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Potsdam-Mittelmark: Das geliebte Double

Tribute-Shows von Wolfgang Petry oder Depeche Mode lockten zahlreiche Gäste zum Teltower Stadtfest

Von Eva Schmid

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Teltow – Er ist elf Jahre jünger und ihm fehlt der markante Schnauzbart. Ansonsten gleicht der Musiker Thomas Döring mit Karohemd, langen lockigen Haaren und Freundschaftsbändern am Arm ganz und gar seinem musikalischen Vorbild, Wolfgang Petry. Bei seinem Bad in der Menge am Samstagabend auf dem Teltower Stadtfest jubelten die Schlagerfans. Die Stimme, die Scherze und seine Art, sich zu bewegen – das Petry-Double Döring wirkt authentisch. Jede Textzeile wird mitgesungen. Und das Publikum feiert sein Double, vielen ist es egal, dass auf der Bühne nicht das Original steht.

Das Teltower Stadtfest lockte auch in diesem Jahr mit den Songs von Petry, Helene Fischer oder Depeche Mode zahlreiche Besucher an. Mit Tribute-Shows und Coverbands ist die Potsdamer Werbe- und Eventagentur brando, die das Fest seit elf Jahren ausrichtet, bisher immer gut gefahren. „Das Publikum will gerne bekannte Musik hören, aber unser Budget ist begrenzt“, so die Chefin der Agentur, Stefanie Herfurth.

Seit elf Jahren organisiert sie das Teltower Stadtfest. Man wolle den Gästen bei freiem Eintritt gute Unterhaltung bieten. Für das Stadtfest in diesem Jahr hat sie rund 210 000 Euro akquirieren müssen. Die Stadt bezuschusst das Fest mit 45 000 Euro. Die Gage für einen Wolfgang Petry, der seit 2006 ohnehin nicht mehr auftritt, Schlagersängerin Helene Fischer oder eine Band wie Depeche Mode seien eben nicht drin. „Die Tribute-Shows locken oftmals mehr Besucher an als Auftritte weniger bekannter Künstler“, so Herfurth. In Teltow sei besonders die AC/DC-Coverband Jailbreakers beliebt, die im vergangenen Jahr spielte. „Hier in der Region hat sie mehrere Fanklubs, die kommen selbst bei strömendem Regen zu den Auftritten“, berichtete Herfurth. Dennoch setze sie auf ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Cover- und Originalbands.

Kurz bevor Döring alias Petry am Samstagabend mit seiner Show loslegt, warten drei Frauen direkt vor der Bühne. Die Musik von Wolle, wie sie ihren Schlagerstar nennen, sei ihre Musik. Als Döring dann die Treppen hochsteigt, sagt die 42-jährige Peggy Bognar aus Großbeeren: „Da ist er ja endlich, unser Wolfgang.“ Einige Reihen hinter ihnen steht ein junges Paar aus Teltow, ein 19-jähriger Junge und ein 16-jähriges Mädchen singen laut alle Lieder mit. Zwar sei Petry nicht mehr ihre Zeit, aber Schlager mache eben Spaß. Direkt neben ihnen klatschen zwei Männer mit ausgestreckten Armen in die Hände und singen auch mit. Ja, auch sie seien Schlagerfans, sagt einer der beiden, der 50-jährige Jörg Diekmann aus Lichterfelde-Ost. Eigentlich seien sie wegen dem Helene-Fischer-Double gekommen: ihrer Anni. Auch bei Anni Perka, die kurz vor Thomas Döring auftritt, singen die Fans jedes Lied laut mit. Sie gehört zu den meistgebuchten Helene-Fischer-Doubles, schreibt Perka auf ihrer Homepage.

Einer ihrer Fans knipst im Sicherheitsbereich vor der Bühne mit einer professionellen Kameraausrüstung unermüdlich Fotos von ihr. Die Fotos, die er schießt, stellt er seinem Idol zur Verfügung. Der 46-jährige Andreas Runge hat es sich zu seiner Aufgabe gemacht, in seiner Freizeit zu fast allen Konzerten von Anni Perka zu gehen. Am Samstag ist er drei Stunden aus seinem Heimatort Friedland in Mecklenburg-Vorpommern angereist. „Seit ich Anni vor zwei Jahren zum ersten Mal gehört habe, bin ich einfach begeistert“, erzählt Andreas Runge. Mittlerweile hat sich die blonde Hamburgerin eine eigene Fanbasis aufgebaut. „Ich werde auch immer stärker als Anni und nicht mehr nur als Helene wahrgenommen“, sagt das Double. Im nächsten Jahr will sie ihre eigene Musik machen. Sie und auch Thomas Döring kamen per Zufall zu ihrem Double-Job. Genehmigen lassen muss man sich das vom Original nicht. Prinzipiell ist Doublen in Deutschland erlaubt. „Man muss vor dem Konzert aber deutlich darauf hinweisen, dass nicht das Original auftritt“, so Döring. Sonst gebe es Ärger mit dessen Management.

Neben den vielen Tribute-Shows sorgten beim diesjährigen Teltower Stadtfest bekannte Größen wie Midge Ure und die 80er–Jahre-Band The Twins für internationales Publikum. „Aus der Schweiz, Italien, Frankreich und Polen kamen die Fans nach Teltow“, so Herfurth. Nach vier Tagen Stadtfest zog die Organisatorin eine positive Bilanz. Zum ersten Mal wurde auch ein Regiotag mit knapp 100 Künstlern organisiert. Auch die Flüchtlinge, die in Teltow leben, hatten einen Stand und kamen mit den Besuchern des Stadtfestes ins Gespräch.

Neben den Musikdoubles gab es auch Imitatoren der Polizei. Zwei Politessen mit Schirmmützen und Schärpe waren auf Streife, einer sogenannten „Promill-Streife“. Für einmal Pusten kassierten sie 2,80 Euro.

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