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Dem Verfall überlassen? Die frühere Hautklinik bei Kienwerder.

© Manfred Thomas

Potsdam-Mittelmark: Denkmalschutz infrage gestellt

Elisabeth-Sanatorium am Güterfelder Eck steht nach dem Bau der Umgehungsstraße auf Verkehrsinsel

Stand:

Stahnsdorf - Die Bauarbeiten an der L 40-Trasse bei Stahnsdorf haben das Waldstück bei Kienwerder erreicht, auf dem das Gebäude des ehemaligen Elisabeth-Sanatoriums steht. Mit der Trasse soll ab 2013 die Ortslage Güterfelde vom Durchgangsverkehr zwischen Potsdam und dem Flughafen Schönefeld entlastet werden. Eine künftige Nutzung des leerstehenden Hauses ist damit ungewisser denn je. Auch ob der Denkmalschutz-Status erhalten bleibt, ist offen. Denn die historische Anlage wird nach Fertigstellung der Ortsumgehung auf einer Insel von Auf- und Abfahrten liegen.

Seit 2005 steht das Gebäude am Rande von Kienwerder unter Denkmalschutz, ein Investor ist nicht in Sicht. Auch in der Stahnsdorfer Gemeindevertretung ist man ratlos, was hier passieren soll. Aus dem Rathaus gibt es bislang keine Stellungnahme dazu. Erbaut wurde das Haus zwischen 1912 und 1914 für den Arzt Walter Freimuth und dessen Frau Elisabeth, beide mussten später vor den Nazis fliehen. Die zurückgelassene Klinik diente ab 1952 als Hautklinik. 1995 wurde das Haus einer Nachfahrin der Freimuths, Ursula Freimuth, zurückgegeben. Seit 1994 steht es leer: Damals zog die Hautklinik ins Stammhaus des Bergmann-Klinikums in Potsdam um.

Laut Denkmalschutz besteht für das Gebäude eine „Unterhaltungspflicht im Rahmen des Zumutbaren“. Auch der dazu gehörende Park am Güterfelder Eck steht unter Schutz. Zumindest der wird beim Bau der Straße nun in Mitleidenschaft gezogen, bestätigte Andreas Kerkow von der Unteren Denkmalschutzbehörde gegenüber den PNN. Der Landesbetrieb Straßenwesen habe einen Teil der Parkfläche gekauft. Das Gebäude selbst und die ehemalige Liegehalle des Sanatoriums sollen jedoch nach Aussage von Carolin Mitschka, Sprecherin des Landesbetriebs Straßenwesen unangetastet bleiben. Torsten Volkmann vom Landesdenkmalschutz sieht das etwas anders: „Fläche und Haus bleiben zwar erhalten, werden aber aus dem Zusammenhang gerissen.“

Klar ist: Die Straßen werden bis auf 17 Meter an das Hauptgebäude heranreichen. Wie sich unter diesen Umständen eine künftige Nutzung umsetzen lässt, darüber scheiden sich derzeit die Geister. „Solange nicht geklärt ist, wer das Gebäude künftig erhält, bleibt auch offen, ob das Haus nach und nach zerfällt“, sagt Volkmann. Nach Abschluss der Straßenbauarbeiten werde seine Behörde daher prüfen, ob die Maßgaben des Denkmalschutzes noch erfüllt sind.

Peter Ernst (SPD), Stahnsdorfer Gemeindevertreter und seit Jahren in Kienwerder ansässig, hält die Baumaßnahme nicht unbedingt für das endgültige Ende des Hauses. „Ich kann mir etwa vorstellen, dass dort ein Hotel speziell für Menschen entsteht, die beruflich in Berlin zu tun haben“, sagt Ernst. Die Anbindung über die L 40 wäre gut. Andererseits kritisiert Ernst den Umgang mit dem Grundstück: „Die ehemalige Hautklinik wird durch die Umgehungsstraße regelrecht umzingelt, die jüdische Besitzer der Immobilie, die sie erst nach der Wende zurückbekamen, sind auf diese Weise quasi zum zweiten Male enteignet worden“, ärgert sich Ernst. Das Grundstück sei nicht mehr viel wert. Ariane Lemme

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