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Kein Cent verschenkt. Eine Woche vor Ostern soll die Blütentherme in Betrieb gehen.

© Andreas Klaer

Potsdam-Mittelmark: „Das ist nicht die Große-Therme“

Schlagabtausch im Stadtparlament zu Bauverzögerung und Mehrkosten. Sonderausschuss mehrheitlich abgelehnt

Stand:

Werder (Havel) - Die SPD-Fraktion hat Aufklärung über die Blütentherme verlangt. Ein Sonderausschuss sollte sich mit den Mehrkosten und Zeitverzögerungen beim städtischen Großprojekt befassen, forderte SPD-Fraktionschefin Anja Spiegel am Donnerstag im Stadtparlament. „Es gibt erheblichen Klärungsbedarf.“ Nach einer Replik des Bürgermeisters Werner Große (CDU) wurde der Antrag mehrheitlich abgelehnt.

Die Eröffnung der Therme, deren Bau vor zwei Jahren begonnen hatte, war anfangs im Dezember 2012 geplant, wird sich aber bis April 2014 verzögern. Außerdem soll die Stadt einen Teil der Mehrkosten übernehmen. Für den Neubau war ein Festpreis von 18 Millionen Euro vereinbart, die Mehrkosten bewegen sich nach Angaben der Kristall Bäder AG bei sieben Millionen. 900 000 Euro davon will das Unternehmen von der Stadt.

Den Stadtverordneten sei vom Rathaus auf Nachfragen wiederholt dargelegt worden, warum es keine Mehrkosten für die Therme geben kann, so Spiegel. Bürgermeister Große konterte: „Ich kann ihnen erst von Mehrkosten erzählen, wenn sie gefordert werden.“ Dies habe er getan. „Sie wollen hier eine Wahlkampfshow abziehen“, warf er der SPD-Fraktion vor. Ein Sonderausschuss sei völlig überflüssig, da es bereits eine Arbeitsgruppe der Stadtverordneten gebe, die den Gesamtprozess begleite. Sie hat bislang nur vor dem Baustart getagt – offenbar weil niemand um einen weiteren Termin bat. „Mir ist kein Antrag von der SPD bekannt, dass die AG einberufen werden soll“, sagte Große. Er selbst werde jetzt eine Sitzung für den Januar beantragen.

Die Forderung von 900 000 Euro werde derzeit von den Anwälten des Rathauses geprüft. „Dann wird sich zeigen, ob das vertragskonform ist.“ Kein Cent werde unnütz ausgegeben. Die SPD habe die Möglichkeit, in den Vertrag zwischen Stadt und Kristall Bäder AG einzusehen, mache davon aber nicht Gebrauch. „Das ist auch nicht die Große-Therme, sondern die Therme für die Bürger der Stadt Werder und des Umlandes und für die Touristen.“ Was den Eröffnungstermin 12.12.2012 angeht, sei er nicht vom Rathaus gekommen, sondern vom Aufsichtsratschef der Kristall Bäder AG, Heinz Steinhart, genannt worden.

Unterstützung bekam Große vom Fraktionschef der Freien Bürger, Baldur Martin. Die Bauzeit sei für ein so großes Projekt nicht ungewöhnlich, die genannten früheren Starttermine seien Propaganda gewesen. Auch die Zahlungsstreitigkeiten zwischen Generalunternehmer und Subunternehmen seien nicht Sache der Stadt. „Ein Sonderausschuss käme mir vor wie der Hund, der den Mond anbellt.“ CDU-Fraktionssprecher Christian Große sagte, dass die Fachausschüsse ausreichten, um sich über die Blütentherme auszutauschen. „Die Fraktionen können dazu Tagesordnungspunkte beantragen.“

Das Rathaus informierte die Stadtverordneten am Donnerstag erneut über den Bautenstand. Demnach sind bislang 12 der 18 Millionen Euro an die Bäder AG bezahlt worden. Die Rohinstallation sei abgeschlossen, die Dämmarbeiten zur Hälfte fertig. Die Innenverkleidung mit Naturstein und Marmor habe begonnen, die Estrichverlegung stehe bevor. Im Januar solle die Haustechnik fertig werden.

Der Projektberater der Stadt, Ludwig Lüllepopp, der am Donnerstagnachmittag mit Heinz Steinhart Landrat Wolfgang Blasig (SPD) über die Baustelle geführt hatte (PNN berichteten), verteidigte am Abend vor den Stadtverordneten das Projekt. Er rechnete vor, dass der Bau eines kleinen Hallenbades für zehn Millionen Euro, wie es anfangs geplant war, im Lebenszyklus eines Bades von 30 Jahren deutlich teurer gekommen wäre als die öffentlich-private Partnerschaft für die Blütentherme. Denn die Stadt habe keine Betriebs-, Reparatur und Modernisierungskosten und bekomme Pacht.

nbsp;Henry Klix

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