Potsdam-Mittelmark: Der Krach ist programmiert
Am Montag treffen sich Michendorfs Gemeindevertreter zum Thema Baustopp für Ortsumgehung
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Am Montag treffen sich Michendorfs Gemeindevertreter zum Thema Baustopp für Ortsumgehung Von Henry Klix Michendorf. Die Straße ist auf neuen ADAC-Karten eingezeichnet, eine Schneise in den Wald ist geschlagen, gestern wurde mit dem Ausgraben der Stubben begonnen und das erste Baulos ist vergeben. Und doch wird die Ortsumgehung Michendorf nochmal Thema der Gemeindevertretung. Der Krach scheint programmiert, wenn sich die Mandatsträger nächsten Montag (19 Uhr, Gemeindezentrum Apfelbaum) auf Wunsch der Grünen und der UWG zur Sondersitzung treffen. Die beiden Fraktionen wollen einen Antrag einbringen, die Bauarbeiten sofort zu stoppen und statt der Ostumgehung eine Westvariante als neuen Bestandteil des Verkehrskonzeptes von Potsdam-Mittelmark weiter zu verfolgen. Die aufgeführten Gründe: Die Osttrasse entlaste Michendorf auf Kosten Langerwischs und Wilhelmshorsts. Ein Zusammenwachsen der Ortsteile werde unmöglich. Die Attraktivität der B2 und die einhergehende Belastung werde gesteigert – erst recht, wenn auch die Potsdamer Netzverknüpfung gebaut werde. Und einmal mehr wird der Verdacht ins Spiel gebracht, die Straße werde irgendwann mal vierspurig ausgebaut. Ansich sind die Fronten zur Ortsumgehung seit langem geklärt, am 12. Mai wird das Bundesverwaltungsgericht zu offenen Fragen abschließend entscheiden. In einer Eilentscheidung wurde zuvor schon mitgeteilt, wohin die Reise geht: Die von den Klägern ins Feld geführten Abwägungsfehler im Planungsverfahren gebe es nicht, so das Gericht im Oktober. Im neuen Bundesverkehrswegeplan ist die Straße als „fest disponiert“ vermerkt. Und das Bauministerium hält auch unter neuem Minister daran fest. Ein Beschluss des Michendorfer Rats ist also quasi ohne Belang. Was wird mit dem Antrag bezweckt? „Wir wollen den Bürgern zeigen, dass auch in der neuen Gemeindevertretung das Thema Ortsumgehung nicht gegessen ist“, antwortet der Fraktionschef der Bündnisgrünen, Andree Halpap. Mit einem Tunnel durch Langerwisch und einer Lärmschutzwand in Wilhelmshorst wäre den Gegnern der Ostvariante der Wind aus den Segeln genommen. Doch die Zugeständnisse, die das Bauministerium der Protestgemeinde gemacht hat, seien „lächerlich“, meint Halpap: Ein 1 Meter hoher, 200 Meter langer Lärmschutz-Erdwall im Bereich Wilhelmshorst, eine Fuß- und Radweganbindung der abgeschnittenen Straße Am Plan in Langerwisch, ein zusätzlicher Lärmschutzwall Richtung Bahnhof am Grundstück Grunow und Ersatz-Weiden für den Reiterhof Siedler im Bereich der neuen Autobahnauffahrt. „Wir haben schon die Hoffnung, dass es noch was zu entscheiden, gibt“, so Halpap. Und man habe sich vorher vergewissert, dass es „eine knappe Mehrheit“ für die Vorlage gibt. Ob es auch bei geheimer Abstimmung ein Baustopp-Antrag durchgeht – und die wird von Michendorfer Mandatsträgern gewiss gefordert – bleibt abzuwarten. Der Fraktionschef der Bürgerliste/FDP, Klaus Benthin, stellt die Relevanz so oder so infrage. „Sind wir wirklich an einem Punkt, wo wir das Fass nochmal aufmachen sollten, oder sollten wir jetzt das Bestmögliche für alle Betroffenen herausholen?“, fragt er sich. Es sollte eine Lösung geben, die so wenig wie möglich Andere belastet, stimmt Benthin Halpap zu. Doch als er am Dienstagmorgen in Michendorf im Stau stand, sei ihm klar geworden, dass auch die Michendorfer nicht länger im Stich gelassen werden dürfen. Wohl bewusst etwas verklausuliert äußert Benthin eine Befürchtung, die er nicht alleine hegt: „Wiegt die Tatsache, dass wir ein spaltendes Element in eine schwierig zusammenzuführende Gemeindevertretung bekommen, den Effekt eines solchen Beschlusses wirklich auf?“
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