Von Gabriele Hohenstein: Der Mörder kochte sich Nudeln Rentner vermutlich vor Bungalowtür erstochen Landgericht befragte Nachbarn und Polizisten
Michendorf / Potsdam – Der kräftige Mann in Arbeitskleidung und Filzstiefeln, der sich zur Mittagszeit des 7. Februar 1996 in der Nähe seines Bungalows in Wildenbruch aufhielt, war Manfred P.
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Michendorf / Potsdam – Der kräftige Mann in Arbeitskleidung und Filzstiefeln, der sich zur Mittagszeit des 7. Februar 1996 in der Nähe seines Bungalows in Wildenbruch aufhielt, war Manfred P. (45) suspekt vorgekommen – zumal er sich vorsichtig umschaute. Zwei Tage danach erfuhr der Dachdeckermeister, dass sein Nachbar Walter G. tot in seinem Wochenendhaus gefunden wurde. Die Polizei maß der Beobachtung des Handwerkers großen Wert bei. Schließlich hätte er den Mörder des Rentners gesehen haben können. Am gestrigen dritten Verhandlungstag vor dem Landgericht konnte sich Manfred P. nicht mehr an das Gesicht des Verdächtigen erinnern. Die Tat liegt schließlich 13 Jahre zurück. „Von der Statur her könnte es der Angeklagte sein“, mutmaßte der Zeuge.
Leszek F. (38) soll für den Tod von Walter G. verantwortlich sein. Zum Prozessauftakt bestritt der Pole, den damals 59-Jährigen am 8. Februar 1996 niedergeschlagen, ihm dann drei Messerstiche in die Herzgegend versetzt zu haben, an denen er verblutete. Mehr sagte er nicht. Laut Staatsanwaltschaft raubte der Angeklagte Geld, Papiere und den grünen Golf des Vorruheständlers. (PNN berichteten) Das Auto wurde später im Alt-Bundesgebiet aufgefunden. DNA-Spuren auf einer im Inneren gesicherten Zigarettenkippe führten schließlich zu Leszek F., der noch bis Januar 2009 wegen anderer Straftaten in seinem Heimatland in Haft saß.
Rolf-Dieter G. (69), inzwischen pensionierter Kriminaltechniker, hatte die Spuren der grausamen Tat gesichert. Anhand von Fußabdrücken im Schnee fand er heraus, dass der vermeintliche Mörder zuvor in einen Nachbar-Bungalow eingebrochen war. Dort hatte er sich Nudeln mit Tomatensoße gekocht, zwei Flaschen Sekt geleert, geraucht und Schokolade gegessen. Auf sein späteres Opfer muss er vor dessen Häuschen getroffen sein. Der Kriminaltechniker entdeckte vor der Eingangstür einen kleineren Blutfleck. Der Tote lag im Flur, mit den Füßen zum Ausgang, als habe ihn jemand rückwärts ins Innere gezogen. Seine Oberbekleidung war über den Kopf geschoben. Hinter dem Mann befand sich ein umgestürzter Stuhl, auf einem Schränkchen seine blutverschmierte Brille, unweit die Tatwaffe, eingewickelt in ein Taschentuch von Walter G.. Der mutmaßliche Mörder müsse ein mäßiger Autofahrer gewesen sein, so Rolf-Dieter G. im Zeugenstand. Er demolierte beim Rückwärtsausparken mit dem Golf des Getöteten den Gartenzaun, hinterließ auch deutliche Spuren in der Hecke.
Der Kripo-Beamte Wolfgang Sch. (50) war einer der Ersten am Tatort. Er fand die Kellertür unverschlossen vor. Ein unmittelbarer Lauben-Nachbar des Opfers erzählte ihm, dessen Ehefrau habe ihn am Nachmittag des 8. Februar 1996 angerufen, da sie sich Sorgen um ihren Mann machte. Weil sie ihn in Wildenbruch vermutete, habe er die Frau in ihrer Potsdamer Wohnung abgeholt, mit ihrem Schlüssel die Eingangstür des Bungalows geöffnet. Helmut B. (73), ein weiterer Nachbar des Ermordeten, beteuerte, er habe den grünen Golf von Walter G. am Tattag von seinem Grundstück wegfahren sehen. Allerdings habe er nicht erkannt, wer am Steuer saß. Zwei weitere Zeugen wollen das Fahrzeug allerdings noch einen Tag später vor dem Bungalow erblickt haben.
Die Verhandlung am Potsdamer Landgericht wird am 28. April mit dem Gutachten der Rechtsmedizin fortgesetzt.
Gabriele Hohenstein
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