
© Andreas Klaer
Potsdam-Mittelmark: Das Teichhuhn als Nachbar
Früherer Wilhelmshorster schob Sanierung des Nonnenteichs an – gestern wurde das Ergebnis präsentiert
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Michendorf - Wilhelmshorst hat seinen Nonnenteich zurück: Gestern wurde das eiszeitliche Wasserloch mitten im Ort neu eingeweiht. Neben Irissee und Blankem Teich trägt der kleine Waldsee nun wieder zur angenehmen Wohnatmosphäre in der Waldgemeinde bei. Die Idee, den verlandeten See zu reaktivieren, hatte der frühere Wilhelmshorster Axel Jentzsch. Der 70-jährige Pensionär ist immer noch Inhaber der Jentzsch-Druckerei und des Linde-Verlages in Wien, deren Geschäfte inzwischen sein Sohn übernommen hat. In beiden Unternehmen sind 110 Mitarbeiter beschäftigt. Schon vor 50 Jahren war Jentzsch ausgewandert, hat aber immer noch Verbindungen und eine Wohnung im Ort seiner Kindheit.
Vor drei Jahren hatte Jentzsch in Wilhelmshorst ein 5500 Quadratmeter großes Grundstück „Am Waldsee“ erworben, nur der See war nicht mehr da. Gemeinsam mit den „See“-Anrainern schob er schließlich die Sanierung des vertrockneten Kleinods an. Jentzsch ist auf dem Nonnenteich als Kind Schlittschuh gelaufen und Boot gefahren. „Nonnenteich“ wurde der Waldsee einst getauft, weil das größte Gebäude am Ufer das Schwesternhaus der Mägde Mariens (einst Färbervilla) ist. Zwei Schwestern waren bei der Einweihung gestern dabei.
In den nächsten Wochen sollen noch Schilf und Strauchwerk an dem rund 4000 Quadratmeter großen Gewässer gepflanzt werden. Thomas Michel von der Unteren Naturschutzbehörde rechnet damit, dass Fische und Frösche in den See zurückkehren. Auch das Teichhuhn, das hier bis vor zwei Jahren nistete, ist nun wieder willkommen: Vor dem Schwesternhaus ist ein Drittel des Teiches als Sumpf und Nistfläche erhalten geblieben.
Die Kosten für die Seesanierung beliefen sich auf 570 000 Euro, der Landesbetrieb Straßenwesen steuerte laut Jentzsch 400 000 Euro davon im Rahmen einer Ausgleich- und Ersatzmaßnahme bei. Den Rest teilten sich sieben Anrainer, wobei Jentzsch nach eigenen Angaben einen Löwenanteil übernahm.
Sein Grundstück will er nun mit vier exklusiven Villen im Bauhausstil bebauen, für eine habe er bereits eine Baugenehmigung. Ein schmaler Stichweg soll vom Eichenweg aus auch der Öffentlichkeit einen öffentlichen Zugang zum Nonnenteich verschaffen, am Ufer soll es Bänke geben. Jentzsch findet den vom Ortsbeirat gewünschten Seezugang „berechtigt“, bezahlen muss ihn die Gemeinde. Die Finanzierung ist nicht abschließend geklärt, wie Michendorfs Bürgermeisterin Cornelia Jung gestern sagte. Die erforderlichen 17 000 Euro habe die Gemeindevertretung noch nicht freigegeben. Sicher scheint, dass das Regenwasser des Eichenwegs wieder in den Nonneteich entwässert werden soll, ein Vorfluter wurde bereist gebaut.
Auch in Michendorf existieren mit dem Herthasee und dem Flottsteller Dorfteich zwei eiszeitliche Seen, die kaum noch auszumachen sind. Henry Klix
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