Potsdam-Mittelmark: „Der neue Standort ist die bessere Wahl“
Elternsprecherin Gabriela Baumann spricht über offene Fragen bei der Planung der neuen Gesamtschule
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Frau Baumann, Sie haben im Sommer 2016 die Petition für eine neue Gesamtschule in der Region auf den Weg gebracht, die schließlich von rund 1700 Eltern unterschrieben wurde. Nun soll die Schule gebaut werden. Wie zufrieden sind Sie mit dem Standort? Die Entscheidung für die Mahlower Straße fiel ja erst vor kurzem.
Der Standort an der Mahlower Straße bietet deutlich mehr Platz als der an der Potsdamer Straße. Von daher denke ich, dass er langfristig die bessere Wahl ist – auch falls die Schülerzahlen zukünftig noch weiter steigen. Aber an sich finde ich den Standort auch nachrangig, so lange er verkehrstechnisch gut angebunden ist. Da sehen die meisten Eltern aktuell noch Nachbesserungsbedarf.
Wie kann aus Ihrer Sicht die Verkehrsanbindung der neuen Gesamtschule verbessert werden?
Wir Eltern plädieren ganz klar für die S-Bahnverlängerung. Wenn die Schüler einfach ein paar Stationen mit der S-Bahn fahren könnten, würde dadurch der Verkehr über die Potsdamer Straße deutlich entlastet. Zusätzlich sollte auch die Busanbindung für diejenigen verbessert werden, die nicht mit der S-Bahn fahren können. Teilweise müssen Schüler an Tagen, an denen sie nicht das Fahrrad nutzen können, für einen Schulweg von fünf Kilometern eine Stunde mit dem Bus fahren. Sowas darf eigentlich nicht sein und sollte besser geplant werden.
Was waren die Gründe für die Petition?
Unsere Region wächst sehr stark, die Schulpolitik kam aber leider nicht hinterher. Gerade für Kinder ohne Gymnasialempfehlung fehlen viele Plätze. Wir Eltern haben uns darum im vergangenen Sommer an die Politiker des Landkreises gewandt und gefragt, wie ihre Lösung aussieht. Dabei stellte sich heraus: Es gab keine.
Die Hoffbauer-Stiftung plante immerhin den Bau einer neuen Schule.
Das stimmt zwar, aber die Stiftung ist ja ein privater Träger. Es fallen Schulkosten an und die Stiftung ist konfessionsgebunden. Als eins unter vielen Bildungsangeboten ist die Hoffbauer-Schule eine super Alternative. Der Staat hat aber einen Bildungsauftrag. Das heißt, er muss Eltern die Möglichkeit geben, ihr Kind auch auf kostenlose, konfessionslose Schulen zu schicken. Davon sollte es auch möglichst mehrere geben, damit Schüler ihren Neigungen entsprechend gefördert werden. Ein Kind, das sprachlich begabt ist, wird zum Beispiel nicht glücklich auf einer Schule, die einen naturwissenschaftlichen Schwerpunkt hat.
Welche Angebote wird es an der neuen Gesamtschule geben?
Das Problem ist, dass wir das leider noch nicht wissen. Die Schule ist ab Februar 2018 anwählbar, dann werden die ersten Schüler in Übergangsräumen unterrichtet. Das neue Schulgebäude soll zum Schuljahr 2021/22 bezugsfertig sein. Bisher gibt es aber seitens des Schulamts kein Unterrichtskonzept. Niemand weiß, welche Fächer auf dem Lehrplan stehen werden. So ein Konzept innerhalb eines halben Jahres auf die Beine zu stellen, wird jedenfalls sportlich. Und vor kurzem fand ein Einführungselternabend statt, auf dem sich herausstellte, dass auch viele andere Fragen noch offen sind. Das verwirrt und verunsichert viele Eltern.
Was für Fragen sind das?
Etwa die Frage, was mit Schülern passiert, die während der Übergangszeit sitzenbleiben: Kommen die automatisch auf die neue Gesamtschule oder müssen sie auf eine andere Schule wechseln? Ab wann können Schüler an der neuen Gesamtschule ihr Abitur ablegen? Wie setzt sich die Lehrerschaft zusammen, welche Lehrkräfte kommen dazu? Auf diese und viele andere Fragen gab es auf dem Elternabend noch keine Antworten. Deswegen haben wir Eltern nun selbst eine offizielle Anfrage ans Schulamt gestellt und hoffen, dass bald etwas zurückkommt.
Das Interview führte Julia Frese
Daniela Baumann (42), Elternsprecherin der Grundschule „Am Röthepfuhl“ in Teltow, hat sich mit weiteren Elternvertretern seit Sommer 2016 für eine neue Gesamtschule eingesetzt.
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