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Potsdam-Mittelmark: DDR-Plastikbehälter vor dem Aus

Abwasserbehörden überprüfen die kleinen Gruben der Laubenpieper – die wehren sich mit einer Petition

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Potsdam-Mittelmark - Die alte Gartengrube wird teuer. Alle Laubenbesitzer mit kleinen Abwassergruben unter 2 Kubikmeter Fassungsvermögen müssen damit rechnen, dass diese durch größere zu ersetzen sind. Derzeit überprüft die Mittelmärkische Wasser- und Abwasser GmbH den Zustand aller Abwasservorrichtungen der Kleingartensparten in Kleinmachnow, Stahnsdorf, Teltow, Nuthetal und Michendorf. Dabei werden Größe und Dichte als auch die technischen Vorschriften der Gruben geprüft.

„Wir wollen den Laubenbesitzern damit nicht schaden“, erklärte Waltraut Lenk, vom Wasser- und Abwasserzweckverband „Der Teltow“ (WAZV) gegenüber den PNN, „doch derzeit sei die Leerung der kleinen Gruben in den Gartensparten einfach zu teuer“, so Lenk. Die Fahrzeuge müssten öfter zum Leeren kommen und anschließend kaum beladen wieder abfahren. Der Preis für das Abwasser berechne sich aber für alle, die Abwasser erzeugen, solidarisch. De facto „schlucken“ also auch alle die hohen Leerungskosten der Laubenpieper, erklärte Lenk. Um den solidarischen Einheitspreis zu erhalten, müsste der WAZV die Leerungskosten so gering wie möglich halten, dies sei nur mit größeren Gruben möglich.

Das jedoch helfe den vielen Hartz-IV-Empfängern in der Stahnsdorfer Gartensparte „Am Birkenhof“ nicht weiter, erklärte deren Vorstandsmitglied Jürgen Budewitz gegenüber den PNN. „Für uns sind die hohen Kosten einer neuen Grube nicht tragbar“, erklärte Budewitz, dessen Gartensparte inzwischen eine Petition beim Landtag gegen die Entscheidung des WAZV eingebracht hat. Knapp 55 Parzellen gebe es „Am Birkenhof“, der überwiegende Teil der Laubenpieper müsste seine Grube erneuern oder Gemeinschaftsgruben bauen. Doch niemand brauche eine Drei-Kubikmeter-Grube, wie vom WAZV gefordert, wenn er schon jetzt seine Ein-Kubikmeter-Grube erst in ein oder zwei Jahren voll bekommt, klagt Budewitz. Selbst neue Gemeinschaftsgruben kosten Geld, das viele Kleingärtner nicht hätten. Schließlich seien sie doppelt belastet, müssten sie bereits für ihre Wohnungen Abwassergebühren zahlen.

Schützenhilfe holten sich die Stahnsdorfer Kleingärtner inzwischen vom Linken-Landtagsabgeordneten Andreas Bernig. Der will prüfen lassen, ob die seit Mai geänderten DIN-Normen auf die Altanlagen angewendet werden müssen, oder ein Bestandsschutz gelten könnte.

Dafür sieht Lenk allerdings kaum Chancen, schließlich könne nicht jedem „Plastikbehälter“ aus DDR-Zeiten ein solcher Schutz zugewiesen werden. Zunächst wird der WAZV deshalb deren Dichte prüfen, sagte Lenk. Denn, dass Fäkalien direkt neben einem Brunnen versickern, „darf es nicht mehr geben“. Noch ist die Reaktion des WAZV auf die eingereichte Petition offen und fällt erst am 2. Juli, so Lenk. Trotzdem sprach sie einige Lösungsmöglichkeiten an: Entweder die Gartensparten erhalten eine eigene Gebührensatzung, falls sie bei ihren Gruben bleiben, oder sie lassen sich dort, wo es möglich ist, an das öffentliche Entwässerungsnetz anschließen. Das wäre günstiger als eine neue Grube, die rund 1000 Euro koste, schätzt Lenk. Auch mit Spaten und Muskelkraft könnten die Laubenpieper zusätzlich sparen. Tobias Reichelt

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