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Engelsfigur. Eine Erzieherin bastelt mit Kindern in der Lindenhof-Schule.

© K.Graulich

Stahnsdorf: Der lebendige Adventskalender

Überraschungen warten derzeit in Geschäften und bei Privatleuten in Stahnsdorf – vor allem für Kinder.

Stand:

Die Tür zum Frisörsalon Mary in der Stahnsdorfer Lindenstraße verwandelte sich am Freitagnachmittag in ein Adventstürchen. Beim Eintreten fiel der Blick zuerst auf Katze Maja, die auf einem Stuhl neben der Ladentür schlummerte und dabei leise schnurrte. So entspannt ging es auch beim Kreieren des Nikolaushaarschnitts zu, den es an diesem Nachmittag für Kinder kostenlos gab, ein Prinzip des „lebendigen Adventskalenders“.

In diesem Jahr startete die sechste Auflage der Gratis-Aktion, die von Regina Schwarz und Britta Engelmann-Hübner organisiert und von der Gemeinde finanziell unterstützt wird. Daran beteiligen sich von Jahr zu Jahr mehr Gewerbetreibende, Privatleute und Initiativen, die hinter ihre „Türen“ einladen, um gemeinsam zu singen, basteln, Geschichten zu lauschen – und zum Entspannen in der stressigen Vorweihnachtszeit. In diesem Jahr erklärten sich 40 Geschäftsleute und Initiativen in Stahndorf an der Aktion.

Vor drei Jahren sei der Andrang in ihrem Salon noch größer gewesen, sagte Friseurin Mary Steffen, während sie mit der Schere letzte Korrekturen am Haarschopf eines Jungen ausführte. „Damals haben wir in zwei Stunden etwa 20 Kindern die Haare geschnitten. Heute fällt es schwer, sich bei den vielen Angeboten des Adventskalenders zu entscheiden“, sagte sie. Sieben Kinder waren schon da, darunter drei Mädchen. Da werden auch mal Engelslocken ins Haar gezaubert, aber ein Nikolaus-Standardschnitt wird nicht verabreicht. „Jeder Schnitt ist individuell, so wie es gewünscht wird“, betont Steffen. Sie und ihre Kollegin Sylvia Meyer wollen mit dieser Aktion Kindern etwas Gutes tun. Und so schnurren an diesem Freitagnachmittag Kätzchen und Rasierer zeitweise um die Wette. Die Jüngsten, die anfangs noch bang auf dem Frisierstuhl Platz nahmen, verloren schnell den Respekt vor Schere und Rasierer und schauten neugierig ihrer eigenen Verwandlung im Spiegel zu.

Eine weitere Adventstür ist nur wenige Hundert Meter weit entfernt: Im Hort der Lindenhof-Schule ist Bastelzeit und rund um das gesamte Gebäude Adventsstimmung. Drinnen sorgen kleine Kränze und kunstvolle Sterne für weihnachtliche Vorfreude. Stolz werden selbst gebaute Gestecke nach Hause getragen, um dort Fensterbank oder Tisch zu zieren. Weil auch Engel zum Fest gehören, werden diese geflügelten Wesen aus silberfarbenen und goldenen Papieren gebastelt und mit einem Heiligenschein aus Flitter drapiert.

Die kalte, klare Luft ließ an diesem Abend mehr Sternenlicht zu und weil das auf dem Lande noch heller funkelt als in den Städten, schauten die Gäste auf dem Sputendorfer Eschenhof oftmals himmelwärts. Denn der Reithof hatte gleichfalls seine Adventstür, die vielmehr ein Tor war, geöffnet. Als dann auch noch eine doppelte Sternschnuppe vorüber huschte, schien das fast wie eine inszenierte Einstimmung auf die Geschichte, zu der ins Mitmach-Erzähltheater in der Reithalle geladen worden war. Antoine de Saint-Exupérys Geschichte vom kleinen Prinzen, der ganz allein auf seinem Planeten lebte und sich sehnlichst einen Freund wünschte, stand auf dem Programm.

Rund 70 kleine Zuschauer waren mit ihren Eltern gekommen und rutschten auf den Bänken immer mehr nach vorn, um nichts zu verpassen. Einige Knirpse hatten sich einen Platz auf dem dicken Schlauch des Heizgebläses erobert. Die Schauspielerin Julia von Maydall erzählte die Geschichte, bei der es um Freundschaft ging, und schlüpfte wechselnd in andere Rollen. Mal verkörperte sie die Rose, dann einen eitlen Geschäftsmann und mal eine Schlange.

Ihre Kollegin Theresa Albert war der kleine Prinz, der weit entfernte Planeten bereiste, auf der Suche nach einem Freund, um am Ende zu erkennen, dass die Rose auf seinem Heimatplaneten der beste Freund ist.

Welche Planeten der Prinz bereiste, durften die Kinder mitentscheiden und sie unterstützten ihn auch beim Raten, damit er es schaffte, wieder nach Hause zurückzukehren. Mit nur wenigen Requisiten gelang es beiden Mimen, die Kinder mit auf die Reise zu nehmen. Ein Seil markierte die Umrisse eines Planeten, ein anderer bestand aus zusammengedrückter silberner Folie und auch ein Stück Stoff reichte der Fantasie.

Die Kinder folgten gebannt dem Geschehen, im Gegensatz zu einigen Erwachsenen, die dem Glühwein vor der Tür den Vorzug gaben. Am Schluss durften alle Kinder auf einer Papierrolle ihre persönliche Grußbotschaft aufschreiben oder malen. Noch bis zum 24. Dezember öffnen sich täglich Adventstüren in Stahnsdorf, darunter bei der Feuerwehr, in Bäckereien, Vereinen, einer Apotheke und bei Privatpersonen. Voll könnte es schon heute in der „Weihnachtsbäckerei“ Neuendorff werden. Von 10 bis 17 Uhr können dort Plätzchen gebacken werden.

Weitere Informationen unter: www.stahnsdorf.de

Kirsten Graulich

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