zum Hauptinhalt

Potsdam-Mittelmark: Da tun sich Gräben auf

Wegen mangelnder Aktenkunde droht Bauprojekt in Seehof wichtiges Entwässerungsnetz zu blockieren

Stand:

Teltow - Die Straßenentwässerung im oberen Bereich der Lichterfelder Allee erfolgt über ein Grabensystem, das bis zum Teltowkanal verläuft. Ein Bereich dieses Grabens soll nun mit einem zweigeschossigem Wohnhaus überbaut werden. Das sehen viele Bürger im Ortsteil Seehof kritisch, vor allem nach den heftigen Regenfällen Anfang des Jahres als die Lichterfelder Allee überflutet war und das Wasser in die angrenzenden Gebäude eindrang.

Anwohner Jörg Medczinsky wollte daher in der Einwohnerfragestunde der jüngsten Stadtverordneten wissen, wie es die Stadt mit ihrem Grabensystem künftig halten wolle. Denn der Graben sei einmal dafür angelegt worden, den Abfluss von Niederschlagswasser zu gewährleisten. Auch wenn eine Rohrleitung unter der Bebauung entlang führen würde, könnte das die Flut eines Starkregens nicht aufnehmen. Der Nuthe-Wasserverband, der für die Unterhaltung solcher Gräben in Potsdam-Mittelmark zuständig ist, attestiert dem Graben in Seehof eine wichtige Funktion.

Bürgermeister Thomas Schmidt (SPD) erklärte, dass die Kreisbauhörde einen positiven Vorbescheid für das Bauvorhaben erteilt habe, obwohl das Teltower Bauamt in einer Stellungnahme auf den Grabenverlauf hingewiesen habe. Das bestätigte auch Bauamtsleiter Bernd Wiebrecht: „Die Bauaufsicht ist unserer Stellungnahme nicht gefolgt, weil sie die Voraussetzungen für einen positiven Vorbescheid als erfüllt ansah.“ Teltow sei nun in Widerspruch gegangen, informierte Wiebrecht.

Im Gegensatz dazu hatte Eberhard Adenstedt (CDU/Grüne) auf Nachfrage bei der Bauaufsicht in Belzig erfahren, dass die Belziger Behörde von Teltow nicht über den Graben informiert worden sei. Diese Auskunft erhielt auch die Bürgerinitiative „Wir in Seehof“ (BiWiS) auf eine entsprechende Anfrage in der Kreisbehörde. Für das entsprechende Flustück habe die Stadt Teltow zudem ihr Einvernehmen erteilt, erklärte der zuständige Sachbearbeiter. BiWiS-Mitglied Lutz Bierbrauer hat dafür nur eine Erklärung: „In den Planunterlagen ist der Graben nicht eingezeichnet, im Gegensatz zum Zehnrutengraben, im unteren Teil der Lichterfelder Allee, gegenüber dem Evangelischen Diakonissenhaus.“ Das belegt auch eine Karte des Teltower Bauamtes. Als Bierbrauer eine Bauamtsmitarbeiterin kürzlich auf diesen Fehler in den Unterlagen aufmerksam machte, sei diese sehr erstaunt gewesen. Dass da noch ein weiterer Graben sei, habe man nicht gewusst, denn von der Straße aus sei das nicht gleich zu erkennen, habe sie gemeint.

Seltsam findet das die Bürgerinitiative schon, denn erst kürzlich sei ein anderer Teil des gleichen Grabens hinter der Max-Sabersky-Allee dem Kahlschlag zum Opfer gefallen. Die Stelle war bisher ein Kleinod in der Landschaft, das rücksichtslos gerodet worden sei. Sogar die Jungpflanzen seien entfernt worden, sagte BiWiS-Sprecher Richard Martin den PNN. Auf ihrer Webseite prangert die BiWiS das Vorgehen an und kommentiert die Fotos ironisch: „Die Stadtverwaltung - unser Vorbild!“ K. Graulich

K. Graulich

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })