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Pfarrer Hans-Jürgen Viebeg zuversichtlich vor dem Kirchturm.

© twl

Potsdam-Mittelmark: Der Holzbock frisst

Unter der Fassade zerbröselt Töplitzer Kirche / Sanierung ab Frühjahr 2012

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Werder (Havel) - Die Dorfkirche in Töplitz ist in einem schlechten Zustand. Scheiben an der Nordseite des Seitenschiffs sind eingeworfen, über einem der Fenster zeigt sich ein meterlanger Fassadenriss. Der elementare Schaden liegt unsichtbar unter dem Putz: Holzbock, Hausschwamm und Nassfäule. „Wenn wir jetzt nicht mit einer Grundsanierung reagieren, werden die Schäden so weit reichen, dass die Kirche in einigen Jahren geschlossen werden muss“, warnt Angela Kulczak. Die Bauingenieurin, die aktiv im Gemeinde-Kirchenrat Alt-Töplitz mitarbeitet, zitiert aus dem Holzschutzgutachten von 2006: Schäden durch Feuchtigkeit in Mauerwerk, Putz und Holz seien festgestellt worden. Von Schädlingen befallen seien der Turm und der Deckenbereich des Kirchenschiffes.

Diese Schäden habe man erstmals schon bei Reparaturen 1988 festgestellt. Aber seinerzeit habe man nicht weiter in die Tiefe blicken wollen, sagt Pfarrer Hans-Jürgen Viebeg. „Damals hatte die Kirche überhaupt kein Geld, da wollte man die Grundsanierung erst gar nicht in Angriff nehmen.“ Doch jetzt könne nicht mehr gewartet werden. Pfarrer Viebeg zeigt die Schäden im Turm: tragende Balken sind zum Teil morsch, weggefault, von Holzbock und Schwamm zerfressen. Da die Balken eingemauert sind, könne die Nässe nicht abtrocknen – der Schaden werde bis zu statischer Gefährdung des Gebäudes fortschreiten. Auch auf dem Dachboden ist das deutlich: Balkenköpfe sind vermorscht, Tragbalken zerbröseln.

300 000 Euro sind für die Arbeiten in drei Bauabschnitten veranschlagt. Die Sanierung des Turms soll im Frühling im ersten Bauabschnitt beginnen: Trockenlegen, Erneuern der Balken, Dach sanieren. „Nach den Arbeiten möchten wir die alten Dachsteine wieder verwenden“, betont Koordinatorin Kulczak. Der Blitzschutz soll den Bauabschnitt ergänzen.

Im zweiten Bauabschnitt will die Kirchengemeinde Fenster und Kirchenschiff aufbessern, neben den Feuchtigkeitsschäden auch die zerstörten Fensterscheiben. „Eine Sitzbank-Heizung wäre für die Besucher der Gottesdienste und Konzerte schön“, ergänzt Angela Kulczak. Die sei für einen dritten Bauabschnitt geplant.

Die Kirchengemeinde hat für die geschätzten Kosten von 300 000 Euro bei mehreren Geldgebern Förderanträge vorgelegt. Die erste Zusage hat der Pfarrer vom Kirchenkreis Lehnin-Belzig erhalten: 20 000 Euro. Bei der Landeskirche seien 30 000 Euro beantragt. Der Stadt Werder (Havel) liege ein Antrag über 40 000 Euro vor, bestätigte Bürgermeister Werner Große (CDU) auf Anfrage. Er zeigte sich zuversichtlich, dass ein Zuschuss bewilligt werde. Ein weiterer Antrag liegt beim Landesamt für Ländliche Entwicklung, Landwirtschaft und Flurneuordnung in Groß Glienicke vor. Um den Eigenanteil zu den Fördermitteln zu erwirtschaften, sammelt die Kirchengemeinde Spenden, veranstaltet Konzerte und Basare. Ein Aufruf wurde gerade im Internet gestartet.

Die Töplitzer Kirche wurde 1739 erbaut und ist das älteste Baudenkmal im Ort. Zur 700-Jahr-Feier im Jahr 2013 hofft der Pfarrer auf ein saniertes Gotteshaus für die 400 Gläubigen aus Töplitz, Göttin, Leest und Nattwerder. Als „kultureller Mittelpunkt des Ortes“ solle die Kirche für die 2000 Einwohner bestehen bleiben, die regelmäßig zu Konzerten kommen oder den Klängen der Gesell-Orgel von 1880 lauschen.

Thomas Wendel

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