zum Hauptinhalt

Potsdam-Mittelmark: „Das Rübchen ist unverzichtbar“

Stefanie Icks will Teltow vermarkten. Das Gemüse und Senioren sollen dabei eine wichtige Rolle spielen

Stand:

Frau Icks, in der Vergangenheit lag das Stadtmarketing in privaten Händen, warum lenkt das Rathaus die Werbung seit diesem Jahr selbst?

Die Wege hier im Rathaus sind einfach viel kürzer, hier ist man bestens vernetzt. Die Tourist Information arbeitet in der Stadtverwaltung und auch der Kulturbereich. Die verschiedenen Fäden der Tätigkeitsfelder, die zum Stadtmarketing gehören, wie Tourismus, Veranstaltungen oder Verwaltung, laufen hier zusammen.

Ich habe in meinen Unterlagen gekramt und eine Tüte Teltower Rübchensamen gefunden. Die gab es vor einiger Zeit in der Tourist Information zu kaufen.

Die gibt es immer noch. Die Tüten sehen anders aus, aber der Inhalt ist gleich.

Das Rübchen ist das wohl bekannteste Werbemerkmal der Stadt. Trotzdem hat sich Teltow vom Titel Rübchenstadt verabschiedet, welche Rolle wird das Gemüse in der Werbung spielen?

Das Teltower Rübchen wird immer eine Rolle in der Werbung spielen, denn es ist ein Alleinstellungsmerkmal für Teltow. Im Bereich Tourismus-Marketing ist es nach wie vor von großer Bedeutung und wird es auch immer sein. Wir werben damit und sehen immer wieder, dass es auch in Hamburg oder anderen großen Städten bekannt ist. Dementsprechend ist das Rübchen für das Tourismus-Marketing unverzichtbar. Die Rübchen waren auch mir ein Begriff, bevor ich nach Teltow kam und von all meinen Bekannten wurde ich darauf angesprochen.

Sie wollen das Image der Stadt aufpolieren. Wo sehen Sie die größten Defizite?

Als ich das erste Mal in die Stadt kam, habe ich mich gefragt, wo man hier im Innenstadtbereich flanieren und shoppen kann. Den kleinen, inhabergeführten Einzelhandel zu stärken und nach vorn zu bringen, das ist eine Sache, die ich daher unbedingt aufgreifen will. An der Oderstraße haben sich zwar die großen Filialen und Ketten angesiedelt, aber eigentlich lebt eine Stadt vom kleinen Einzelhandel.

Einige werbewirksame Projekte wurden bereits angeschoben, wie die Tourist Information. Welche Ideen haben sie?

Eine Idee ist, dass Unternehmen die Möglichkeit bekommen sollen, sich auf ihre Seniorenfreundlichkeit hin überprüfen und zertifizieren zu lassen. Erste Gespräche mit dem Seniorenbeirat habe ich schon geführt. Die waren ganz angetan. Der Plan ist, dass uns Unternehmen anschreiben und dann gehen wir mit Mitgliedern des Seniorenbeirats zu den Händlern und überprüfen, ob die Verkäufer freundlich sind, ob Senioren in den Regalen alles gut erreichen, ob die Preisschilder groß genug gedruckt wurden, es irgendwo Sitzmöglichkeiten gibt und man die Toiletten benutzen kann. Ein Kriterium wird auch sein, ob man schwere Einkäufe nach Hause geliefert bekommt. Für das Unternehmen gibt es dann eine Plakette, damit die Rentner sehen: Hier ist seniorenfreundlicher Service gegeben. Da der Anteil der älteren Bevölkerung steigt, ist das eine Kaufkraft, die man in Zukunft nicht unterschätzen sollte.

Wie finden die Senioren die Läden, wird es da einen Stadtplan geben?

Wir sind noch dabei, das endgültige Konzept und auch die Kriterien für die Prüfung zu erarbeiten. Für Senioren soll das Zertifikat ein Qualitätsmerkmal sein und für die Unternehmen eine Möglichkeit, sich seniorenfreundlich zu präsentieren.

Sie waren vorher bei der Bundesvereinigung City- und Stadtmarketing beschäftigt. Erklären Sie doch mal den Unterschied zwischen Werbung für sagen wir Hustensaft und Werbung für eine Stadt?

Beim Hustensaft geht es darum, ein Produkt zu verkaufen. Es soll werbewirksam sein, damit, wenn ich das nächste Mal in der Apotheke stehe, ich nur zu dieser einen Sorte greife. Das Stadtmarketing zielt aber einerseits auf die eigenen Bürger ab. Mit verschiedenen Projekten versucht man, dass sie sich mit ihrer Stadt identifizieren und sich hier wohlfühlen. Die Stadt soll attraktiv sein, auch für alle ansässigen Unternehmen. Und dann gibt es auf der anderen Seite noch die Außenwahrnehmung der Stadt. Man will, dass sich Besucher wohlfühlen und die Stadt gerne besuchen und hier etwas erleben können. Genauso wirbt man auch Unternehmen und Investoren an, indem man die Stadt als attraktiven Wohn- und Arbeitsstandort verkauft.

Sie wollen einen Marketing-Plan entwickeln. Was verbirgt sich dahinter?

Dort finden sich Projekte wie der seniorenfreundliche Service wieder. Wir sammeln erst mal Ideen und versuchen die mit dem Lenkungskreis, einer Gruppe von Personen aus Politik, Kirche, Wirtschaft und Seniorenbeirat, zu bewerten. Das mit dem Seniorenservice ist bereits auf gute Resonanz gestoßen. Eine andere Idee ist ein Einkaufsführer, eine Art Einkaufsbegleiter, in dem sich verschiedenen Geschäfte präsentieren können. Außerdem wollen wir rausbekommen, was der Bürger braucht und wie er seine Stadt sieht. Dazu werden wir im März eine Bürgerumfrage starten. Daraus lassen sich sicher auch neue Ideen ableiten. Zudem führen wir fort, was als Basis schon da ist, wie die Ausbildungsmesse. Eine Idee ist auch ein Integrationsprojekt mit den Bewohnern des neuen Asylbewerberwohnheims in Teltow. Man könnte gemeinsam kochen und gemeinsam essen, damit sich die Kulturen annähern.

Vielleicht auch Teltower Rübchen. Haben Sie die schon probiert?

Ja, auf der Grünen Woche, da gab es ein bisschen Suppe und ich war schon immer ein Suppenfreund.

Das Interview führte Tobias Reichelt

Stefanie Icks ist seit Januar im Rathaus für das Stadtmarketing zuständig. Die 30-jährige Diplom-Geografin war zuvor bei der Bundesvereinigung City- und Stadtmarketing beschäftigt.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })