Von Henry Klix: Chrysanthemen zum Jubiläum
Potsdamer Blumen e.G. feiert 20. Geburtstag / Gartencenter Geltow ist heute Kernstück der Firma
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Schwielowsee - Walter Moser hatte ein mulmiges Gefühl: Die LPG Gewächshauswirtschaften Werder schrieb im Sommer 1990 zwar noch schwarze Zahlen. Ihm schwante aber, dass ein Koloss mit 1000 Leuten in der Struktur nicht zu retten war. Mitarbeiter konnten sich mit Konzepten bewerben, die LPG wurde aufgespalten: Firmen wie die Werder-Frucht Vermarktungsgesellschaft gingen daraus hervor, das Rosengut Langerwisch und der größte Betriebsteil, den Moser anfangs selbst übernahm: Am 1. September 1990 wurde die Potsdamer Blumen e.G. gegründet.
Walter Moser ist einer der geladenen Gäste, wenn das 20. Jubiläum in einer Woche im Geltower Gartencenter gefeiert wird. Von einst 240 Beschäftigten sind 60 geblieben. Dennoch ist die heutige Geschäftsführerin Katrin Jeschonek stolz, das Unternehmen durch die Zeit gerettet zu haben. Der Umsatz liege stabil bei 3,5 Millionen Euro und die Erträge reichten, um den Mitarbeitern pünktlich ihre Tariflöhne zu zahlen und kleine Investitionen zu tätigen. Nächstes Projekt: Die Lehrausbildung soll angekurbelt, das Unternehmen Schritt um Schritt verjüngt werden.
Zierpflanzen und anfangs auch noch etwas Gemüse waren 1990 das Metier der neuen Genossenschaft, der erste schwere Schlag ließ nicht lange auf sich warten: Für das Gewächshausgelände in Caputh gab es 1991 ein Produktionsverbot, das Kohleheizkraftwerk mit seinem Schornstein mitten im Ort verstieß gegen Immissionsvorschriften. „Aus heutiger Sicht hätte man den Bescheid vielleicht anfechten müssen“, so Jeschonek. Es begann ein langjähriger vergeblicher Kampf, die Flächen von der Treuhand zu erwerben und die Produktion mit neuer Heiztechnik wieder anzukurbeln. Im vergangenen Jahr verkaufte die Potsdamer Blume ihre Caputher Gewächshäuser, mit dem „Blumenviertel“ könnte dort nun eine Ökosiedlung entstehen. Die Treuhand ist als „BVVG“ immer noch im Boot.
Die „Schrumpfung“ seit der Wende war immerhin ohne Massenentlassungen abgegangen, Nach Pensionierungen wurden Stellen nicht neu besetzt. 30 Blumenläden hatte man anfangs noch, erinnert sich Katrin Jeschonek. Der Konkurrenzdruck war gewaltig, wobei Qualität nicht immer der Maßstab der Dinge gewesen sei. Und die Mieten kletterten gerade in Potsdam unaufhörlich. Immerhin haben vier Potsdamer Blumengeschäfte Bestand. Das Gartencenter Geltow ist im März 1991 hinzugekommen und seitdem auf 6000 Quadratmeter plus Freilandfläche gewachsen. Ein Großteil des Umsatzes stammt von hier. Gewächshäuser im Hinterland konnten erneuert, neue gebaut werden. Für die Blumenaufzucht stehen heute 4500 Quadratmeter unter Glas bereit – und ein Regenwassersammelbecken, das Wasser spart.
Über 20 000 Weihnachtssterne werden hier derzeit gezogen, ebenso viele Alpenveilchen, und Hunderte Chrysanthemen knospen. Im Frühjahr sind es Balkonpflanzen, im Sommer Stauden. Das gärtnerische Know-how wurde weitergegeben, ein Gutteil der Ware des Gartencenters stammt aus eigener Produktion. „Keine Jungpflanzen, kräftige Fertigware“, wie Gärtnermeister Thomas Schippling sagt, für das Kultivieren nehme man sich viel Zeit. Als vor sieben Jahren der Blumengroßmarkt aufgelöst werden musste, entstand in der 2000 Quadratmeter großen Halle auch noch das größte Gartenmöbelzentrum weit und breit – ein wichtiger Kundenmagnet.
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