Potsdam-Mittelmark: „Cow Sense“ in Güterfelde
Landesmeisterschaften im Westernreiten mit 200 Teilnehmern
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Stahnsdorf - Pferd und Reiter kreisen im Galopp durch die Turnierhalle, plötzlich stoppen sie abrupt aus vollem Tempo. Das Pferd gleitet noch etwas weiter, Sand wird aufgewühlt. Beim Western-Reiten heißt das Manöver „Sliding Stop“ und gehört zu den spektakulärsten Aktionen der Königsdisziplin „Reining“, einer Western-Form des Dressurreitens, die ausschließlich mit der schnellsten Gangart auskommt. Countrymusik erklingt aus Lautsprechern und außer den Reitern tragen auch viele Zuschauer karierte Hemden, Cowboystiefel- und Hut.
Ein Hauch von Texas lag am Wochenende über der Güterfelder EGO-Ranch an den Mühlenfichten. Denn dort fanden seit Freitag die 13. Landesmeisterschaften im Westernreiten der „Ersten Western-Reiter-Union Berlin-Brandenburg“ statt. Rund 200 Westernreiter nahmen an Wettbewerben in 19 Disziplinen teil.
An sich kommt Westernreiten aus Amerika, wird aber auch in Europa immer beliebter. Cowboyhut und Westernsattel genügen jedoch nicht, um im wilden Galopp durch die Landschaft zu heizen. Bis es die Cowboys und Cowgirls schaffen, lässig ein Lasso zu schwingen, während die andere Hand ruhig auf den Zügeln liegt, vergeht einige Zeit. Die Pferde werden „einhändig“ geführt und im Unterschied zum klassischen Reiten sind die Zügel lose: Das Pferd wird nur mit Schenkeldruck und Gewichtsverlagerung dirigiert. Es muss nicht nur trittsicher und ruhig sein, sondern auch mutig und vor allem mitdenken können, um den „Cow Sense“ zu haben – das Gespür für die Rinder.
Nur mit feinfühligen Pferden ist das Cutting, die Rinderarbeit in der Prärie, zu bewerkstelligen. Auch am Samstagnachmittag war der Wettbewerb im Cutting der Höhepunkt. Ein Pferdehänger wurde aus dem Weg geräumt, damit der große Rindertransport mit laut muhenden Bullen passieren konnte. Als die Rinder verängstigt über eine Stiege in ihr umzäuntes Areal stolperten, wieherte schrill ein aufgeregtes Pferd in der Nähe. „Es kann Kühe einfach nicht ausstehen“, meinte die Besitzerin. Keine guten Voraussetzungen für den Start
Cutting ist in den USA der bestbezahlteste Sport, der noch vor Tennis und Golf rangiert. Bei dem Wettbewerb geht es darum, eines der Tiere von der Herde zu trennen. Dabei treibt das Pferd selbständig das Rind in die Ecke. Der Reiter ist Statist, darf weder Zügel- noch Sporenhilfen geben. Keine leichte Aufgabe, wie auch den Zuschauern am Samstag schnell klar wurde, vor allem wegen der sprunghaften Bewegungen der Pferde.
Einen Bonus erhielten Ross und Reiter zudem, wenn sie ein Tier bis in die Arenamitte „gearbeitet“ hatten. Zeigte ein Rind Anzeichen von Ermüdungen, wurde es wieder zur Herde gelassen und ein neuer Cut begann. Als bester Cutter erwies sich am Samstag Klaus Ruckschnat mit seiner achtjährigen Stute „As Smart As Char“.
Die Cowgirls hatten beim „Freestyle Reining“ die Nase vorn. Bei diesem Wettbewerb, der sich gleichfalls als Zuschauermagnet erwies, kann der Ablauf frei gewählt werden, ebenso Musik und Kostüme. So preschte denn Michael Jackson mit Lockenmähne in die Arena, und auch ein Monster wurde gejagt. Am besten absolvierte diese Kür Lina Marie Heimann auf ihrem Pferd „Classic Shot Gun“, das blumengeschmückt und bestens gelaunt seine Reiterin im Galopp durch die Arena trug. Kirsten Graulich
Kirsten Graulich
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