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Zu wenig Besucher, zu hohe Kosten: Der Landrat empfiehlt: Steintherme Belzig privatisieren
Bisher betreibt die Kommune die Therme - doch das soll sich ändern, denn das Projekt bleibt hinter den Erwartungen zurück. Meint der Landrat
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Wolfgang Blasig (SPD), Landrat von Potsdam-Mittelmark, hat mit der Privatisierungsempfehlung am Donnerstag für Überraschung gesorgt. Auf seiner turnusmäßigen Pressekonferenz empfahl er, den Betrieb der wirtschaftlich angeschlagenen Bad-Belziger Steintherme auszuschreiben. Nötig sei ein privater Betreiber.
Bisher befindet sich die Steintherme im Eigentum der Stadt Belzig und wird von der kommunalen Kur- und Freizeit GmbH (Kuf) betrieben. Die Besucherzahlen blieben auch nach einer umfangreichen Sanierung vor eineinhalb Jahren hinter den Erwartungen zurück. Im Jahr 2011 wurden 147.000 Gäste gezählt. Rund 180.000 waren das Ziel. Blasig erklärte nun, auch das sei noch bei weitem zu wenig: mindestens 250.000 bis 300.000 Besucher seien notwendig, um die Steintherme ohne Subventionen betreiben zu können. Auch in diesem Jahr muss die Stadt Belzig der "Kuf" wieder rund eine Million Euro überweisen.
Laut Blasig habe das Landratsamt gemeinsam mit einem Projektentwickler bereits eine Studie erstellt, in der mehrere Handlungsoptionen für die Steintherme vorgeschlagen werden. In Frage kämen neben einem Verkauf unter anderem auch eine Verpachtung oder das Modell einer öffentlich-privaten Partnerschaft. Laut Blasig gebe es bereits sieben Unternehmen, die ein Interesse an der Steintherme bekundet hätten. Die Entscheidung liege letztlich jedoch bei der Stadt. Das Landratsamt könne nicht in die kommunale Selbstverwaltung eingreifen, wolle aber seine Unterstützung anbieten und Empfehlungen unterbreiten, so Blasig. Das bisherige Modell, nach dem die Stadt Belzig die Therme allein unterhält, sei an Grenzen gestoßen. Erste Gespräche mit der Stadtverwaltung habe es bereits gegeben, dabei sei man jedoch noch auf Skepsis gestoßen.
In der Stadtverordnetenversammlung ist die Zukunft der Steintherme indes ein Dauerthema. Die Fraktionen der CDU und der Freien Wähler hatten kürzlich vorgeschlagen, Landrat Blasig solle die Therme retten und Vorsitzender im Aufsichtsrat der Kuf werden. Das schloss Blasig gestern definitiv aus. Laut Kommunalverfassung habe er die Rechtsaufsicht über die Stadt Belzig. Als Vorsitzender des Kuf-Aufsichtsrates müsste er seine eigenen Entscheidungen bewerten und gegebenenfalls kritisieren. Das sei nicht möglich, so Blasig. Grundsätzlich sieht er bei richtiger Führung gute Zukunftschancen für die Bad-Belziger Steintherme in der dichten brandenburgischen Bäderlandschaft. Auch die neu entstehende Werderaner Blütentherme sollte in Bad Belzig nicht als unmittelbare Konkurrenz gesehen werden. Das Einzugsgebiet der Steintherme erstrecke sich vielmehr in Richtung Sachsen und Sachsen-Anhalt. Städte wie Leipzig, Halle, Magdeburg und Dessau würden weniger als eineinhalb Autostunden von der Bad-Belziger Therme entfernt liegen und böten ein großes Besucherpotenzial. In Zukunft komme es darauf an die Alleinstellungsmerkmale des Natursolebads im Herzen des Flämings klar auszuprägen, so Blasig.
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