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Erschossener Hund in Teltow: „Das sind wir Stella schuldig“
Teltower Hundehalter erheben schwere Vorwürfe gegen den Jäger, der ihre Labrador-Hündin auf den Buschwiesen erschoss.
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Teltow – Es sind die kleinen Gesten, die seit dem Tod Stellas fehlen, sagt Katrin R. Die warme Pfote auf der Hand oder das Klopfen an der Schlafzimmertür. „Eigentlich mochte ich das nicht, wenn sie am Morgen mit ihrem Schwanz laut gegen die Tür gewedelt hat“, sagt Katrin R. Sie wirft ihrem Mann einen traurigen Blick zu. „Jetzt fehlt es uns so sehr.“ Ein Schuss auf ihre fünfjährige Labrador-Hündin Stella hat das Leben der tierlieben Teltower Familie auf den Kopf gestellt.
Bei einem Abendspaziergang am vergangenen Wochenende hatte ein 79-jähriger Jäger die freilaufende Hündin auf einem Feld an den Buschwiesen ins Fadenkreuz genommen und abgedrückt (PNN berichteten). Der Schuss auf die schwarze Labrador-Hündin war tödlich. Gegenüber der Polizei hatte der Jäger angegeben, Stella beim Wildern erwischt zu haben. Um ein Reh vor den Bissen des Hundes zu schützen, habe er geschossen.
Die Familie hat jetzt der Version des Jägers widersprochen und schwere Vorwürfe gegen ihn erhoben. Mit seinem Schuss habe der Waidmann nicht nur das Leben des geliebten Familienhundes ausgelöscht, sondern auch das Leben des Familienvaters aufs Spiel gesetzt.
Gerade zehn Meter habe er von der Stelle entfernt gestanden, an der die Hündin getroffen wurde. Mit Fotos und Videoaufnahmen hat die Familie die Blutspuren im Schnee dokumentiert und versucht, die schrecklichen Ereignisse nachzustellen. „Wir wollen klarstellen, wie es wirklich war“, sagt Marko R. „Das sind wir Stella schuldig.“
Marko R. war an jenem Samstagabend mit der Labrador-Hündin unterwegs gewesen. „Da war kein Reh“, sagt R. Es sei ein Gassi-Gang wie viele andere gewesen. Die Familie wohnt nah an den Teltower Buschwiesen. Die grüne Lunge der Stadt ist beliebt bei Wanderern, Radlern und anderen Hundebesitzern. Zwar gilt hier Leinenzwang, doch nicht alle halten sich daran, auch Marko R. an diesem Abend nicht. Das räumt er ein. Aber darf ein Jäger deshalb eine Hündin erschießen?, fragt er sich.
Über das Feld, vorbei an den Pferdekoppeln und weiter über einen Weg am Waldrand sei er an jenem Abend mit Stella spaziert. Auf einer breiten Wiese in Sichtweite einiger Wohnhäuser liegen noch Tage später Eicheln und Körner auf dem Boden verstreut. Mit der Futterstelle wollten Jäger Rehe oder Wildschweine anlocken. Marko R. kennt den Platz, kennt den Hochstand und auch das kleine Versteck aus Gestrüpp, Besenstielen und einem alten Bürostuhl dahinter, dass sich die Jäger gebaut haben.
Marko R. kannte sogar das Auto des 79-jährigen Schützen. „Wenn ich es gesehen habe, habe ich Stella sofort an die Leine genommen.“ An diesem Samstagabend war das Auto nicht zu sehen. „Es war dunkel, es war minus zwölf Grad kalt, da rechnet man nicht mit einem Jäger.“ Im Augenwinkel hat er Stella noch an der Futterstelle schnüffeln sehen, sagt Marko R. Dann sei der ohrenbetäubende Schuss gefallen.
„Stella hat aufgejault, das vergisst man so schnell nicht.“ Gerade zehn Meter habe er von der Hündin entfernt gestanden. Noch bevor er wusste, was passiert ist, habe sich Stella zu ihm geschleppt. Sie verlor dicke Bluttropfen auf seinen Stiefel, auf seine Hose. Noch Tage später sind die Spuren im Schnee zu sehen.
„Mit zittrigen Händen habe ich mein Handy herausgeholt und die Polizei gerufen.“ Vor den Beamten konnte der Jäger alle notwendigen Jagdberechtigungen vorweisen. Rechtlich scheint der Jäger auf der sicheren Seite – sollte das unangeleinte Tier tatsächlich ein Reh gejagt haben. Der Kleinmachnower Jagdpächter Peter Hemmerden hatte das Vorgehen dennoch kritisiert. Der Preis, einen Hund zu erschießen, sei zu hoch, die Gefahr für den nahen Hundehalter zu groß.
Hinzu kommt: Generell dürfen Jäger keine Menschen beim Schießen gefährden. Zudem seien Schüsse im Umkreis von 300 Meter zu einem Haus verboten. Marko R. sagt, dass er ganz in der Nähe seine Hundes gestanden habe, als der Schuss gefallen war. Die Szenerie hat er mit einem Maßband nachvollzogen. Der Jäger habe einen Fehler gemacht, dafür solle er jetzt geradestehen. Die Familie hat Anzeige wegen des Verstoßes gegen das Tier- und Jagdschutzgesetz erstattet.
Ein Tierpathologe wird die tote Hündin jetzt untersuchen. Demnächst wird der Fall dann wohl ein Gericht beschäftigen. „Sie können sich nicht vorstellen, wie wir uns gerade fühlen“, sagt Katrin R. Stella sei wie ein Kind für die Familie gewesen.
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