Potsdam-Mittelmark: Der Rhythmus sprang in die Beine
Benefizkonzert in der prall gefüllten Andreaskirche für Kinder in Namibia war grandioser Erfolg
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Benefizkonzert in der prall gefüllten Andreaskirche für Kinder in Namibia war grandioser Erfolg Von Kirsten Graulich Teltow. „Wenn Ihre Hände oder Füße ins Schwingen geraten, dann ist bei Ihnen alles in Ordnung!“, ermunterte Chorleiter Tobbit aus Kamerun die Zuhörer, die am Sonntag zum Konzert in die Andreaskirche kamen. Es waren so viele, dass am Ende sogar die Klappstühle nicht ausreichten und einige mit Stehplätzen vorlieb nahmen. Doch auch auf den Sitzplätzen hielt es viele nicht, der Rhythmus sprang sofort in die Beine und das Publikum merkte schnell, dass „Musik aus Afrika“ sich anders ereignet als es die meisten hierzulande von Konzerten gewohnt sind. Denn im traditionellen Afrika wurde grundsätzlich in der Gemeinschaft musiziert, eine Trennung von Musikern und Zuhörern gab es nicht. Gleich zu Beginn stellte deshalb Tobbit augenzwinkernd klar: „Das wird hier kein Konzert, wo die einen singen und die anderen genießen.“ Die beiden Berliner Gesangsgruppen hätten etwas „egoistischeres vor“, forderte er das Publikum auf, auch einen Beitrag zu leisten. Und als vorn der Chor sang, ertönte aus den Zuhörerreihen das vielstimmige Echo: „Je fama ho je fama ho“. Zunehmend erweiterte auch das begeisterte Publikum seine musikalischen Ausdrucksformen mit Fingerschnippen und Händeklatschen. Und mancher reckte seinen Hals, um vorn den 15 Monate alten Ansumana sehen zu können, der selbstvergessen mit den kleinen Füßen aufstampfte und dabei mühelos den Rhythmus des Trommlers Akinola Fanson traf. Soviel rhythmisches Temperament faszinierte auch den nigerianischen Profitrommler, weshalb er um einen Sonderapplaus für das junge Talent warb und prompt erhielt. Schon die Plakate für das Benefizkonzert, gestaltet vom Teltower Maler Hans-Jürgen Brauer, hatte viele neugierig gemacht. Doch die Erwartungen wurden übertroffen, die gefühlte Temperatur in der Andreaskirche lag in diesen zwei Stunden südlich vom Äquator. Sichtlich bewegt waren auch Kantor Bernd Metzner von der Evangelischen Kirchengemeinde und Gertrud Hintze vom Verein „kleine welt“. „Ganz spontan liefen unsere Absprachen“, erzählte der Kantor in einer Musikpause von der Idee, den Kindern in Otjiwarongo, einer Kleinstadt in Namibia, mit einem Konzert zu helfen. Die Plakate hatte die Druckerei Grabow kostenlos gedruckt und auch die beiden Gesangsgruppen der Neuköllner Magdalenenkirche erklärten sich spontan bereit, auf Honorar zu verzichten. „Es berührt uns, wenn sich andere in unsere Probleme hineinfühlen und helfen wollen“, erklärte einer der Sänger, die aus unterschiedlichen Ländern Afrikas kommen und nun in Berlin leben. Gertrud Hintze berichtete wie der Teltower Verein Projekte in der 245 Kilometer nördlich von Windhoek liegenden Stadt unterstützt. Eigentlich heißt Otjiwarongo „Platz der fetten Kühe“. Doch vielen Einwohnern, vor allem die am Stadtrand leben, fehlt das Nötigste. Von den Spenden, die das Konzert erbrachte, sollen Tische und Stühle für einen Kindergarten gekauft werden. Und wenn das Geld ausreicht, können einige Kinder sogar mit Schulkleidung ausgestattet werden, hoffte die Initiatorin. Denn ohne diese Kleidung ist Schulbesuch nicht möglich. Nach wie vor sucht der Verein auch noch fleißige Mützenstrickerinnen. Rund 400 Mützen aus Teltow werden in der Partnerstadt bereits getragen, denn in Namibia sinken die nächtlichen Temperaturen oftmals auf 4 Grad herab. „Dass sich Leute über den Weg der Musik für Afrika interessieren war für uns eine wunderbare Erfahrung“, sagte Gertrud Hintze den PNN und schon am Abend war klar: die Spenden werden reichen für Mobilar und Lernspielzeug, vielleicht sogar für Schulkleidung, so Hintze. Im Internet unter: www.kleinewelt-online.de
Kirsten Graulich
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