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Potsdam-Mittelmark: „Das ist doch nicht mehr zeitgemäß“

Schwielowsees Einwohner kritisieren Berechnung des Lärmaktionsplans

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Schwielowsee /Stahnsdorf - Wenn der Verkehr auf der Bundesstraße 1 durch Geltow brettert, wenn Eisenbahnen, Flugzeuge und Motorräder gleichzeitig zu hören sind, dann kann man sich nur noch die Ohren zu halten oder krank werden.

Das ist die pessimistische Feststellung der Einwohner Schwielowsees, die am Mittwoch mit Bürgermeisterin Kerstin Hoppe (CDU) über den ersten Lärmaktionsplan der Gemeinde diskutiert haben. Für Ärger sorgte, dass in den Berechnungen zum Aktionsplan weder Vehrkehrsstoßzeiten betrachtet wurden, noch der Lärm als Ganzes erfasst wurde. Also der Pegel, wenn alles gleichzeitig brummt, rauscht und rast. „Das ist doch nicht mehr zeitgemäß“, sagte ein Anwohner aus Geltow. Auch über den künftigen Lärm im Ort sagt das Papier wenig aus. Dabei wird er auf der B 1 zunehmen: „In sieben Jahren rechnen wir mit 24 000 Fahrzeugen pro Tag“, so Hoppe.

Bisher sind es etwa 18 000 Autos, Lkw und Motorräder täglich. Das reicht aus, um die Gemeinde zu verpflichten, ihre Lärmquellen im Rahmen eines Aktionsplans zu untersuchen. So schreibt es die Europäische Union seit dem Jahr 2002 vor. Ziel ist es, den gesundheitsschädlichen Lärm in den Griff zu bekommen. Dafür sollen tagsüber 65 Dezibel nicht überschritten werden. Das entspricht in etwa dem Lärm in einer vollen Kantine. Nachts liegt die Grenze bei 55 Dezibel – ein normales Gespräch.

Außer an der B1 in Schwielowsee ist es auch in Caputh besonders laut. Dort sind die Michendorfer Chaussee, die Friedrich-Ebert-Straße, die Schwielowseestraße, die Straße der Einheit und die Potsdamer Straße vom zuständigen Umweltministerium untersucht worden. In dem Plan ist auch aufgeführt, wie viele Anwohner betroffen sind. Demnmach sind in Geltow 130 bis 140 Einwohner den zu lauten Verkehrsgeräuschen ausgesetzt. In Caputh leiden tagsüber 75 Einwohner unter zu lautem Lärm, nachts sind es sogar 131 Einwohner.

Damit es ruhiger wird, sind im Lärmaktionsplan auch geräuschmindernde Maßnahmen aufgeführt: Würde in Caputh nachts Tempo 30 gelten, könnten viele Anwohner ruhiger schlafen. Auf der B1 ist das bereits der Fall. Wenn dort am Tag langsamer gefahren werde, gebe es aber keine signifikante Wirkung, so das Papier. Für die anwesenden Anwohner sind das keine guten Nachrichten. Sie verstanden nicht, wieso mit einem Lärmaktionsplan so wenig verbessert werden könne.

Auch in Stahnsdorf wird über die zweite Stufe eines Lärmaktionsplans diskutiert, zuletzt im Bauausschuss. Doch Ausschusschef Claus-Peter Martensen (CDU) hält nicht viel von dem Papier. „Reine Statistik, keine Prognose für die Zukunft“, sagt er. So wisse man nun, dass die Potsdamer Straße sehr laut sei. In Zukunft wird ein großer Teil des Verkehrs wohl um den Ort herum über die neue Landesstraße 40 bei Güterfelde fahren. Ob es dann leiser wird, sei nicht geprüft worden, so Martensen. es/tor

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