Potsdam-Mittelmark: Cornelia Jung kann weiter hoffen
Soll die Michendorfer Bürgemeisterin abgewählt werden? Pro und Contra bei den Gemeindevertretern
Stand:
Michendorf - Wie stark ist die Front der Gemeindevertreter, die einen Bürgerentscheid zur Abwahl der Michendorfer Bürgermeisterin Cornelia Jung (parteilos) wollen? Nachdem der Langerwischer Ortsbürgermeister Wolfgang Kroll jetzt erklärt hat, er werde derzeit nicht für einen solchen Antrag stimmen, hat das große Rechnen wieder eingesetzt. Schließlich war Kroll als Mitglied der UWG-Fraktion einer der 16 Unterzeichner des Abwahlantrags vom 10. Juli. Genau 16 Stimmen, das sind zwei Drittel der Gemeindevertretung, werden jedoch auf der Sondersitzung am 27. August gebraucht, um einen Bürgerentscheid über die Abwahl zu beschließen. Laut Kroll sollte der Bürgermeisterin noch einmal eine Frist eingeräumt werden, um festgestellte Mängel bei der Verwaltungsleitung und der Umsetzung von Gemeindevertreterbeschlüssen abzustellen.
Mit Unverständnis reagierte gestern die CDU-Fraktionsvorsitzende Marion Baltzer auf Krolls „Sinneswandel“. Schließlich sei sein UWG-Fraktionschef Gerd Sommerlatte ein maßgeblicher Initiator der beabsichtigten Bürgermeisterabwahl gewesen. „Es scheint da ein erhebliches Informationsdefizit in der UWG-Fraktion zu geben“, so Baltzer. Die Position der CDU bleibe indes unverändert: Zwar habe man Jung vor dreieinhalb Jahren bei der Bürgermeisterwahl unterstützt, doch sie habe es bis heute nicht geschafft, vorhandene Defizite abzubauen. Auch der Fraktionschef der Linken, Peter Pilling, zeigte sich unbeirrt. Er stehe zu seiner Unterschrift unter den Abwahlantrag, sagte er gestern den PNN, einen Fraktionszwang gebe es in dieser Frage jedoch nicht.
Wie berichtet, fehlen auf dem Abwahlantrag die Unterschriften von vier Mitgliedern der FBL/FDP-Fraktion sowie der beiden Grünen im Gemeindeparlament. In der fünfköpfigen FBL/FDP-Fraktion gebe es unterschiedliche Auffassungen zur Bürgermeisterfrage und keinen Fraktionszwang bei der bevorstehenden Abstimmung, sagte deren Fraktionschef Klaus Benthin gestern den PNN. Persönlich sei er jedoch der Auffassung, „dass ein gestörtes Vertrauensverhältnis zwischen Bürgermeisterin und Gemeindevertretung sowie eine angespannte Arbeitsatmosphäre in der Verwaltung nicht ausreichen, den Bürgern zu erklären, dass sie einen neuen Bürgermeister wählen sollen“.
Grünen-Fraktionschef Andree Halpap sagte gestern den PNN: „Wir können die Kritik an Frau Jung zwar in Teilen nachvollziehen. Doch wir sehen ebenso, dass es gegenwärtig auch in der Gemeindevertretung keine personelle Alternative gibt, die dem Amt gerecht wird und den notwendigen Rückhalt bei den Einwohnern hat.“ Zudem würde eine Abwahl der Bürgermeisterin in der jetzigen Situation die ohnehin komplizierte Situation in der Verwaltung nur noch verschärfen, so Halpap. Wie berichtet, fällt der Kämmerer für längere Zeit krankheitsbedingt aus, und auch das Amt des Ordnungsamtsleiters ist zur Zeit unbesetzt.
Cornelia Jung kann also weiter hoffen. Fehler in ihrer Amtsführung hat sie bereits öffentlich eingeräumt. So habe auch die jüngst erfolgte Evaluierung der Verwaltung durch externe Fachleute gezeigt, was in Michendorf noch besser gemacht werden könnte. Nun sollte man jedoch versuchen, gemeinsam die Ärmel hochzukrempeln und ihr nicht den Stuhl vor die Tür stellen, so die Bürgermeisterin. Zu diesem Zweck hat sie in den vergangenen Tagen persönliche Gespräche mit den Gemeindevertretern gesucht. Mit acht Abgeordneten hätten diese bereits stattgefunden, für zwei weitere gebe es einen Termin. Einige Gemeindevertreter hätten laut Jung ein solches Gespräch jedoch kategorisch abgelehnt.
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: