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Potsdam-Mittelmark: „Das ist der Helmut-Kohl-Effekt“

Kathrin Wiencek (UKB) will die 20-jährige Wardin-Ära in Beelitz beenden

Stand:

Um Ihre Bewerbung ging es lange hin und her. Erst hieß es: Sie macht es. Dann haben Sie dementiert. Jetzt treten Sie doch an. Sie wollen aber schon gewinnen?

Ich weiß, dass spekuliert wird, mit mir würde das Unabhängige Kommunalbündnis nur verhindern wollen, dass einer der anderen Kandidaten im ersten Wahlgang gewinnt. Das ist aber Unsinn. Wenn ich kandidiere, dann will ich auch gewinnen. Fünf Kandidaten wären allerdings zu viel gewesen. Dass ich antrete, war damals tatsächlich nur ein Gerücht, das sich verselbstständigt hatte. Nachdem Peter Koppenhagen dann aber zurückzog und es zunächst nicht so aussah, dass Nadine Hofmann ihre Unterstützerstimmen zusammenbekommt, sollte es wenigstens eine ernsthafte dritte Alternative geben.

Womit wollen Sie sich profilieren?

Mir geht es darum, die 17 Orts- und Gemeindeteile ins Blickfeld zu rücken, die drei anderen Kandidaten sind Beelitzer. Wir vom UKB sind ja die Vertreter der kleinen Dörfer und haben daraus auch Stimmen bei der letzten Kommunalwahl gezogen. Heute sind wir die stärkste Fraktion in der Stadtverordnetenversammlung. Die Bürger in den Ortsteilen sehen sich mitunter noch benachteiligt. Das ist teilweise auch ein Gefühl aus der Zeit der Eingemeindungen. Es werden zwar Projekte in den Ortsteilen umgesetzt, es ist aber nicht richtig klar, wonach es geht. Beelitz braucht eine Entwicklungsplanung, die alle Ortsteile einschließt und zeigt, wo wir hinwollen. Im Moment macht jeder seine Vorschläge, die dann mal umgesetzt werden und mal nicht.

Was können die Stadt-Beelitzer von Ihnen erwarten?

Als Bürgermeisterin muss man natürlich die Gesamtheit sehen. In Beelitz selbst gibt es auch Projekte, die noch umgesetzt werden müssen, unter anderem die Sanierung der Kreuzung Berliner Straße / Clara-Zetkin Straße sowie Straßenbauprojekte insgesamt. Außerdem müssen begonnene Vorhaben wie der Schwimmbad-Umbau und die Kita-Sanierung fortgeführt werden.

Der Freibad-Umbau für 3,3 Millionen Euro und der Haushalt sind Wahlkampfthema. Sie stehen aber hinter den Projekten?

Natürlich, denn wie die anderen habe auch ich das Schwimmbad mit beschlossen. Die Argumentation einiger Fraktionen, die jetzt dagegen sind, ist wirklich erstaunlich. Wenn wir den Umbau stoppen, haben wir eine Million Euro in den Sand gesetzt. Man muss sich vorher überlegen, ob man etwas will und nicht erst, wenn die Aufträge ausgelöst sind. Wir hatten nur die Wahl: Zuschütten oder es richtig anpacken. Es wird zwar ein Zuschussgeschäft bleiben, aber Beelitz ist jetzt Mittelzentrum und hat damit auch für die umliegenden Gemeinden eine Verantwortung. Was besser hätte laufen müssen, ist die Beteiligung der Bürger. Das ist ohnehin noch ein Problem in Beelitz: Man muss die Bürger mehr mitnehmen.

Der Haushaltsentwurf ist trotzdem in der Stadtverordnetenversammlung durchgefallen. Was ist schiefgelaufen?

Wir haben uns in fünf Sitzungen im Finanzausschuss gemüht, zuletzt hat sich der Wahlkampf bemerkbar gemacht. Es ist bedrückend: Wir sind alles Seite für Seite durchgegangen. Die Ortsbeiräte haben Vorschläge gemacht, wir haben überlegt, wie es sich finanzieren lässt und das vom Rathaus einarbeiten lassen – und nun fehlt plötzlich der politische Wille, den Haushalt durchzubringen. Es ist ja nicht so, dass sich Beelitz die Kredite nicht leisten könnte. Wir haben die Verschuldung auf anderthalb Millionen Euro abgebaut, haben jetzt optimale Zinssätze. Die Großprojekte laufen längst, wir müssen das Geld also in die Hand nehmen.

Das ist auch die Linie von Bürgermeister Wardin. Warum sollte man ihn nicht einfach wieder wählen?

Ich bin prinzipiell gegen zu lange Amtszeiten. Da fahren sich Wege ein und die Innovationskraft lässt nach. Frische Ideen kann man nach 20 Jahren nicht mehr aus sich selbst herausziehen, weil man zu sehr mit dem Apparat verwachsen ist. Das ist der Helmut-Kohl-Effekt. Deshalb sollte man aufhören, wenn es am schönsten ist.

Solche Töne kommen auch aus den meisten anderen Fraktionen – und die unterstützen Bernhard Knuth. Was macht Sie zur besseren Alternative?

Ich neige zu Teamgeist, aber am Ende muss die Entscheidung stehen. Ich kann nicht alles endlos diskutieren. Herr Knuth ist ja jemand, der alles mit jedem besprechen will, aber dafür hat ein Bürgermeister gar nicht die Zeit. Man muss das Entscheidungsrecht, das man dann hat, auch ausüben wollen und können – nicht für sich, sondern im Interesse der Gemeinde. Der Wahlkampf läuft zurzeit sehr persönlichkeitsbezogen, und das stört mich. Man sollte nicht zum Selbstzweck Bürgermeister werden wollen, nur um sich dann auf die Schulter klopfen zu können. Im Amt des Bürgermeisters muss man sich als Person zurücknehmen und kann nicht seine Sympathien und Antipathien ausleben. Da geht es dann einzig und allein darum, die Stadt voranzubringen.

Das Interview führte Thomas Lähns. An dieser Stelle werden bis zum Wahltermin am 7. März in loser Folge alle Beelitzer Bürgermeisterkandidaten befragt.

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