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Tunnel der Triebe. Die Folien schützen die Spargelbeete vor Witterungsunbilden. Helfer aus Polen stechen wie hier im Beelitzer Ortsteil Elsholz vielerorts jetzt die Spargelstangen.

© ddp

Von Claus-Dieter Steyer: Das große Stechen

Rund um Beelitz beginnt heute die Spargelsaison. Der Winter ist den Stangen offenbar gut bekommen

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Beelitz - Das Goethe-Zitat wird jetzt rund um Beelitz wieder gern zitiert: „Der Spargel ist wahrlich der König aller Gemüse; bedauerlich nur, dass seine Herrschaft so kurz währt.“ Während einer Rast in der Beelitzer Posthalterei soll der Dichter dies niedergeschrieben haben. Allerdings dürften die weißen Stangen zu seiner Zeit nur in einigen Bauerngärten gewachsen sein, denn erst 1861 und damit 29 Jahre nach Goethes Tod begründete der Glasmacher Karl Friedrich Wilhelm Herrmann mit dem ersten feldmäßigen Anbau den Aufstieg zur Spargelregion. Nach dem offiziellen Saisonauftakt am heutigen Freitag auf dem Spargelhof Syring im Beelitzer Ortsteil Zauchwitz läuft die Erntezeit bis zum Johannistag am 24. Juni.

„Er schmeckt in diesem Jahr wieder sehr gut“, schwärmt Manfred Schmidt, Chef des Beelitzer Spargelvereins. „Die dicke Schneedecke hat ihn zuerst vor dem starken Frost geschützt und mit Beginn des Tauwetters mit ausreichend Feuchtigkeit versorgt.“ In den sich schnell erwärmenden Sandböden habe der Spargel nun keine Zeit mehr, holzig zu werden. Bis zu sieben Zentimeter schießt eine Stange bei warmem Wetter pro Tag nach oben. Da die Sonne aber auch Beelitz in den vergangenen Wochen nicht gerade verwöhnt hat, überdecken die Landwirte ihre Felder mit großen Folien. Neuerdings gibt es sogar regelrechte Tunnel: Drahtgestelle tragen zusätzliche Planen, unter denen dann richtiges Gewächshausklima herrscht.

Bei einem Ausflug zu den Spargelhöfen werden Interessierte in die neuesten Kniffe der Bauern eingeweiht. Schließlich liegen die Felder gleich nebenan, sodass jeder den Spargelstechern über die Schulter schauen kann. „Alles Handarbeit“, sagt Claudia Mikosch vom Spargelhof Buschmann & Winkelmann in Klaistow. „Für das mühsame Stechen gibt es noch keine Maschine.“ Auch während der an jedem Wochenende stündlich zwischen von 11 und 16 Uhr stattfindenden kostenlosen Betriebsführungen würden die Besucher immer wieder über den hohen Personaleinsatz staunen. Zwar übernehmen Automaten inzwischen die Sortierung und das Waschen der Stangen, aber dennoch sind mehrere Dutzend Frauen und Männer mit den einzelnen Ernte-Etappen bis zur fertigen Versandkiste beteiligt. „Dann wird vielen Gästen der anfangs als hoch bewertete Preis von derzeit knapp neun Euro pro Kilo der besten Sorte plötzlich verständlich“, sagt Mikosch. Wem das noch zu teuer ist, der muss warten: Im Laufe der kommenden Tage wird der Preis langsam sinken.

Video von Potsdam-TV:

Von Claus-Dieter Steyer

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