
© Manfred Thomas
Potsdam-Mittelmark: Das falsche Gerät
Tödlicher Baustellenunfall in Kleinmachnow hätte verhindert werden können
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Kleinmachnow - Der tödliche Unfall auf einer Baustelle in Kleinmachnow hätte möglicherweise verhindert werden können. Zu dieser Einschätzung kommt jetzt Lutz Marquardt, Leiter der Aufsichtsbehörde im Landesamt für Arbeitsschutz. Er und seine Kollegen haben das tragische Unglück im Schlehdornweg untersucht. Bei Arbeiten an einer Baugrube war ein 43-jähriger Berliner am 6. Oktober mit einem Mini-Radlader in die Grube gestürzt. Grobe Vorschriftsverletzungen gegen die Baustellensicherheit habe es vor Ort nicht gegeben, sagte Marquardt gegenüber den PNN. Aber: Der 43-Jährige, ein Verwandter des Bauherren, arbeitete mit dem Radlader in einem sehr engen Bereich nah an der Baugrube für den Keller des geplanten Einfamilienhauses. Der Keller war fertig, die Grube sollte verfüllt werden. Beim Rangieren war er offenbar mit den Hinterrädern über den Grubenrand gefahren und in das rund drei Meter tiefe Loch gerutscht. Er wurde unter der 1,5 Tonnen schweren Arbeitsmaschine begraben. Vor Ort erlag er seinen Verletzungen.
„Der Kompaktlader war neu und absolut in Ordnung“, sagte Marquardt. Allerdings war die Maschine nicht für die Arbeiten in diesem engen Bereich geeignet. Für ein Wendemanöver benötige ein Radlader viel Platz, so Marquardt. Mit einem geeigneteren Gerät wie einem Bagger hätte das Unglück verhindert werden können, so seine Einschätzung.
„Baustellen sind immer Gefahrenstellen“, warnt der Experte. Das gelte insbesondere auf privaten Baustellen, wenn Verwandte oder Nachbarn mit anpacken, sagt Marquardt. „Wenn man auf seiner Baustelle unerfahrene Helfer anstellt, ist es um so wichtiger sie über die Gefahren aufzuklären.“ Dabei gehe es nicht nur um die Gefahren denen sich die Helfer aussetzen, sondern auch denen, die sie selbst mit ihrem Handeln verursachen. Grundsätzlich sei Nachbarschaftshilfe erlaubt, sagte Marquardt. Allerdings müssen die Helfer bei der Berufsgenossenschaft der Bauwirtschaft (BG Bau) gemeldet werden, damit sie versichert sind. Der in Kleinmachnow verunglückte Berliner war gemeldet, so Marquardt.
Im vergangen Jahr wurden der BG Bau knapp 120 000 laufende Eigenbauprojekte privater Bauherren in ganz Deutschland gemeldet, sagte BG-Sprecher Thomas Lucks den PNN. Allerdings vermutet er zahlreiche weitere Bauvorhaben, die nicht erfasst wurden, weil viele Bauherren ihre Baustelle nicht anmelden. „Damit gehen sie erhebliche Risiken ein“, mahnt Lucks. Allein in 2008 registrierte man in Brandenburg 3583 Baustellenunfälle, drei davon endeten tödlich. Erst vor zwei Jahren waren ein Vater und sein Sohn auf einer Baustelle in Seddiner See ums Leben gekommen, als bei Abdichtungsarbeiten eine vier Meter hohe Giebelwand auf sie hinabstürzte.
„Hauptsächliche Anlässe für Unfälle sind Abstürze von Gerüsten, Dächern und Leitern sowie Stolper- und Rutschunfälle.“ Zudem geschehen sehr viele Unfälle dadurch, dass Beschäftigte die Kontrolle über Maschinen oder Werkzeuge verlieren, ähnlich wie bei dem Unfall in Kleinmachnow, zählte Lucks auf. Die gesetzlichen Vorschriften seien eindeutig: Bei einem Unfall trägt der Bauherr die Verantwortung. Werkeln Freunde, Kollegen, Verwandte und Nachbarn auf der Baustelle mit, muss sie der Bauherr melden. Tobias Reichelt
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