zum Hauptinhalt

Potsdam-Mittelmark: Das Goldgeheimnis der Rennkanuten

Mit „Talismann“ aus Werder wurde Christian Gille in Athen Olympiasieger

Stand:

Mit „Talismann“ aus Werder wurde Christian Gille in Athen Olympiasieger Klaus-Peter Rudolph Werder/Leipzig - Das hätte ihm keiner zugetraut: Der 28-jährige Leipziger Karosseriebauer Christian Gille galt bei den Olympischen Spielen in Athen als krasser Außenseiter. Bestenfalls Platz 3 bis 6 hatte man von ihm erwartet. Doch dann holte er Gold. Jetzt lüftete Gille sein Goldgeheimnis: ein Magnet-Resonanz-Gerät, hergestellt in Werder. Das kleine innovative Unternehmen Osira produziert den Heilsbringer. „Thora“ ist der Name des Gerätes, das wie ein Schmuckstück um den Hals getragen wird. Der Life-Activator ist das kleinste Magnetfeldtherapie-Gerät der Welt zur prophylaktischen Anwendung für die Gesundheit. Es soll unter anderem hilfreich sein für die bessere Regeneration, die Aktivierung des Stoffwechsels und für die Steigerung der körperlichen und geistigen Leistungsfähigkeit, werben die Hersteller. Gille hatte den Tipp von seinem Großvater bekommen, der damit seine langjährigen Rücken- und Schulterschmerzen kurierte. Für Gille war es ein Wink des Schicksals. Der Kanu-Rennsportler war bis zum 2001 im Zweier mit Thomas Zereske sehr erfolgreich gewesen. Zweimal wurden sie Weltmeister. Doch bei den Olympischen Spielen 2000 in Sydney reichte es gerade für den 5. Rang. Zereske nahm die Schuld auf sich und beendete den Leistungssport, nicht ohne seinem Freund Gille Mut zu machen, es mit einem neuen Partner nochmal zu versuchen. Den fand er nach langer Suche in dem aus Polen stammenden Tomasz Wylenzek, der in Essen trainierte. Die knappe Zeit bis zu den Spielen von Athen trainierten sie bis zum Umfallen, bis Gille einen emotionalen Tiefschlag erlitt. Sein langjähriger Freund und Kanu-Partner Thomas Zereske starb – erst 38 Jahre alt – an Leukämie. „Ich war durch das Training völlig ausgepowert und musste noch diesen harten Verlust hinnehmen", erinnert sich Gille. „Wahrscheinlich hätten andere in meiner Situation alles hingeschmissen.“ Auf Nachfrage bei Osira in Werder bekamen Gille und sein neuer Partner Wylenzek je ein Gerät zum Testen. Für die Firma war die Erfahrung interessant, wie sich eine Technik, die als preiswerte Alternative quasi für Jedermann entwickelt wurde, im Hochleistungssport bewähren würde. Und für die Sportler war sie eine gute Chance, das harte Training weiter zu optimieren. Zwar hatten die Sportler bereits Erfahrungen mit der Magnetfeld-Therapie und wussten, dass diese Geräte regenerierend, leistungssteigernd und sogar motivationsfördernd sein können. Aber mit der bisherigen Technik konnte keiner von ihnen diese Vorteile wirklich nutzen. Das wurde mit „Thora" anders. Jetzt konnte jeder Athlet die Technik 24 Stunden täglich nutzen. Gille: „Ich spürte förmlich, wie meine Kräfte zurückkamen und konnte wie mein Partner im Training noch deutlich zulegen.“ Wenige Wochen vor Olympia entschied der Trainer, dass die Plätze im Boot getauscht werden sollen. Der trainingsstärkere Gille wurde Schlagmann auf dem vorderen Platz. In ihren Olympiaprognosen hatten Sportexperten dem Team Gille/Wylenzek maximal Platz 3 bis 6 eingeräumt. Doch dann kam am 27. August das Finale über 1000 Meter. Das deutsche Team lag bis kurz vor dem Ziel auf Rang zwei. Gille zog noch einmal an. Wylenzek konnte dem hohen Tempo ebenfalls folgen und in einem grandiosen Schlussspurt paddelte der deutsche Zweier zu Olympiagold. Gille war mit einem Trauerflor für seinen toten Freund Thomas Zereske gestartet, dem der den Sieg widmete. „Er hat mir beigebracht, wann und wie man sich für den Erfolg schinden muss und wie man sich im Leben durchsetzt", begründete Gille seine Entscheidung. Auch heute ist „Thora“ ein ständiger Begleiter von Christian Gille. „Das Amulett ist so eine Art Talisman für mich geworden“, erzählt Gille. Daraus einen Placebo-Effekt zu konstruieren, wäre angesichts eines so grandiosen Erfolgs wohl unredlich: Heute bekommt Christian Gille den Ehrenbambi für verdiente Sportler verliehen. Den haben vor ihm schon so bekannte Athleten wie Mohammed Ali, Franz Beckenbauer, Rudi Völler, Oliver Kahn, Michael Schumacher, Heike Drechsler, Jan Ullrich, die WM-Kicker-Damen und Franziska van Almsick bekommen.

Klaus-Peter Rudolph

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })