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Potsdam-Mittelmark: „Das hier ist nicht Kleinmachnow“

SPD-Bürgermeisterkandidat Eckhard Reinkensmeier will vor allem zum Wohle der Alteingesessenen wirken

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SPD-Bürgermeisterkandidat Eckhard Reinkensmeier will vor allem zum Wohle der Alteingesessenen wirken Von Henry Klix Amt Michendorf. Der Name ist hier ein Begriff: Sein Vater war sein Leben lang in Beelitz Lehrer. Sein Bruder ist als Direktor des Michendorfer Gymnasiums bekannt. Und auch Eckhard Reinkensmeier lässt keinen Zweifel, dass er fest in der Region verwurzelt ist. „Ich möchte Bürgermeister in erster Linie für die sein, die so lange wie ich hier leben“, sagte der 45-jährige Diplom-Bauingenieur, seit seinem zweiten Lebensjahr in Michendorf ansässig. Auch wenn ein Drittel der Bürger der neuen Großgemeinde Zugezogene sind, lege er Wert auf“s „Bewahren“: „Wenn es jetzt schon in Langerwisch Beschwerden gibt, wenn morgens ein Hahn kräht, muss man dem entgegentreten“, findet er. Zugezogene sollten das dörfliche Leben als ein Stück Lebensqualität begreifen, wie sie es vielfach bereits tun. „Das hier ist nicht Kleinmachnow, Potsdam oder ein Berliner Stadtbezirk“, verlangt er Bekenntnisse zur Heimatregion. Am Dienstag nominierte der SPD-Ortsverein Michendorf Eckhard Reinkensmeier einstimmig zu seinem Bürgermeisterkandidaten. Und trotz Querelen innerhalb des Ortsvereins gilt Reinkensmeier selbst unter Nicht-SPD-Kommunalpolitikern als Favorit für die Wahl am 26. Oktober. Er selbst glaubt angesichts der Zahl von voraussichtlich fünf Bürgermeisterkandidaten an eine Stichwahl. „Wenn ich die erreiche, wäre ich schon froh“, meint der Parteilose gelassen. Als Bürgermeister zu kandidieren, darauf sei er nicht selbst gekommen. Vielmehr habe ihn die SPD gefragt, ob er antreten würde. „Da habe ich allerdings nicht lange überlegt.“ Denn die sechs in ihrer Entstehungsgeschichte, Größe und Struktur unterschiedlichen Orte zusammenzuführen und dabei ihre Eigenarten zu bewahren, sei eine Aufgabe, die ihn reize. Bewahrt werden müsste zum Beispiel die bauliche und landschaftliche Struktur in den Gemeinden, wie es Wilhelmshorst jetzt mittels eines Bebauungsplanes versuche. Für dichtere und preislich günstigere Bebauung würde es genügend neue Baugebiete geben, wie die Bahnstraße in Michendorf beweise. Alte Ortsbereiche zu verdichten, davon hält Reinkensmeier nichts. Zusammenrücken müssten die Orte unterdessen, was die Verkehrsinfrastruktur betrifft. Der öffentliche Nahverkehr sei in den Orten in seinem Angebot sehr unterschiedlich, umso wichtiger ein ordentliches Straßennetz. „Es ist traurig, wie die Kreisstraße von Michendorf nach Stücken aussieht.“ Was die Michendorfer Umgehungsstraße angeht, ist Reinkensmeier für eine Wiederholung des Planfeststellungsverfahrens, wenn das Gericht Verfahrensfehler erkennt. Bei allem Protest der Milan-Bürgerinitiative dürfe das „Schutzgut Mensch“ aber bei einem neuen Verfahren nicht vergessen werden. Auch beim Straßenzustand in den Gemeinden gebe es Defizite, die zu beheben seien. Reinkensmeier hat in der Michendorfer Poststraße ein Modell angeregt, dass jetzt auch in der Rüsternallee zum Tragen kommt: Ein vereinfachter Ausbau durch Verlegen einer Schwarzdecke, der ohne Fördermittel für die Anlieger bezahlbar bleibt und aus Schlammpisten nutzbare Zufahrtstraßen macht. 13 Jahre lang Gemeindevertreter in der Michendorfer SPD- und später SPD/ Bündnisgrüne-Fraktion, von 1993 bis 1994 InterimsBürgermeister Michendorfs, von Anbeginn Mitglied der Verbandsversammlung des Abwasserzweckverbands Mittelgraben, als Bauleiter stets auch „Cheforganisator“ sieht sich Reinkensmeier den Anforderungen an das Bürgermeisteramt voll gewachsen. „Ich kenne viele Probleme hier vom Urschleim an.“ Beruflich bedingt frage er nicht nach Hindernissen, sondern Lösungswegen. Mit „reinen Verwaltungsabläufen“ sei er indes weniger vertraut, räumt er ein. Doch er sieht darin auch Chancen: Wenn Amtsdirektorin Cornelia Jung zuerst nach Verwaltungsvorschriften fragt, so interessiere ihn vor allem, das beste für die Menschen rauszuholen. „Die Vorschriften stehen an zweiter Stelle.“ Durch Reinkensmeiers beruflichen Werdegang ziehen sich seit der Wende Brüche. Und er verschweigt nicht, dass die Situation der Bauwirtschaft ihm den Schritt zur Kandidatur erleichtert habe. „Man muss schon eine Möglichkeit sehen, sich zu verabschieden.“ Nach der jahrelangen Tätigkeit für das Wohnungsbaukombinat Potsdam wurde Reinkensmeier nach der Wende Bauleiter für die Beta GmbH Groß Kreutz. 1994 stellte er sich mit einigen Mitstreitern auf eigene Füße: Doch Reinkensmeier zahlt immer noch einen Kredit ab, den er als geschäftsführender Gesellschafter der Hausbau Groß Kreutz GmbH verbürgt hatte. Die Firma ging 1998 in Insolvenz – und Reinkensmeier in die Selbstständigkeit. „Mit der Baubranche im Osten geht es seit 1995 trotz anders lautender Prognosen stetig bergab“, weiß er aus leidvoller Erfahrung. Und doch sei er Optimist geblieben. Für die Probleme des Mittelstandes müsse auch auf kommunalpolitscher Ebene nach Antworten gesucht werden, wie beim Thema Gewerbesteuer. Michendorf müsse als Gewerbestandort attraktiv bleiben, eine möglichst rege Investitionstätigkeit der öffentlichen Hand in Gang gehalten werden – auch zum Vorteil der Einwohner.

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