zum Hauptinhalt
Gegen Obsträuber helfen nur regelmäßige Kontrollen auf den Plantagen.

© J. Schlüter

Potsdam-Mittelmark: „Das geht weit über Mundraub hinaus“ Diebstähle auf Werders Plantagen nehmen zu

Werder (Havel) – Sie kommen nachts mit der Gartenschere und räumen ganze Rebstöcke ab. So beschreibt Winzer Manfred Lindicke ein Ärgernis, das immer häufiger auftritt.

Von Eva Schmid

Stand:

Werder (Havel) – Sie kommen nachts mit der Gartenschere und räumen ganze Rebstöcke ab. So beschreibt Winzer Manfred Lindicke ein Ärgernis, das immer häufiger auftritt. Diebe stehlen ihm seine Weintrauben auf dem Werderaner Wachtel- und dem Galgenberg. Was illegal an seinen Hängen abgepflückt werde, gehe weit über Mundraub hinaus, sagt er. In den letzten zwei Jahren habe der Diebstahl an den Weinreben massiv zugenommen, so Lindicke. Wie hoch die Verluste sind, kann er nicht genau sagen. Der Schaden sei auf jeden Fall groß, denn die Diebe reißen beim Pflücken auch die Triebe ab. „Das hat wiederum Auswirkungen auf die Ernte im darauffolgenden Jahr“, so der Winzer.

Offenbar sind immer mehr Obsträuber in Werder unterwegs. Auf den 180 Hektar großen Plantagen von Obstbauer Thomas Giese werden regelmäßig ganze Apfel- und Kirschbäume leer gepflückt. Angefangen habe der Spuk vor rund fünf Jahren, berichtet er. Dabei seien seine Anlagen eingezäunt, die Tore nachts verschlossen. Um an die Kirschen und Äpfel zu kommen, schneiden die Diebe Gieses Zäune auf und räumen auch Großkisten aus, die auf dem Feld stehen geblieben sind. „Das müssen Leute sein, die das Obst weiterverkaufen“, so Giese. Und sie greifen in einer Erntesaison kräftig zu, manchmal sogar mehrmals in der Woche. Obstbauer Giese spricht von stattlichen Verlusten. Die Räuber bei der Polizei anzuzeigen würde wenig bringen. „Das kostet nur Zeit, geschnappt wird sowieso niemand“, sagt Giese resigniert.

Gegen die Diebe helfe nur Eigeninitiative: „Wenn die Obstbauern nicht abends ihre Plantagen kontrollieren würden, dann wäre der Schaden noch viel größer”, sagt der Vorsitzende des Werderaner Obst- und Gartenbauvereins, Walter Kassin. Zudem müssten sie regelmäßig auf der Lauer liegen. Mittlerweile verzichte der Verein auch darauf, stärker in der Kirschenzeit für Werder zu werben. „Viele Obstbauern befürchten, dadurch noch mehr Diebe anzulocken.“

Ein später Kontrollgang durch die Plantagen können aber nur Obstbauern machen, die wenig Anbaufläche haben und in der Nähe der Plantage wohnen. Für Thomas Giese ist das fast unmöglich: er baut sein Obst unter anderem in Werder, Glindow und Schenkenberg an. Eva Schmid

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })