Potsdam-Mittelmark: Das tapfere Rübchen schreibt Geschichte
Auf dem 6. Teltower Rübchenfest wird die eingefahrene Ernte gefeiert und über die Zukunft der Delikatesse sinniert
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Auf dem 6. Teltower Rübchenfest wird die eingefahrene Ernte gefeiert und über die Zukunft der Delikatesse sinniert Teltow - Klein und unscheinbar, aber kämpferisch – so ist das Teltower Rübchen. In ein paar Tagen soll es geerntet werden und wieder einmal hatte das Wurzelgemüse beim Gedeihen mit allerlei Widrigkeiten zu kämpfen. Axel Szilleweit aus Ruhlsdorf ist der einzige Landwirt der Region, der die kleinen, hellen Rüben noch anbaut. Josef Jakobs aus Schäpe bei Beelitz musste aufgeben, nachdem die Kohlfliege im vergangenen Jahr seine Ernte zu Nichte gemacht hatte. Szilleweit, der die Rübchen auf mehr als zwei Hektar anpflanzt, hatte in diesem Jahr auch seine liebe Not: „Unmittelbar nach der ersten Aussat gab es einen riesigen Wolkenbruch, der einen Großteil der Samen wieder ausschwemmte. Danach mussten wir einige Zeit warten, bis der Boden durchgetrocknet war, bevor der zweite Satz in die Erde konnte. Und kaum war er ausgesät, kam eine Dürreperiode.“ Statt der geschätzten vier bis fünf Tonnen Ernte können deshalb zum 6. Teltower Rübchenfest am 18. September vorerst nur 200 Kilogramm Rübchen präsentiert werden. Sofern die Fruchtbarkeitsgöttin Demeter dem Rübchen hold ist, soll es aber im Oktober noch Nachschub geben, wenn der dritte Satz geerntet wird. Rübchen-Experte Günter Duwe (79) sieht den geringen Ernteertrag gelassen: „Unser Teltower Rübchen ist ja auch kein Produkt zum Sattessen – das kann man mit Kartoffeln machen – sondern eine Delikatesse, die überlebt hat.“ Damit spielt der Gründer des Teltower Heimatmuseums auf die wechselvolle Geschichte des Rübchens an, welches im 18. und 19. Jahrhundert als kulinarische Berühmtheit galt und von Immanuel Kant und Goethe gleichermaßen geschätzt wurde. Im 20. Jahrhundert hielt auf den Feldern der Mittelmark jedoch die moderne Landwirtschaft Einzug und verdrängte das Rübchen, welches bis dato als Zwischenfrucht ausgesät worden war. Seit der Gründung des „Fördervereins für das Teltower Rübchen“ 1999 erlebt es jedoch eine kleine Renaissance. Günter Duwe hat dazu einen wichtigen Beitrag geleistet, indem er ein Buch über das Rübchen geschrieben hat. Es erscheint demnächst im Teltower Stadt-Blatt-Verlag. In der 75 Seiten umfassenden, liebevoll illustrierten Ode an das Edelgemüse beschreibt der Autor die Geschichte sowie Anbau und Ernte des Rübchens und stellt zahlreiche Rezepte vor. Besonderen Wert legt Duwe, der als Chemie-Ingenieur lange Zeit in der Forschung tätig war, darauf, dass alle Fakten sorgfältig recherchiert und wissenschaftlich haltbar sind. So seien die Zitate von Kant und Goethe verbürgt. Er habe eigens handschriftliche Dokumente studiert. All jene, die das Rübchen noch nicht gekostet haben, können das beim Rübchenfest vorm Landhotel Hammer in Ruhlsdorf nachholen. Die Besucher erwartet in der Zeit von 12 bis 18 Uhr eine bunte Mischung aus Jahrmarkttreiben und altem Handwerk. Höhepunkte werden sein das Rübchenquiz und das Prinzenpaar Janina und Moritz von der Heinrich-Zille-Grundschule, die mit ihren Mitschülern das Rübchenlied anstimmen werden. Juliane Schoenherr
Juliane Schoenherr
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