Von Tobias Reichelt: Der Große Ballsaal leuchtet wieder
Mit alten, neuen Kronleuchtern erhält die Werderaner Bismarckhöhe etwas früheren Glanz zurück
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Werder (Havel) - Erst flackern die 90 Energiesparlampen auf, dann erreicht ihr Licht Stück für Stück auch die letzte Ecke des Großen Ballsaals der Bismarckhöhe. Fast ein halbes Jahrhundert musste man in Werder auf diesen Augenblick warten – seit Jahrzehnten sind die historischen Kronleuchter der Höhengaststätte verschollen. Seit gestern nun zieren drei originalgetreue Nachbauten aus Stahl die restaurierte Decke und sorgen wieder für das passende Ambiente in der Festhalle. Es ist der krönende Abschluss für die seit Jahren betriebene Sanierung des Großen Ballsaals.
„Jetzt ist der Zeitpunkt erreicht, dass der Saal seine Vollkommenheit zurück hat“, schwärmte Dieter Mantz vom Verein „Freundeskreis der Bismarckhöhe“ gestern bei der Übergabe der kunstvoll geschmiedeten Stahlkolosse. Gespendet wurden sie vom Energieversorger Eon.edis, die Stadt hatte lediglich die Berechnungen der Statik zu tragen. „Uns war wichtig, dass wir hier ein Zeichen setzen“, sagte Eon.edis-Regionalbereichsleiter Burghard Heppke. Es sei nicht das erste Mal, dass sich das Unternehmen an der Sanierung des Ballsaals beteiligt habe. Auch den Stromanschluss für das Haus habe man gelegt, so Heppke. Wie viel Geld für den Nachbau der Kronleuchter floss, verriet er nicht. Es dürften mehrere zehntausend Euro gewesen sein.
Jeder einzelne der drei Kronleuchter bringt ein Gewicht von rund 400 Kilo auf die Waage, erzählte Falko Schmülling. Gemeinsam mit seinem Partner Torsten Leddin hat der Metallbauer aus Göhlsdorf die Stahlkolosse nachgebaut. Pläne, wie die Kronleuchter aufgebaut waren, gab es nicht. Der erste der drei Leuchter verschwand bereits zu Zeiten des Zweiten Weltkriegs, der letzte etwa im Jahr 1965, ihr Verbleib ist ungeklärt. Anhand eines alten schwarzweiß-Fotos musste man die Maße der Leuchter errechnen. Das Werderaner Ingenieurbüro Zauft lieferte dann die neuen Pläne. So messen die neuen Kronleuchter im sichtbaren Bereich des Ballsaals 3,40 Meter im Durchmesser. Von der Decke bis zum tiefsten Punkt im Saal sind es 5,10 Meter.
Was den Saalgästen verborgen bleibt, ist die aufwendige Konstruktion im Dachgestühl der Bismarckhöhe. Hier sind die Kronleuchter montiert, weitere drei Meter ragen sie in den Dachboden. Flachstahl, Flaschenzüge und Eisenplatten halten die Leuchter. „Das ist wie ein Gürtel mit Hosenträgern“, sagt Schmülling. „Da könnten sich sogar noch zehn Leute ranhängen.“ Mit dem Flaschenzug lassen sich die Leuchter absenken, um Staub zu wischen oder kaputte Birnen zu wechseln.
„Das ist noch echte Handwerkskunst“, lobte auch Werders Bürgermeister Werner Große (CDU) die Konstruktion. Vor knapp acht Jahren hat die Stadt die Bismarckhöhe übernommen. Dass man den Ballsaal so schnell habe herrichten können, ist für ihn unglaublich. „Wie das hier aussah“, erinnert sich Große. Jetzt zieren nicht nur die Kronleuchter den Saal, auch der restaurierte Tresen und ein mobiler Brunnen gehören zur wiederhergestellten Ausstattung. Im Frühjahr sollen zudem die Arbeiten an der Fassade der Bismarckhöhe abgeschlossen sein. Einen Investor für den Wiederaufbau des kleinen Ballsaals suche man indes noch vergeblich. Etwa zwei Millionen Euro müssten dafür investiert werden.
Bis es soweit ist, müsse man das Beste aus dem machen, was es heute schon gebe, sagte Mantz vom Verein der Bismarckhöhe. „Dieser Saal hat Niveau“, so Mantz. Die Kronleuchter seien ein „Highlight“. Nur eine Sache fehle noch: „Hier muss noch mehr Leben rein.“
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