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Potsdam-Mittelmark: „Das können wir gut“

Stahnsdorfs Männerchor feiert sein 125-jähriges Bestehen, doch Nachwuchs ist kaum zu finden

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Stahnsdorf - Früher, als der Stahnsdorfer Männerchor noch in den Dorfkneipen probte, kamen öfter Neue vorbei. Ganz offiziell, um ein Bier zu trinken. Inoffiziell hörten die gestandenen Männer dann aber doch mal rein, erklärt Bernhard Gäsert. Schließlich sei Singen was für Mädchen. Doch der Chor konnte begeistern. So feiern die Herren um ihren musikalischen Leiter Martin Zierenberg am 12. Oktober ihr 125-jähriges Bestehen in der Stahnsdorfer Dorfkirche. In Kneipen singen sie nicht mehr – was schlecht ist für die Mitgliedergewinnnung.

„Die Zeiten haben sich geändert“, sagt Gäsert. Er ist der Sprecher des Chors, einer der ältesten noch aktiven Stahnsdorfer Vereine. Seit knapp 30 Jahren ist Gäsert dabei. Skatabende und Kneipennächte haben die 25 Männer lange nicht mehr gefeiert. „Wir werden eben älter“, sagt Gäsert und lächelt. Das Durchschnittsalter des Chors liegt zwischen 60 und 70 Jahren. „Es ist überall das gleiche, der Nachwuchs fehlt.“

1883, als sich der Chor unter dem Namen „Gesangsverein Immergrün“ gründete war das noch anders. Über die Generationen hinweg seien junge und alte Männer eingetreten. Oft Handwerker, die Kontakte knüpfen wollten. Neben der Unterhaltung und dem Singen deutschen Liedguts erhofften sie sich wirtschaftliche Kontakte. So wuchs der Chor zwischenzeitlich auf 100 Mitglieder an. „Gesungen haben davon nur 50“, erklärt Gäsert.

Bereits nach dem Zweiten Weltkrieg hatte sich das Vereinsleben geändert. Erst 1949 begann man unter Chorleiter Hugo Kielblock und dem neuen Namen „Stahnsdorfer Männerchor 1883“ wieder mit Gesang. Auf Frühlings-, Sommer-, Tanz- und Faschingsfesten sangen sich die Herren zurück ins Stahnsdorfer Kulturleben, erklärt Gäsert und blickt über den Rand seiner Brille auf ein altes Foto. Es entstand zur Faschingszeit. Mit kurzen Kleidern und langen Haaren zeigt es den Männerchor in Frauengestalt. Dabei war Brigitte Heinrich die einzige Frau, die es in den Chor schaffte. Zwischen 2000 und 2001 leitete sie die Männer, eh sie den Taktstock an Martin Zierenberg übergab.

Zierenberg wird es auch sein, der die Herren in ihr Jubiläums-Konzert am Sonntag führen wird. Auf dem Programm stehen sakrale Lieder neben Volks-, Jagd- und einigen Trinkliedern. Ab 17 Uhr werden die Männer die alte Dorfkirche mit ihrem Gesang füllen. „Und das“, sagt Bernhard Gäsert mit einem breiten Lächeln, „können wir alle noch sehr gut.“ Tobias Reichelt

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