDU-Ortschef. Doch der Hofierte schüttelt den Kopf. „Acht Jahre sind genug“, sagt Gerhard Enser. In zehn Monaten endet seine Amtszeit als Stahnsdorfer Bürgermeister. Die Altershürde, die das Wahlgesetz stellt, würde der 63-Jährige ohnehin nicht mehr nehmen. Aber es sind auch Verschleißerscheinungen, die den ehrgeizigen Politiker abwinken lassen. Der Job hat Spuren hinterlassen. Das Tempo, mit dem Enser durch die erste Halbzeit seiner Regentschaft fegte, hat merklich nachgelassen.

Hinter den Kulissen der ortspolitischen Bühne hat das Casting für einen Nachfolger längst begonnen. Der Linkspartei sind die Fußstapfen, die Enser hinterlässt zu groß, man erkennt Ensers Qualitäten als Sanierer und Repräsentanten an. Links-Fraktionschef Harald Mushack jedenfalls gibt den Mangel an geeignetem Personal offen zu: „Ich kann mir niemanden vorstellen, der das macht.“ Lediglich einer Genossin habe man den Job zugetraut, doch lehnte die dankend ab.

Bei den Bündnisgrünen „macht man sich Gedanken“, verrät Gunnar Schilling. Bislang ohne Erfolg. Der Stahnsdorfer Gemeindevertreter wurde von seinen Parteifreunden selbst als erste Wahl gesehen. Doch Schilling ist nicht interessiert: „Meine berufliche Perspektive ist eine andere.“

Auch bei der FDP hat man sich „Vorstellungen erarbeitet“, sagt Ortsparteichef Georg Lehrmann. Offenbar mit Erfolg. „Wir haben ein befähigtes Mitglied aus unseren Reihen“, verrät er. „Keinen Import-Kandidaten!“ Namen nennt er nicht. Unter Enser, so lobt Lehrmann, habe sich das Image des Ortes „wesentlich verbessert“. Die einstige Schuldenkommune sei finanziell gefestigt, die Verwaltung verstehe sich als Dienstleister. „Diesen Weg gilt es weiterzuführen“, so Lehrmanns Anspruch an den künftigen Gemeindechef.

Indes hat die SPD ihre Rolle als Scharfrichter eingenommen. Schon seit Wochen torpediert sie Ensers Arbeit mit Kritik. Dass der Bürgermeister den Flächennutzungsplan zurückgezogen hat, weil kurz vor der Beschlussfassung zu viele Fragen auftauchten, bewerten die Sozialdemokraten als Schlappe des Verwaltungschefs. Bauliche Missstände an der Heinrich-Zille-Grundschule kreidet die SPD dem Bürgermeister an. Dass es während der Sanierung des Jugend- und Schülertreffs keine Übergangslösung für den Club an der Bäke gibt, beweise Ensers Desinteresse für die Jugend. Und dass sich die Reform des Haushaltswesens – eigentlich ein Steckenpferd des Bürgermeisters – wohl um zwei Jahre verzögert, sei dem fehlenden Engagement des Rathauschefs geschuldet, schimpft die SPD.

Die kritischen Presseerklärungen der Stahnsdorfer SPD häufen sich. Die Partei hat begonnen, sich für den Wahlkampf in Stellung zu bringen. „Fundamentalkritik“ nennt ihr Ortschef Heinrich Plückelmann unumwunden die beginnende Abrechnung mit der Leistung des amtierenden Bürgermeisters. Durch Ensers Drang, „sämtliche Initiativen an sich zu reißen, sich in den Mittelpunkt zu stellen und Aktivitäten keinen Freiraum zu lassen“, sei vielen der Spaß an der Ortspolitik verloren gegangen. Daher werde die SPD einen Bürgermeisterkandidaten ins Rennen schicken, „der zum Dialog fähig ist“. Jemand mit Ortskenntnis soll es vorzugsweise sein. Doch wolle Plückelmann nicht ausschließen, „dass auch ein Externer eine Chance hat, nominiert zu werden“. In der politischen Gemeinde flüstert man sich hinter vorgehaltener Hand den Namen der Kleinmachnower SPD-Gemeindevertreterin Ruth Bartels als mögliche Kandidatin zu. Bestätigen will das niemand.

Was die SPD „Fundamentalkritik“ nennt, ist für CDU-Ortschef Weiß eine „bodenlose Frechheit“. Ob es der CDU passt oder nicht: Der Wahlkampf ist eröffnet. „Wir werden gegenhalten müssen,“ gibt Weiß zu. Ob tatsächlich Claus-Peter Martensen als Bürgermeister-Kandidat an vorderster Front kämpfen wird, ist nicht entschieden. Er selbst arbeite „sehr intensiv, um bei allen Themen, die wichtig sind, sattelfest zu sein“, sagte der CDU-Fraktionschef schon vor zwei Jahren.

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