zum Hauptinhalt

Potsdam-Mittelmark: Der Hang hält

Beim Ausbau der Uferstraße zwischen Caputh und Ferch kann die Baumreihe an der Seeseite erhalten bleiben. Für die Arbeiten muss die Straße fast das komplette nächste Jahr voll gesperrt werden

Von Enrico Bellin

Stand:

Schwielowsee - Für den Ausbau der Uferstraße zwischen Caputh und Ferch müssen statt der geplanten 71 jetzt 35 Eichen gefällt werden. „Wir können die Baumreihe auf der Seeseite der Straße größtenteils erhalten, da wir die schmale Straße an zwei Stellen zum Hang hin verbreitern können“, sagte der Leiter des Kreisstraßenbetriebes, Jürgen Kettler, gegenüber den PNN.

Über den Straßenausbau wurde jahrelang debattiert, da der Landkreis für eine Straßenverbreiterung fast die komplette Baumreihe auf der Seeseite fällen wollte, wogegen sich die Bürgerinitiative „Unsere Uferstraße“ wehrte und eigene Pläne erstellte. Der Landkreis setzte daraufhin den Ingenieur Herbert Staadt ein, der als Kompromiss eine Verbreiterung der Straße an zwei Stellen zum linken Erdwall statt zum rechten Ufer des Schwielowsees vorschlägt. Lange Zeit war unklar, ob der Hang stabil genug ist für den Eingriff, ein Gutachten hat nun aber die Standfestigkeit bestätigt.

„Diese Variante wird natürlich teurer, da wir den Hang teilweise abtragen und eine Stützwand anbringen müssen“, so Kettler. Genaue Kosten könne er noch nicht nennen, da die konkrete Maßnahme noch bis in den September hinein geplant werde. Fest stehe aber bereits, dass die Straße ab dem Frühjahr 2015 bis zum Jahresende für die Bauarbeiten voll gesperrt werde. Autos werden über Michendorf umgeleitet, für Radfahrer soll ein Waldweg ertüchtigt werden.

In dieser Zeit wird an zwei Stellen der Hang teilweise abgetragen, einmal auf 100 und einmal auf 170 Metern Länge. Die Stützwand, die den Hang zur Straße hin absichern soll, wird an ihrer höchsten Stelle zwei Meter hoch sein und zu den Rändern hin abflachen, wie Ingenieur Herbert Staadt den PNN mitteilte. Wie viele Bäume am Hang gefällt werden müssen, stehe noch nicht fest.

Nach den aktuellen Plänen soll es auf der schmalen Straße nun sieben Engstellen geben, an denen sich Autos nicht begegnen können. Sie werden abwechselnd in nördlicher und südlicher Richtung eingerichtet. An den Stellen wird die Fahrbahn statt 5,75 Metern nur 3,5 Meter breit sein, damit die Eichen erhalten bleiben können. Damit die Autos nicht zu dicht an die Bäume fahren, sollen Borde die Fahrbahn begrenzen.

Jörg Abel-Wiedemann, Sprecher der Bürgerinitiative, begrüßt den Kompromiss zum Straßenausbau: „Wir sind sehr zufrieden, jetzt muss nur ein Baum mehr fallen als bei unseren Ausbauplänen.“ Gemäß der Planung würden weder Leitplanken noch die Landschaft verschandelnde Baken für den Straßenausbau benötigt, um die Engstellen zu kennzeichnen. Auch dass die Engstellen wechselseitig in Nord- und Südrichtung platziert werden, sei für den Verkehrsfluss förderlich. Der Landkreis sah in seinen Planungen elf Engstellen vor, die alle in eine Richtung eingerichtet worden wären. „Da hätte man dann in die eine Richtung durchrasen können und in der anderen nur im Stau gestanden“, so Abel-Wiedemann.

Nicht zufrieden ist er jedoch mit der angekündigten Vollsperrung: „Der Tourismus ist in Ferch der wichtigste Gewerbezweig, jetzt könnten Besucher aber wegbleiben.“ Gerade Tagesgäste aus Berlin würden vor allem wegen der schönen Fahrt rund um den Schwielowsee nach Ferch kommen, die durch die Umleitung nicht mehr möglich sein wird. Seine Idee: An Wochenenden in der Saison könnte die Straße zumindest in Nord-Süd-Richtung geöffnet werden, da dann keine Bauarbeiter vor Ort durch die Autos gefährdet würden. Das würde allerdings Mehrkosten verursachen, da die Straße befahrbar sein müsste.

Auch die Umleitung für Radfahrer sieht Jörg Abel-Wiedemann problematisch, da statt des ebenen Uferweges ein sehr hügeliger Waldweg als Umleitung dienen soll. „Viele Gäste wollen ja gemütlich um den See fahren, statt sich sportlich zu verausgaben.“ Deshalb sollte die Straße auch für Radfahrer am Wochenende geöffnet werden. Noch sei aber genug Zeit, gemeinsam mit dem Straßenbetrieb über Änderungen der Bauplanung zu diskutieren. Enrico Bellin

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })