Potsdam-Mittelmark: „Das ist Schwielowsee: Man zieht an einem Strang“
Bürgermeisterkandidatin Kerstin Hoppe über Bürgermeisteramt, Erholungsort und fehlende Hausmacht
Stand:
Sie wurden vor acht Jahren als politische Quereinsteigerin zur Bürgermeisterin gewählt. Wie verändert ein solches Amt einen Menschen?
Man kann, wenn man gezielt an die Dinge herangeht und die Menschen hinter sich bringt, viel erreichen. Diese Erfahrung ist prägend. Ich wollte in diesen acht Jahren meiner Verantwortung gerecht werden und habe immer versucht, viele Menschen auf diesem Weg mitzunehmen. Man muss dazu diszipliniert herangehen, man wird nachdenklicher. Auf der anderen Seite fragt man sich: Lohnt es sich, ist es das Wert, auf so viel zu verzichten? Freizeit, Ruhe und Freunde werden etwas sehr Wertvolles. Und ich bin froh, dass ich meine Familie hinter mir habe.
Was ist Ihnen am Wichtigsten von dem, was Sie in den acht Jahren in der Gemeinde durchsetzen konnten?
Wir haben in Schwielowsee ein Zusammengehörigkeitsgefühl entwickelt. Ich spürte das wieder beim letzten Fährfest: Trotz der Erlebnisnacht in Potsdam und den vielen anderen Veranstaltungen rundherum waren Tausende Besucher da. Und die vielen Helfer und Unterstützer sind auch dabeigeblieben. Das ist für mich Schwielowsee: Man zieht an einem Strang, aber jeder Ortsteil hat seine eigene Identität. In Ferch spürt man inzwischen den Charme des Malerdorfs. Geltow hat durch die Straßensanierung in Alt-Geltow einen Schub genommen. In Caputh gibt es diese Vielzahl kultureller Aktivitäten, die uns nach außen ein Gesicht verleihen. Alles gehört zusammen wie ein dreiblättriges Kleeblatt. Und das Wichtigste: Im Kita- und Bildungsbereich haben wir wirklich viel erreicht.
Was würden Sie im Fall Ihrer Wahl in der nächsten Wahlperiode anders machen?
In den Wahlprogrammen der beiden anderen Kandidaten wird viel über mehr Bürgerbeteiligung gesprochen. Das sagt sich leicht dahin, aber die Bürger müssen es auch wollen. Es sind immer zwischen 50 und 60 Leute zu den Wirtschafts- und Kulturstammtischen gekommen, die vor acht Jahren eingeführt wurden. Aber in den Ausschüssen, Ortsbeiräten oder der Gemeindevertretung sinkt das Interesse massiv. Ich würde mir wünschen und mich dafür einsetzen, dass tatsächlich mehr Bürgerbeteiligung stattfindet.
Sie haben die Bewerbung zum Staatlich anerkannten Erholungsort vorangetrieben. Den Titel gab es aber vorerst nur für Ferch und Caputh, Geltow blieb wegen der Belastung auf der B 1 außen vor. Würden Sie rückblickend sagen, dass das alles etwas zu schnell gegangen ist?
In dem Moment, in dem die Gemeindevertretung den Grundsatzbeschluss zur Bewerbung fasste, war das Tempo gesetzlich vorgegeben. Wir haben Hausaufgaben bekommen und für alle Gemeindevertreter war klar, dass die nicht kostenlos zu erledigen sind. Das touristische Wegeleitsystem, das „rote i“ für das Tourismusbüro, die Erholungsortsentwicklungskonzeption und die Tourismusstelle im Rathaus waren alles Auflagen, die wir für die Bewerbung erfüllen mussten. Das ist aber auch gut angelegtes Geld und bringt einen Mehrwert für die Gäste, die Einheimischen und die Gemeinde.
Fürchten Sie nicht, dass ein paar Ihrer Geltower Wähler mit dem Verfahren vergrätzt wurden und die Fahnen wechseln?
Alle, die ernsthaft am Bewerbungsverfahren mitgewirkt haben, wissen, dass wir für alle drei Ortsteile gekämpft haben. Zu keinem Zeitpunkt im Bewerbungsverfahren gab es einen Hinweis, dass wir Geltow außen vor lassen sollten wegen der Bundesstraße. Mich jetzt so hinzustellen, als ob ich die Gemeinde spalte, ist hanebüchen. Auf der Erholungsort-Urkunde ist ein Platz für Geltow frei. Es ist ein Ziel meines Wahlprogramms, die Bedingungen an der B 1 zu verbessern, damit auch Geltow es schafft. Als Gemeinde Schwielowsee können wir uns aber schon jetzt Erholungsort nennen. Geltow profitiert von allen Vorteilen, so bekommen wir hier auch eine 80-prozentige Förderung für bestimmte touristische Projekte.
Der Solidarpakt läuft in den nächsten zehn Jahren schrittweise aus, das Land strafft schon jetzt die Fördermittel. Wofür muss in Schwielowsee immer Geld da sein?
Da bin ich einer Meinung mit meinen beiden Herausforderern: für Kitas und Schulen. Wir müssen natürlich auch die andere Infrastruktur schrittweise weiterentwickeln, nach den Bundes- und Kreisstraßen zum Beispiel auch die kleineren Straßen ausbauen. Ich bin stolz, dass unser Haushalt dafür so gut aufgestellt ist.
Sie haben, anders als ihr Parteifreund Werner Große in Werder (Havel), keine CDU-Hausmacht in der Gemeindevertretung. Ein Nachteil?
Nein. Die Diskussion über unterschiedliche Interessenlagen habe ich immer als nützlich empfunden. Zu den Entscheidungen der letzten acht Jahre kann ich hundertprozentig stehen. Man kann es sicher nicht jedem Recht machen. Wir haben aber immer versucht, die jeweils bestmögliche Lösung zu finden.
Das Interview führte Henry Klix
ZUR PERSON
Kerstin Hoppe ist 45 Jahre alt, stammt aus Stülpe bei Luckenwalde und hat ein Diplom als Hochbauingenieurin. Seit 1988 arbeitete sie im Autobahnkombinat und war seit 1991 Büroleiterin in einem Tragwerksplanungsbüro, bevor sie vor acht Jahren zur Bürgermeisterin der Gemeinde Schwielowsee gewählt wurde. Hoppe ist Bundesvize der Kommunalpolitischen Vereinigung. Seit 17 Jahren lebt sie mit Mann in Caputh. hkx
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