zum Hauptinhalt
Die Bauaufsicht hat die weitere Nutzung der Container an 70 000 Euro teure Auflagen geknüpft.

© Andreas Klaer

Von Ariane Lemme: Containerschule wird zum Problem

Kreis und Gemeinde Stahnsdorf uneins über Gesundheitsgefahr, Eltern genervt von Ersatzlösung

Stand:

Stahnsdorf – Die Schüler der Stahnsdorfer Heinrich-Zille-Grundschule müssen weiter auf eine Lösung ihrer Raumprobleme warten. Der Landkreis Potsdam-Mittelmark hält an seinen Auflagen zur Nutzung der Schulcontainer auf dem Hof fest. „Gegen eine Rückkehr der Kinder in die Container bestehen gesundheitliche Bedenken“, sagte Andrea Metzler, Sprecherin des Landratsamtes, gestern den PNN. Solange die Gefahr bestehe, dass ein Kind erkranke, könne man nicht von den Auflagen abweichen. Eine akute Gefahr bestehe zwar nicht, man wolle aber das Restrisiko ausschließen.

Die Schulcontainer mussten im Januar nach einem Wasserschaden geschlossen werden. Ein Teil der Erst- und Zweitklässler muss seitdem in die Lindenhof-Schule ausweichen. Die kurzfristige Notlösung droht nun zum Dauerzustand zu werden. Zwar hat Stahnsdorf als Schulträger inzwischen den Wasserschaden behoben, aber das reicht dem Landkreis nicht. Die zuständige Bauaufsichtsbehörde hat die Nutzung der renovierten Container an neue Auflagen geknüpft: Spezialbeschichtungen und neue Innenwände sollen die Schimmelbildung ausschließen. Die Umsetzung würde rund 70 000 Euro kosten – für eine kurze Restlaufzeit.

Bürgermeister Bernd Albers (BfB) informierte die Elternvertreter am Montagabend über den Stand der Dinge. Ein Gutachten der Gemeinde lege dar, dass keine Gesundheitsgefährdung durch Schimmelpilze bestehe, sagte er den entnervten Elternsprechern. Die Gemeinde wolle deshalb Widerspruch gegen die Kreis-Auflagen einreichen. Zuvor will Albers eine weitere Bewertung zum Zustand der Räume einholen und auch die Gespräche mit der Bauaufsicht fortsetzen. Der Kreis habe über Jahre die befristete Nutzung erlaubt, „es ist nicht nachvollziehbar, was jetzt plötzlich dagegen spricht“, so Albers.

Schon seit 1994 wird ein Teil der Schüler in den Behelfsräumen unterrichtet. Die Schule ist zu klein, eine Lösung hat auf sich warten lassen: Das Schulhaus wird erst jetzt aufgestockt, mit einem Hortneubau soll 2012 begonnen werden.

Von den Bedenken des Landratsamtes war am Montagabend nicht die Rede. Für die Eltern stellen sich vor allem die beiden Schulstandorte als Problem dar: Die Motivation der Kinder sinke, die Lernanfänger fühlten sich mittlerweile weder der Zille-Schule noch der LindenhofSchule zugehörig. Lust, an dem großen Osterputz der Schüler teilzunehmen, habe sein Sohn Julian in diesem Jahr nicht, im letzten Jahr war das noch ganz anders, erzählte sein Vater Wilfried Laux. „Mir ist es egal, wer für das Dilemma verantwortlich ist, oder welche Paragrafen befolgt werden müssen“, sagte Laux. Als Vater von zwei Söhnen hat er kein Verständnis dafür, dass keine rasche Lösung im Sinne der Schüler gefunden wird. Sein jüngerer Sohn Julian fährt nun schon seit Monaten alleine mit dem Schulbus. „Das hätte sich sein großer Bruder in dem Alter nicht getraut“, ist Laux überzeugt. Auch für ihn sei es „ein komisches Gefühl“, den noch nicht Achtjährigen morgens alleine loslaufen zu lassen. Weil es in den Behelfsräumen an der Lindenhof–Schule keine Schränke für die Arbeitsmaterialien der Kinder gebe, müsse Julian zudem ständig alle seine Bücher mitschleppen.

Auch Katja Eichkorn hat ein Kind in der 2. Klasse, auch sie ist entnervt: „Der Leidensdruck ist mittlerweile so groß, dass wir unsere Wochenenden fast nur noch mit Aktionstreffen und dem Aufsetzen von Beschwerdebriefen verbringen.“ In den nächsten Tagen wollen die Eltern Unterschriften sammeln – für die schnellstmögliche Freigabe der Container ohne die teuren Auflagen. Elternkonferenz-Vorsitzende Simone Stein will die Liste am 11. April im Landratsamt übergeben.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })