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Landratswahl in Potsdam-Mittelmark: Das sichere Kreuz

Potsdam-Mittelmark hat gewählt: Ein Stimmungsbericht aus den Wahllokalen in Kleinmachnow, Teltow und Stahnsdorf.

Stand:

Schon kurz nach acht herrscht vor dem Wahllokal in der Lichterfelder Allee in Teltow-Seehof ein reges Kommen und Gehen. Zumeist sind es Familien mit Kindern, die den sonnigen Tag noch nutzen wollen. Aber auch Ältere wie das Paar, das die Mutter im Rollstuhl behutsam durch die Tür schiebt, haben sich früh auf den Weg gemacht. Die drei Wahlhelfer vorn neben dem Eingang gleichen akribisch Ausweise und Wahlberechtigungsscheine ab, ehe sie die Stimmzettel aushändigen. „Mama, nur ein Kreuz machen!“, raunt die Frau der älteren Dame im Rollstuhl noch zu, während sie das Gefährt an die Wahlkabine bugsiert und dann einige Schritte zur Seite tritt. Einmal gefaltet, wird der Stimmzettel durch einen Schlitz in die Wahlurne gesteckt.

Hinter dem weißen Kasten sitzt Wahlvorsteher Lars Müller und beaufsichtigt das Wahlgeschehen. Freundlich und gelassen beantwortet er alle Fragen, auch die Zahl zur Wahlbeteiligung hat er in einer Minute im Kopf ausgerechnet: „Bis jetzt ungefähr 15 Prozent“. Da ist es kurz nach elf. Vorn am Eingang studiert ein Paar das Musterexemplar eines Wahlzettels, der dort aushängt. Sie tippen auf eine Spalte: „Der war nicht dafür“, flüstert die Frau. Dann nicken beide und es scheint klar zu sein, wen sie wählen. Nach der Wahl sagt die Frau, sie hätten eigentlich SPD wählen wollen. „Aber uns gefällt nicht, dass hier in Teltow so viel Geld für den Hafen ausgegeben wird“. Außerdem solle ihre Straße luxuriös ausgebaut und von den Anwohnern bezahlt werden, ergänzt der Mann: „Da wollten wir der Stadt auch mal Schaden zufügen!“ Beide schauen etwas ratlos, als sie erfahren, dass der Landrat für Hafen und Siedlungsstraßen gar nicht zuständig ist.

Traudel F. aus der Teltower Blumensiedlung hat sich erst am Sonntagmorgen entschieden, doch noch ins Wahllokal zu gehen. Sie habe immer links gewählt, betont sie, aber diesmal wähle sie Blasig, weil der einen schuldenfreien Haushalt geschafft habe und die Arbeitslosenquote im Landkreis niedrig sei. Ein Freund habe ihr das so erklärt und dann fügt sie noch hinzu: „Finanzen und Arbeit sind doch wichtig“. Die Kandidaten der Linken habe er bisher bei allen Wahlen angekreuzt, sagt auch der Teltower Fritz W. aus der Altstadt. „Aber bei so einer Landratswahl geht es ja um Personen und Blasig ist da für mich erste Wahl“. Auch der junge Mann, der in kurzen Turnhosen ins Kleinmachnower Wahllokal der Maxim-Gorki-Schule spurtet, hat den SPD-Kandidaten gewählt. „Als Bürgermeister hat Blasig hier einen guten Job gemacht und ich glaube, als Landrat wohl auch“. Eine Frau, die ihren Hund an der Schultreppe festleint, meint trotzig: „Mir ist eigentlich egal, wer Landrat wird“, und dann etwas versöhnlicher „der Blasig war ja nicht schlecht!“. Obwohl gleich drei Kandidaten für den Posten des Landrates aus Kleinmachnow stammen, scheint der Amtsinhaber nicht nur im Heimatort, sondern in der gesamten Region klarer Favorit zu sein. Sogar traditionelle CDU-Wähler wie Manfred L. machten ihr Kreuz hinter dem SPD-Kandidaten. „Das ist das erste Mal, dass ich einen Sozi wähle“, sagt er und radelt lachend davon. Während es vor den Kleinmachnower Wahllokalen in der Mittagszeit stiller geworden ist, sind im Nachbarort Stahnsdorf rund um den Dorfplatz noch viele Wähler unterwegs. Etwa zehn Prozent der Wahlberechtigten hätten bis Mittag ihre Stimme abgegeben, schätzt ein Helfer im Wahllokal der Feuerwehr. Eine junge Stahnsdorferin, die gerade gewählt hat, verrät nur: „Ich wähle immer dieselbe Partei und hoffe, dass die weiterhin gute Arbeit macht“. Mehr offenbart Gabriele Hamer. Obwohl sie manches an der SPD zu kritisieren habe, wähle sie diese Partei immer wieder. Vom Landrat erhoffe sie sich künftig mehr Unterstützung für Kitas und Schulen, vor allem, dass mehr Erzieher und Lehrer eingestellt werden. Hamer und ihr Mann Michael Haeuser arbeiten in Berlin, leben aber seit rund 20 Jahren in Stahnsdorf. Als Pendler wünschen sie sich daher bessere Nahverkehrsanbindungen. Haeuser: „Ich hoffe, Landrat Blasig macht sich auch stark für eine Verlängerung der S-Bahn von Teltow nach Stahnsdorf.“

Gegen 16 Uhr haben etwa 30 Prozent der Wahlberechtigten im Wahllokal Teltow-Seehof ihre Stimme abgegeben. „Für eine Landratswahl ist das gut“, meint Lars Müller und ist optimistisch, dass in den nächsten zwei Stunden noch einiges hinzukommen werde. Der Kleinmachnower Wahlleiter Jürgen Piekarski schätzt, dass die Wahlbeteiligung in seiner Gemeinde bei rund 40 Prozent liegen wird. Zusammen mit den Briefwählern käme man auf über 50 Prozent.

Kirsten Graulich

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