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Kleinmachnower über Bushido: Der Böse von nebenan ?

Wenn der Skandal-Rapper Bushido Schlagzeilen macht, wird es unruhig in Kleinmachnow – dabei hat er sich seinen Nachbarn noch nicht mal vorgestellt.

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Kleinmachnow - Oh nein, diese Geschichte könne er seiner Frau doch nicht erzählen. „Wir sind schon 80 Jahre alt“, sagt der Kleinmachnower Rentner und streicht vor Schreck seine graue Strickjacke glatt. „Wenn meine Frau das mit der Mafia hört“, beginnt er zu erzählen und wird von einem lauten Rascheln unterbrochen. Angetrieben vom Wind schlägt eine gewaltige Plastikfolie über dem Dach des Nachbarhauses wild um sich. Nur einen kräftigen Steinwurf ist das Schlafzimmer des Rentnerehepaares von dem dreistöckigen Geisterhaus entfernt, in dem irgendwann der Berliner Skandal-Rapper Bushido wohnen will. Doch noch ist das Haus eine Baustelle. Die Fenster sind zugenagelt, der Putz abgeschlagen. Und hier soll bald die Mafia wohnen, fragt der Rentner verunsichert.

In der Kleinmachnower Reihenhaussiedlung am Zehlendorfer Damm hatte man sich schon an einiges gewöhnt, seit Anis Ferchichi – so heißt der Rapper mit bürgerlichem Namen – vor über einem Jahr das riesige Grundstück mit den zwei denkmalgeschützten Villen gekauft hat. Für sich und seine Familie wollte er das Anwesen ausbauen. Und nun berichtet das Magazin „Stern“ von einer Vollmacht, die Bushido erteilt habe: Wonach er sich und sein Vermögen einem kurdisch-arabischen Clan aus der Türkei und dem Libanon ausliefere. Bushido selbst hat sich noch nicht geäußert. Für die Berliner Staatsanwaltschaft bestehen indes eindeutige Beweise, dass der Clan „im Milieu der organisierten Kriminalität“ agiert.

In Bushidos Wunschnachbarschaft, dort, wo ein Reihenhaus neben dem anderen steht, Kinder mit Kreide Bilder auf die Straße gemalt haben, der Rasen und die Wege geharkt wurden, ist die Unruhe groß. Seinen Namen will der betagte Nachbar nun auch lieber nicht mehr in der Zeitung lesen. Man weiß ja nie.

Über einen dunkelgrünen Metallgitterzaun gebeugt unterhalten sich zwei junge Frauen. „Na wenn hier die Mafia kommt, haben wir ja viel Spaß“, sagt eine. Auch sie nennen ihre Namen nicht. Aber hätten sie gewusst, dass Bushido in die Nachbarschaft ziehen will, dann hätten sie hier kein Reihenhaus gekauft. Mit einem Porsche sei er einmal vorgefahren. Oft war er aber nicht da. Auch seine Frau hätten die Nachbarn schon gesehen. Vorgestellt habe sich die Familie aber nie. „Ich hätte bei den Nachbarn ja zumindest einen Zettel in den Briefkasten gesteckt, dass es wegen der Bauarbeiten laut werden kann.“

Die Arbeiter hätten noch im vergangenem Jahr den Putz von den Villen geschlagen. Staubwolken seien durch die Siedlung gezogen, Schutt für mehrere Container wurde aus den Häusern getragen. Dann waren die Arbeiter verschwunden, mit ihnen das Bauschild am Tor und die Gerüste an den Häusern. Zurück blieben Säcke voller Beton, Holzstapel und Fenster.

Noch im vergangenen Jahr hatte sich Bushido mit den Bau- und Denkmalbehörden angelegt. Er ließ das historische Eingangstor abreißen und Kiefern fällen. Die Behörden erließen einen Baustopp. Der ist aber schon lange aufgehoben, heißt es aus dem Bauamt. Es gebe keine Beanstandungen und keine Hinweise, dass nicht weitergebaut werden soll.

Die beiden Frauen am Zaun rätseln: Vielleicht zieht Bushido doch nicht nach Kleinmachnow? Stören würde es sie nicht. „Wir haben nichts dagegen, wenn er in Berlin bleibt.“ Dort lebt auch der Clan. Tobias Reichelt

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