Potsdam-Mittelmark: Der intelligente Faden
Neues Zentrum für Biomaterialien in Teltow eröffnet
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Teltow - Natürlich geht es im Bereich der regenerativen Medizin perspektivisch darum, irgendwann einmal menschliche Ersatzorgane zu züchten. Bis es allerdings soweit ist, müssen sich Patienten mit vermeintlich kleineren Forschungserrungenschaften zufrieden geben. Zum Beispiel mit neuartigen Operationsfäden. Sich selbst auflösen können sie bereits, was somit das lästiges Entfernen erspart. Mittlerweile verformen sie sich auch durch die Körpertemperatur – und ziehen sich selbständig zusammen. Etwa zu einem Knoten. Der Vorteil? Der Druck beim Zusammenziehen passt sich dem Heilungsprozess individuell an.
Zu verdanken ist diese Innovation neuen intelligenten Kunststoffen. Am gestern eröffneten Zentrum für Biomaterialien des Teltower Instituts für Polymerforschung sollen diese künftig von Forschern untersucht und weiterentwickelt werden. Zwar widmen sich die Wissenschaftler dort bereits seit vier Jahren dem Thema Biomaterialien. Doch mit dem neuen Zentrum sollen ihre Forschungsergebnisse nun auch in der Entwicklung neuer Produkte und Technologien Anwendung finden. Deren Vermarktung verspricht nicht nur Fortschritte bei der Behandlung von Patienten sondern auch Millionengewinne.
„Wissen schafft nutzen“ – so lautet das Motto des Instituts. Dieser Grundsatz sei jedoch kein Selbstläufer, so Prof. Dr. Wolfgang Kaysser, wissenschaftlicher Geschäftsführer des GKSS-Forschungszentrums in Geesthacht, zu dem die Einrichtung gehört. In seinem Grußwort zur Eröffnung des Zentrums betonte er, dass es dafür entsprechender Randbedingungen bedürfe. Diese scheinen in Teltow-Seehof gegeben: Sieben Millionen Euro sind in den vergangenen zwei Jahren in den Standort geflossen. „Es müssen viele an einem Strang ziehen, damit eine solche Einrichtung möglich ist“, sagte Kaysser. Deshalb dankte er in seiner Ansprache nicht zuletzt Ministerpräsident Matthias Platzeck, „auch in kritischen Zeiten zum Standort gehalten“ zu haben.
Platzeck selbst wirkte etwas überfordert, als ihm Institutsleiter Andreas Lendlein den neuen, thermisch verformbaren Operationsfaden auf einer großen Spule präsentierte und dessen Wirkungsweise erklärte. Dennoch war ihm die Bedeutung dieser Innovation bewusst – und damit die des Zentrums für Biomaterialien. Die neue Forschungseinrichtung passe geradezu bilderbuchmäßig in die Wissenschaftslandschaft Berlin-Brandenburg und „belegt exemplarisch, dass wir mit unserer landespolitischen Prioritätensetzung auf dem richtigen Weg sind“. hey
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