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Pünktlicher Glockenschlag. Martin Dojé mit der Geltower Glocke.

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Potsdam-Mittelmark: Der Glöckner hat ausgedient

Die Geltower Kirchturmuhr wird auf Elektronik umgestellt. Die Glocken sollen jetzt pünktlich läuten

Von Eva Schmid

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Schwielowsee - Es ist empfindlich und extrem wetterfühlig: Das 110 Jahre alte Uhrwerk der Geltower Kirche hat so seine Macken. „An heißen Tagen geht die Uhr vor, an kalten Tagen geht sie nach“, sagt der Gemeindekirchenratsvorsitzende Martin Doyé.

Einmal pro Woche mussten die steilen Treppen hinauf bis zum Glockenturm bisher bestiegen werden, um die Uhr aufzuziehen. „Und dann muss jemand in Hörweite wohnen, um einmal täglich zu kontrollieren, ob die Glocken pünktlich schlagen.“ Wehe, wenn nicht – dann gab es regelmäßig Ärger von den Altvorderen des Ortes. Die sich, statt auf die Uhr zu schauen, seit ihrer Kindheit am Schlag der Kirchturmglocken orientieren.

Jetzt soll alles anders werden, moderne Zeiten brechen an. Das Uhrwerk wird künftig elektronisch gesteuert. Die komplizierte Mechanik der vielen kleinen Rädchen, die ineinandergreifen, hat ausgedient. „An die zwei zentralen Uhrzeiger im Herzen der Kirchturmuhr wird einfach ein kleiner Kasten voll Elektronik angeklemmt.“ Die Technik wird mit Funksignalen gesteuert. „Jetzt werden die Glocken immer pünktlich auf die Minute schlagen“, sagt der Mann mit dem weißen Bart und lacht.

Traurig ist er nicht, dass eine so alte Tradition nun durch den Einsatz von moderner Technik wegfällt. „Früher hatte man einfach mehr Zeit gehabt, sich um das mechanische Uhrwerk zu kümmern“, sagt Doyé. Die Kirchengemeinde habe zuletzt jedoch lange nach einem Freiwilligen suchen müssen, der den Job übernehmen und regelmäßig den Aufstieg zur Uhr machen wollte. „Von außen bleibt trotz des Umbaus alles so wie bisher“, sagt Doyé. Die Glocken klingen ebenfalls so wie immer, die Ziffernblätter der zwei Uhren am Kirchturm zeigen nach wie vor die Zeit an. Selbst das historische Uhrwerk, das nun nicht mehr langsam vor sich hin rattert, bleibt als Museumsstück an seinem bisherigen Standort in einem kleinen Holzkämmerchen im Glockenturm erhalten.

Für die Kirchengemeinde halten sich die Anschaffungskosten in Grenzen: Der Einbau des elektronischen Uhrwerks sei genauso teuer gewesen wie die sonst nötige Überholung des alten. „Und bei der Überholung wäre die Genauigkeit auch nicht garantiert gewesen“, so Doyé. Rund 4 000 Euro kostet der Einsatz der neuen Technik - bis Ende des Jahres soll die Umstellung erfolgt sein.

„Das Uhrwerk hat jetzt mehr technische Möglichkeiten“, erklärt der Kirchengemeinderatsvorsitzende. So könnte eine der Glocken, die bei Gottesdiensten zum Einsatz kommt und bisher immer manuell bedient wurde, nun über den neuen kleinen Kasten im Uhrwerk programmiert werden. Und mit dem Einzug der Technik im Glockenturm kündigt Doyé noch eine weitere Neuerung an: „Ab jetzt wird es um 18 Uhr wie in Werder auch das Abendgeläut geben.“

Statt der normalen sechs Glockenschläge werde vom Kirchturm dann das lange Bimmeln der Gottesdienstglocke zu hören sein. Für Doyé ist das ein schönes Zeichen: „So weiß man gleich, dass Feierabend ist und man den Tag in aller Ruhe abschließen kann.“ Eva Schmid

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