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Kein Kavaliersdelikt: Solche Keile können zur Strafanzeige führen.

© Andreas Klaer

Potsdam-Mittelmark: Den Stopper in der Brandschutztür In Schwielowsee werden Kosten für Brandschutz infrage gestellt / Landratsamt widerspricht

Schwielowsee - Unter Baufachleuten heißen sie „K 90“ – jene Holzkeile, die unter die schweren selbstschließenden Brandschutztüren in öffentlichen Gebäuden geschoben werden, damit sie nicht zuklappen. „Das bedeutet, dass die Keile 90 Minuten benötigen, um durchzubrennen“, sagte der Caputher Gemeindevertreter Heiko Hüller, „dann erst klappt die Tür zu.

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Schwielowsee - Unter Baufachleuten heißen sie „K 90“ – jene Holzkeile, die unter die schweren selbstschließenden Brandschutztüren in öffentlichen Gebäuden geschoben werden, damit sie nicht zuklappen. „Das bedeutet, dass die Keile 90 Minuten benötigen, um durchzubrennen“, sagte der Caputher Gemeindevertreter Heiko Hüller, „dann erst klappt die Tür zu. Da ist längst alles abgefackelt.“ Hüller war bis vor Kurzem Inhaber einer Caputher Tischlerfirma, die „viel Geld mit Brandschutzeinbauten verdient hat“, wie er offen einräumt. Ob diese Einbauten dann auch immer fachgerecht behandelt werden und Sinn machen, stellt der FDP-Mann allerdings in Frage.

Brandwände in höchstens 60 Metern Abstand, Brandschutztüren, mindestens zwei Rettungswege für jedes Geschoss, Stichflure nicht länger als zehn Meter, Sicherheitsbeleuchtung und Sicherheitsstromanlage – es sind nur einige der Vorgaben aus der Brandenburgischen Schulbaurichtlinie, in der die Brandschutzvorschriften für Schulen fixiert sind. Und gerade in Altbauten können sie ins Geld gehen. Marko Wolf, einer der „Sachbearbeiter für vorbeugenden Brandschutz“ im Landratsamt, verteidigt dennoch die Vorschriften: „Sie sind angemessen. Es geht dabei nicht nur um Fluchtwege, sondern auch um Angriffswege für die Feuerwehr.“ Brandschutztüren, die mit Holzkeilen aufgehalten werden, wären kein Kavaliersdelikt, wie Wolf betont: „Das ist eine Ordnungswidrigkeit und kann sogar zu einer Strafanzeige führen.“ Debra Reußner, Brandschutzchefin im Landratsamt, spricht von der „Sicherung unserer Zukunft“. „Gerade an Schulen reden wir von nicht mündigen Personen, die in hohem Maß vor Gefahren geschützt werden müssen.“

Heiko Hüller fragt sich derweil, ob dabei immer „sämtliche Möglichkeiten ausgereizt werden müssen. Das hat manchmal nichts mehr mit der Lebenswirklichkeit zu tun und kostet in der Unterhaltung Unsummen von Geld.“ Dabei wären Holzkeile nicht das einzige Problem: Einige Kommunen würden die teure Wartung vernachlässigen, gerade wenn es um die besonders teuren elektronisch schließenden Brandschutztüren geht. Hüller nennt ein Beispiel aus Potsdam, wo seine alte Firma zum Einsatz kam, weil 30 Türen fünf Jahre nicht gewartet wurden und nicht mehr richtig funktionierten: „Die Schule stand kurz vor der Sperrung.“

Eigentlicher Anlass seiner Kritik ist der Nachtragshaushalt der Gemeinde Schwielowsee: Für brandschutztechnische Einbauten in der Fercher Kita sind 37 000 Euro aufzuwenden – eine Auflage aus Belzig. Der Kita-Altbau verliert seinen Bestandsschutz, weil wegen wachsender Kinderzahlen ein Container auf dem Hof aufgestellt werden muss. Dabei soll das alte Gebäude in drei Jahren sowieso fast komplett abgerissen und durch einen größeren Neubau ersetzt werden.

Hüller erinnert auch an die Brandschutzeinbauten in der Geltower Schule: Zusammen mit der Renovierung hätten sich die Kosten auf über eine Million Euro summiert, „und es gibt immer noch Sanierungsbedarf“. Auch in der Caputher Schule seien Hunderttausende für die Brandschutzsanierung ausgegeben worden. Dass der Caputher Kindergarten in der Villa Bergmann einst aufgegeben und durch einen Neubau ersetzt wurde, hält Hüller für einen richtigen Ansatz. „Bei allem, was wir überlegen, sollten wir immer die enormen Kosten für den Brandschutz bis ins Detail durchdiskutieren“, sagt er. Manchmal lohne es sich, statt einer Altbausanierung einen Neubau aufzustellen – „am besten Flachbauten, wo es aus allen Räumen Türen ins Freie gibt“. Henry Klix

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