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Ein Lebenswerk. Gerhard und Christel Buchwald haben 1958 das Uhrmacher- und Schmuckgeschäft in Werder (Havel) eröffnet. Bis heute ist es in Familienhand. Gerhard Buchwald wurde jetzt von der Handwerkskammer Potsdam mit dem „Diamantenen Meisterbrief“ geehrt – denn es ist genau 60 Jahre her, dass er seinen Meisterbrief erhielt.

© Andreas Klaer

Werder (Havel): Der Mann der Stunde

Uhrmachermeister Gerhard Buchwald wurde mit dem Diamantenen Meisterbrief geehrt. Sein Geschäft in Werder gründete er 1958.

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Werder (Havel) - So voll ist das kleine Geschäft in der Eisenbahnstraße sonst selten. Zwischen den Vitrinen mit Schmuckstücken, Uhren und Pokalen klirren die Sektgläser, das Fernsehen ist da, Innungskollegen aus Berlin, sogar Werders Bürgermeisterin Manuela Saß ist gekommen, um Gerhard Buchwald zu gratulieren. Der 85-Jährige feierte jetzt sein 60. Jubiläum als Uhrmachermeister und wurde dafür von Heike Liere, der Hauptgeschäftsführerin der Handwerkskammer Potsdam, mit dem Diamantenen Meisterbrief geehrt.

Der Mann muss seine Geschichte an diesem Tag vielmals erzählen – und tut das immer wieder gern. „Da drüben an der Schule“, sagt er und nickt mit dem Kopf in Richtung der anderen Straßenseite, während er aus dem Fenster der Ladentür schaut. Dort habe alles angefangen. 1958 sei es gewesen, als er von Niemegk aus nach Werder zog und gemeinsam mit seiner Frau Christel, einer gelernten Goldschmiedin, das erste Uhrengeschäft eröffnete.

Der Uhrmacher-Beruf lag in der Familie

Bei Gerhard Buchwald lag der Beruf gewissermaßen in der Familie, die 1945 aus dem heute polnischen Neutomischel/Nowy Tomysl nach Deutschland geflüchtet war. Nachdem bereits sein Vater – und auch dessen Vater – Uhrmacher waren, sei es für ihn selbstverständlich gewesen, die gleiche Richtung einzuschlagen, erzählt Buchwald. 1947 ging er beim Vater, dann schon in Niemegk, in die Lehre. Auch seine spätere Frau Christel lernte Buchwald über den Beruf kennen. Sie arbeitete als Goldschmiedin in einem Geschäft in Wittenberg, er hatte dort geschäftlich zu tun.

Gut zehn Jahre später machten sich beide gemeinsam in Werder selbstständig. Sie übernahmen zunächst das kleine Geschäft in der Brandenburger Straße 163 vom Uhrmacher Linke. Allerdings war es für das junge Paar schwer, auch eine Wohnung zu bekommen, erinnert sich Gerhard Buchwald. Und so lebte er mit seiner Frau zuerst nur in einem kleinen Zimmer an der Werkstatt. Zwei Jahre lang sollte das die Wohnung der Buchwalds bleiben – auch, als der erste Sohn schon auf der Welt war.

Wartezeiten bis zu drei Wochen

Aber das Geschäft lief gut. „Der Zuspruch war sehr groß“, sagt Christel Buchwald. Die Reparaturarbeiten waren gefragt, Wartezeiten von bis zu drei Wochen waren nicht ungewöhnlich, erzählt die 80-Jährige. Im Jahr 1986 kam dann fast das Aus: Bei einer Explosion wurden die Geschäftsräume und die Werkstatt zerstört. Die Buchwalds und ihre Mitarbeiter konnten sich zwar retten. Mit dem Geschäft habe man danach aber praktisch wieder bei Null anfangen müssen, berichtet Buchwald.

Die Familie meisterte die Krise. Und ihr Geschäft überlebte auch die politische Wende 1989. Die Buchwalds eröffnen kurz danach sogar eine zweite Filiale im Einkaufszentrum Werderpark. Im Jahr 1996 bezog das Familienunternehmen größere Räume, das heutige Geschäft in der Eisenbahnstraße.

Schon zu DDR-Zeiten einen Computer aus dem Westen

In hellen Holzschränken mit Glastüren sind dort verschiedene Uhrenmodelle zu sehen. Das Sortiment umfasst nicht nur Zeitmesser – auch kleinere Pokale, Türschilder sowie Teller und Figuren füllen eine Glasvitrine und die großen Holzregale. Die beiden Söhne Christian und Matthias, die das Handwerk beim Vater gelernt und mittlerweile das Geschäft übernommen haben, führen für solche Artikel Gravurarbeiten durch. Man habe sich nicht nur auf das Uhrengeschäft beschränkt, sondern „immer alles Neue mitgemacht“, betont der Jubilar Buchwald stolz. Schon zu DDR-Zeiten konnte er sich einen Computer aus dem Westen organisieren und nutzte den Rechner für seine Arbeit, zum Beispiel die Buchhaltung.

Buchführung und einige Reparaturarbeiten führt der Uhrmachermeister bis heute noch ab und an selbst durch. Wenn er mal nicht im Laden steht, hält sich der 85-Jährige mit Gartenarbeit und Gymnastik fit: „Meine Frau hat mich als ,Dicken’ geheiratet“, verrät der inzwischen recht schlanke Buchwald und lacht. Nach der Heirat habe er angefangen, jeden Abend nach der Arbeit regelmäßig zu laufen.

Mehr als nur ein Beruf

Stolz ist der Uhrmachermeister aber auch auf die Familientradition des Uhrenhandwerks, die demnächst mit dem Enkelsohn in die fünfte Generation übergehen soll. Für Buchwald scheint die Arbeit mit den Uhren mehr als nur ein Beruf zu sein, ein Lebenswerk.

Katharina Sawade

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