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Potsdam-Mittelmark: Das beste Pferd im Stall

Ein Paradies für Dressurfreunde: Evelyn Gutman und ihr Gestüt Bonhomme

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Werder (Havel) - Ihr Alter, der Umsatz, die Kosten – Evelyn Gutman redet nicht über solche Zahlen. Ihr Thema sind Pferde. Und wenn sie über die letzte Körung in Neumünster, von Brandangaben, Stempelhengsten, Staatsprämienstuten und Zuchtlinien erzählt, kann der Laie schnell den Faden verlieren. Gutman ist Pferdenärrin durch und durch – vor gut zwei Jahren hat sie nach einer Drei-Millionen-Euro-Investition ihr Gestüt Bonhomme in Kemnitz gegründet. Ihre Pläne für ein „Institut für Klassische Reitkunst“ in Steinhöfel bei Fürstenwalde waren zuvor gescheitert.

Gutman ist Quereinsteigerin: Sie verdiente früher ihr Geld mit brillantverzierten Uhren- und Schmuckkollektionen, in ihrer Charlottenburger Firma arbeiteten 35 Leute, im Gestüt Bonhomme sind es immerhin 15. „Durch den Schmuck habe ich ein gutes Auge für Pferde bekommen“, sagt sie. Erst später seien die fachlichen Kenntnisse dazugekommen. So kam sie auch zu Sandro Song, dem besten unter ihren 65 Pferden im Stall.

Den Oldenburger erwarb sie vor 17 Jahren bei Paul Schockemöhle, „der hat gar nicht gemerkt, was er mir da verkauft“. Kurz darauf wurde Sandro Song Sieger bei der Körung – einem Auswahlverfahren für Zuchthengste. Hatte Gutmann das Pferd für 100 000 Mark gekauft, wurden ihr jetzt 300 000 geboten. Mit Sandro Song fasste ihr damaliges Gestüt bei Osnabrück Fuß, die Zucht packte sie „wie ein Virus“. Über Sandro Songs Sohn, den Dressur-Weltmeister „Sandro Hit“, hat der Hengst für eine neue Dynastie gesorgt. Gutman machte sich als Züchterin auch einen Namen, als sie ihre Trakehner-Stuten mit dem Oldenburger kreuzte. „Sonst wurde immer nur umgekehrt veredelt.“ Sie ist nicht nur Züchterin, in der Reitakademie des Hauses werden hoffnungsvolle Pferde mit ihren Reitern für europäische Dressur-Wettkämpfe trainiert.

Das Kemnitzer Gestüt wirkt kaum wie eine Landwirtschaft, nur die temperamentvoll schnaubenden Rösser, deren auf Hochglanz gebürsteten Köpfe aus den Ställen ragen, erinnern an die Zweckbestimmung. Die von Rotunden eingefasste Reithalle hat etwas aristokratisches, die gepflasterten Wege wirken wie geleckt. Im vor zwei Wochen eröffneten, ledern eingerichtetem Schweizer Stübchen gibt es zum schönen Blick auf die Koppel Schweizer Käse-Raclette oder Kuchen. Zum Gestüt gehört auch das „Relais Bonhomme“ mit 35 Hotelbetten und Beletage, das jetzt mit Wellnessbereichen komplettiert werden soll. Eine „kleine, exklusive Clubatmosphäre“ stellt sich Gutman vor, mit Whirlpool, Dampfsauna, Lichttherapie und Erlebnisduschen.

Nächstes Jahr ist das Gestüt Drehort der ZDF-Telenovela „Wege zum Glück“. Ein bisschen ist Bonhomme schon Familienbetrieb, der Name ist die französische Übersetzung für „Gutman“. Aus der Immobilienfirma des Mannes kommt manche Finanzspritze, ihre Tochter Rebecca Gutman führt die Geschäfte.

Die gesprächige Berlinerin freut sich bei aller Exklusivität über jeden Gast. Pferdeflüsterer Monty Roberts sorgte voriges Jahr für eine gefüllte Tribüne. Es gab zwei Auktionen von Elitefohlen ausschließlich aus den Neuen Bundesländern. Im Februar wurde zu einer moderierten Pferdeparade hochkarätiger Hengste mit dem Landgestüt Celle eingeladen. Und Bonhomme soll auch künftig ein Veranstaltungsort für Pferdefans sein.

Gutmans großer Traum ist eine „Kemnitzer Dressurgala“: Dressurreiter, die eine Pferdeshow fürs breite Publikum gestalten. Doch zugkräftige Stars wie Olympiasiegerin Isabell Werth kosten eine Stange Geld. „Zumindest beim ersten Mal“, sagt Evelyn Gutman. Ihr Gestüt hat Anziehungskraft – sie ist sich sicher, dass es beim zweiten Mal einfacher wird.

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