KulTOUR: „Das soll eine Einladung sein ...!“
Installationskünstler werden in Beelitz für Kunstschau in Beelitz-Heilstätten
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Beelitz - Eine Stadt kann man auf ganz unterschiedliche Art regieren. Beelitzens Bürgermeister Bernhard Knuth hat sich für eine spezielle Variante entschieden: „Die Stadt soll von Kultur und Kunst getragen werden“, sagte er am Montag, als er mal kurz bei den Installationskünstlern der diesjährigen „European Exchange Academie“ (EEA) vorbeischaute. Obwohl das Areal Beelitz-Heilstätten nun in privater Hand ist, durfte das Rathaus als Hauptveranstalter wieder an gleicher Stelle, also in der „ehemaligen Männerlungenheilstätte“, tätig werden.
Das diesjährige Thema „Crossing Point“ meint Schnittstellen von Begegnungen oder Ereignissen, etwas im wahrsten Sinne Vorübergehendes, da hat jeder eigene Erfahrungen. Mit seiner achten Auflage hat die EEA noch einmal gehörig zugelegt, dreiundvierzig Teilnehmer aus fünfzehn Hochschulen wohnen derzeit in Lehnin, arbeiten dafür im höchst desolaten „academy building“ des alten Heilstätten-Geländes ganz in Klausur. Der „Globalisierungsgrad“ berührt drei Kontinente, es sind Kanadier dabei, Briten, Leute aus Deutschland und Benelux, Skandinavien und Japan. Betreut wird das gut vierwöchige Intensivstudium der nicht-akademischen Künste wie eh vom langjährigen Führungsduo Harry Heying und dem Beelitzer Bauamtsleiter Gerd Ohligschläger.
Was da am Montag auf dem Kirchplatz in Gesellschaft von Ahorn und Straßenlaterne aufgebaut und mit Kaffee und Kuchen eingeweiht wurde, sieht zuerst einmal nicht gerade attraktiv aus: Eine dreiviertelrunde Stahlkonstruktion, zusammengeschweißt aus diversen Stahlröhren, Rost statt Lack, gerademal zwei Meter hoch. „Es soll eine Einladung sein“, erzählte die deutsche EEA-Teilnehmerin Nikola Hartl, und weist auf zwei Sitzplätze innen. Darüber befindet sich ein metallener Lampenschirm mit eingebautem Lautsprecher.
In typischer EEA-Manier haben die Kunststudenten einen Dreiminuten-Spot komponiert, den man in dieser stilisierten Weltkugel hören kann. Oder ist es der „Beelitzer Bovist“? Die Klänge sind sehr beruhigend, sehr lustig und trotzdem poetisch. Bernhard Knuth ließ schon mal Interesse am Erwerb der Klanginstallation durchblicken – nach dem Ade mit einer „Goodbye Lehnin Party“ am Schlafort.
Was Fremde über den „Durchgangsort“ Beelitz sagen, ist nicht zu verachten. Nach einer ersten Befragung halten die Kursanten die Einheimischen für freundlich, zugänglich und interessiert, auch wenn sie scheinbar erst gerufen werden wollen – zu diesem Objekt („Aussehen ist nicht so wichtig“) etwa, das noch keinen Namen hat, oder nach Heilstätten, wo viele Beelitzer noch nie oder „schon lange nicht mehr“ waren.
Bei der Exposition in zwei Wochen wäre Gelegenheit dazu, die letzte vielleicht bei der neuen Besitzlage? Wie immer sich das in spe auch gestalten mag, der Aufbruch vom „Atelier Heilstätten“ nach Beelitz hin, wo alle Tage kein Spargelfest ist, war überfällig. Die Stadt soll belebt werden, meint die EEA.
Auch Bernhard Knuth denkt so, man sieht ja am Schwielowsee, was für ein Lebensmotor „die Kunst“ werden kann. Vielleicht ließe sich sogar künstlerisch-konzeptionell ein Transfer, in den öffentlichen Raum organisieren. Warum nicht definitiv für den verwaisten Platz an der Alten Marie arbeiten? Kunst, falls vorhanden, kann alles. Dann wäre es nach innen und außen plötzlich eine „Beelitzer Akademie“.
Auch nicht schlecht, oder? An dem kunstbegeisterten Bürgermeister würde es dann wohl kaum liegen.
Gerold Paul
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