Wein aus der Region: Dem Rotwein fehlt die Anerkennung
Werders Winzer rechnen mit einer guten Qualität des Jahrgangs 2014. Derzeit kommt der Wein in die Fässer. Weißwein aus der Region ist bei den Kunden deutlich beliebter als das seit einigen Jahren angebaute rote Pendant
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Werder (Havel) - Werders Weinberge liegen friedlich in der herbstlichen Sonne, die Erntehelfer sind abgezogen. Die Weinernte ist abgeschlossen – und die Bauern sind mit der Qualität des Weines in diesem Jahr zufrieden.
So wie Andreas Schultz, der gemeinsam mit Ludolf Artymowytsch das Weingut des Töplitzer Klosterhofes bewirtschaftet: „Unser Weinberg ist noch ziemlich jung, sowohl der Ertrag als auch die Qualität sind in diesem Jahr gestiegen“, sagte Schulz am gestrigen Montag den PNN. Schultz und seine Kollegen haben den Weinberg erst im Jahr 2012 übernommen. Die Töplitzer Weine werden biologisch produziert, in diesem Jahr dürfen die meisten von ihnen dem Winzer zufolge das Qualitätsprädikat „Auslese“ tragen. Im Bewertungssystem steht das über den Stufen „Kabinett“ und „Spätlese“. Der Winzer rechnet mit einer Weinmenge zwischen 9 000 und 10 000 Flaschen aus den Trauben, die er auf fast zwei Hektar Fläche geerntet hat.
Trotz des feuchten Septembers habe Schultz – im Gegensatz zu den anderen Werderaner Weinbauern – mit Fäulnis kaum zu kämpfen gehabt. Die Reben tragen getreu dem biologischen Ansatz etwas weniger Trauben, was durch einen entsprechenden Rebschnitt gesteuert wird. Außerdem wurden im August die Rebstöcke teils entblättert, damit der Wind die Trauben besser trocknen kann. Außerdem wird Ackerschachtelhalm auf dem Weinberg ausgebracht, seine Bestandteile sollen die Zellwände der Trauben stärken.
Die Weinernte in Töplitz wurde erst vor Kurzem abgeschlossen, der Wein lagert derzeit in Gärtanks und soll in einigen Wochen in die Fässer zur Reifung. In zwei Fässern lässt Schultz derzeit spezielle Weine reifen, die eine etwas süßlichere Note bekommen sollen. „Bei uns steckt durch den ökologischen Landbau noch viel Handarbeit in der Weinherstellung, auch geerntet wurde von Hand“, so Schultz, der acht verschiedene rote und weiße Rebsorten anbaut.
Der Absatz laufe gut. Hauptsächlich werde der Wein direkt auf dem Töplitzer Klosterhof verkauft, in Berlin und Potsdam stehen die Flaschen dazu unter anderem in den Regalen der Bio-Company. Weißwein ist dem Winzer zufolge bei den Kunden jedoch deutlich beliebter als das rote Pendant. „Es ist sehr schwer, in unseren Breitengraden guten Rotwein herzustellen. Und bei den Kunden fehlt die Anerkennung für das Produkt.“ Deshalb stelle er aus den roten Trauben auch viel Rosé her. Im Jahr 2010 wurden auf dem Töplitzer Weinberg 1000 Stöcke der roten Sorte Pinotin nachgepflanzt, die den Markt etwas erweitern soll.
Pinotin ist auch eine der Rebsorten, die auf der anderen Seite der Havel auf dem Werderaner Galgenberg angebaut werden. Seit 2012 hat Manfred Lindicke, der auch den Werderaner Wachtelberg bewirtschaftet und der größte Weinbauer der Region ist, die Sorte im Programm. Sie soll widerstandsfähiger gegen Pilzbefall sein als seine anderen. „Außerdem bietet der Pinotin etwas anderes als immer nur Regent oder Dornfelder, der Geschmack geht in Richtung Spätburgunder“, so Lindicke. Der Pinotin schaffe es, auch auf den sandigen Brandenburger Böden fruchtige Aromen wie etwa Kirsche zu entwickeln. Ab dem 2. November können die Kunden Pinotin probieren, dann beginnt der Verkauf des Weines von 2013. Auch Lindicke wünscht sich mehr Kunden für seinen Rotwein. Während der Absatz des Weißweines des Jahrgangs 2013 gut verlaufen sei, gebe es beim roten noch Steigerungspotenzial. Doch der Winzer ist guter Dinge, dass mit den sinkenden Temperaturen der Rotweinabsatz steigt. „Rotwein wird ja meist eher im Winter getrunken.“ Zudem hofft Lindicke, dass auch die Gastronomie dem Trend zu lokalen Produkten folgt und auch den Rotwein ins Programm aufnimmt. Etwa ein Drittel von Lindickes Rebstöcken trage rote Trauben.
Auch Manfred Lindicke geht von einer hohen Qualität seiner Ernte aus, der Kellermeister sei guter Dinge. „Mit einer Erntemenge von 52 Tonnen haben wir zudem ein gutes Ergebnis erreicht“, so Lindicke weiter. Zwar gab es durch zu viel Feuchtigkeit vor der Ernte Probleme mit Fäulnis, aber die Menge entspreche den Erwartungen. Der Traubensaft wird momentan in der Verarbeitungsanlage in Plessow zur Reifung aus den Gärtanks in die Fässer umgefüllt. Lindicke rechnet damit, dass die Ernte für etwa 50 000 Flaschen Wein reichen wird.
Ob sich die gute Ernte auch auf die Weinpreise auswirken wird, kann Lindicke noch nicht abschätzen. „Der Mindestlohn ab Januar macht auch die Weinproduktion teurer, über die Flaschenpreise werden wir im Frühjahr entscheiden.“ Für die Weinernte benötigt der Bauer sieben Saisonkräfte, die etwa vier Wochen lang ernten. Da würde sich der Mindestlohn bemerkbar machen.
Ebenfalls in Lindickes Weinkeller reift der Wein von Jens-Uwe Poel, der den Phöbener Wachtelberg bewirtschaftet. Der Gastronom produziert momentan nur für den Eigenbedarf. Er sei zwar zufrieden mit seiner Ernte von zwei Tonnen, habe durch die Fäulnis kurz vor der Ernte aber ein Drittel der Trauben einbüßen müssen. Besonders betroffen waren die frühen Sorten. „Bei späten wie dem Burgunder war die Haut der Früchte noch fest, sodass die Feuchtigkeit nicht so schlimm war“, so der Gastronom. Er ist sich noch unsicher, ob er aufgrund der geringen Menge die Weine einzeln weiterentwickelt oder zu einem Cuvée vermischt.
Einige der etwa 1 800 Flaschen Wein, die die Phöbener Trauben in diesem Jahr in etwa hergeben, will Poel im kommenden Jahr auch in den Verkauf bringen. „Wir werden jetzt anfangen, für unseren Wein erstmals Werbung zu machen“, sagt der Winzer.
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