Caputher Musiken und Schloss bieten Programm: Den Tod auf Abstand halten
Caputh - Bevor man stirbt, sollte man das Leben durchmessen haben. Einen solchen Versuch macht in diesem Jahr das Gespann von Schloss Caputh und den Caputher Musiken, die es im Hinblick auf ihr Programm in bewährter Bescheidenheit auch weiterhin mit dem Zauberspruch „klein, aber fein“ halten.
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Caputh - Bevor man stirbt, sollte man das Leben durchmessen haben. Einen solchen Versuch macht in diesem Jahr das Gespann von Schloss Caputh und den Caputher Musiken, die es im Hinblick auf ihr Programm in bewährter Bescheidenheit auch weiterhin mit dem Zauberspruch „klein, aber fein“ halten. Kein einfacher Anspruch, wenn das Programm beider Veranstalter auf ganz unterschiedliche Art zunimmt.
Die Kastellanin des Caputher Schlosses, Petra Reichelt – dieses Jahr übrigens im 30. Dienstjubiläum –, hat von ihrer vorgesetzten Schloss-Stiftung sogar bremsenden Rat erhalten. Andererseits lässt sich allein an den Besucherzahlen ablesen, wie die kulturellen Schloss-Programme beim Publikum ankommen, sogar „Basteln für Kinder“ ist bei den Erwachsenen beliebt, ein Blick in die offenen Schränke Dorotheas natürlich auch. Beides ist in dem aktuellen Jahresprogramm enthalten, dazu eine bescheidene Ehrung der Kurfürstin zu ihrem 380. Geburtstag im Oktober. Grob gesagt, kann man sich auf etwa eine Veranstaltung pro Monat freuen: „Romantische Frühlingslieder“ Ende März, Märchen und Erzählungen rund um die Welt danach. Im Mai wird die Schlossherrin höchstpersönlich für ihre Gäste kochen, Ende Mai ist man zu „Kunst und Gaumenschmaus“ eingeladen. Die Biologin Sylvia Hutter wird mit den Besuchern Park und Wiese nach essbarer Botanik durchforsten, anschließend wird in den Bild-Galerien drinnen weiter botanisiert.
Zudem gibt es zwei Ausstellungen in diesem Jahr. Die erste im Mai über das kaum bekannte Wirken Peter Joseph Lennés in Pommern und Schlesien. Die zweite im August zeigt in einer poetischen Foto-Exposition Götz Lembergs Porträt der Havel-Flusslandschaft. Ein Projekt, an dem fünf weitere Museumsstandorte zwischen Rathenow und Potsdam beteiligt sind.
Auch die „Caputher Musiken“ durchmessen mit einem erstaunlich abwechslungsreichen Programm das Leben. Klein, aber fein auch im 21. Jahr ihres Bestehens. Dieses Mal ohne eine Musikhochschule, denn das Gute liegt ja so nahe, tolle Ensembles en masse vor der Haustüre, wenige davon bekannt. Die Standards wie „Jugend musiziert“, Konzerte des örtlichen Männerchores und „Peace Bell Choir Caputh“ (April bis Juni) zuerst. Das etwas andere Passionsprogramm am 12. März für Solo-Cello (Ludwig Frankmar spielt Bach) und einer Lesung von und mit dem Potsdamer Autor Stefan aus dem Siepen.
Zudem flotte Bigband-Musik auf dem Schlosshof Anfang Juni, edle Hochkunst in des Hauses Festsaal, zum Beispiel „Unerhörte Flötenterzette“ Mitte November, dazu Filmmusiken aus vier Jahrzehnten mit dem Saxophonquartett „Meiers Clan“ bei Einstein im Garten. Es ist den Veranstaltern sogar gelungen, den algerischen Sänger und Komponist Momo Djender samt Wolff-Ferrari-Ensemble mit ost-westlichen Liedern nach Caputh zu locken, die Musik-Comedy um Rebecca Carrington und Colin Brown desgleichen.
Alles fernab des Mainstreams der Zeit: Das trifft für den Caputher Orgelsommer – im Juli und August – genauso zu wie für die jährliche Kinderveranstaltung im Oktober, dieses Mal mit der Kammerakademie Potsdam. Dies an Leben alles zu durchmessen, hält den Tod vielleicht noch fern. Gerold Paul
Gerold Paul
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