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Potsdam-Mittelmark: Der richtige Weg

Helmut Sperling ist einer von neun Wanderwegewarten im Landkreis – und sorgt für Orientierung zwischen Beelitz und Caputh

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Helmut Sperling ist einer von neun Wanderwegewarten im Landkreis – und sorgt für Orientierung zwischen Beelitz und Caputh Potsdam-Mittelmark - Seine Lieblingsstrecke beginnt am Wietkiekenberg in Ferch, dann zu den Lienewitzseen herunter und zum Caputher See. Sichtschneisen, Wasser, dichter Wald, alte Huteichen – da schlägt das Herz von Helmut Sperling höher. Die Wegbeschreibung ist schlicht: „Immer dem blauen Balken hinterher.“ Dass die Farbmarkierung an den Bäumen von Wegabschnitt zu Wegabschnitt leitet und auch für die diesjährigen Ausflugstouristen überall zu erkennen ist, dafür legt Sperling die Hand ins Feuer: Als Wanderwegewart von Ferch, Caputh, Beelitz und Seddiner See ist er dafür zuständig, dass die Farblinien auf Wanderkarten sich an Bäumen als blaue, grüne, rote oder gelbe Balken wiederfinden. Das ist nicht das einzige, worum sich die insgesamt neun Wanderwegewarte des Landkreises zu kümmern haben, weiß Helga Brandt vom Landratsamt: „Sie geben uns einen Überblick über den Zustand der Wege, über Vandalismus und fehlerhafte Kartierungen.“ Vor fünf Jahren hatte Brandt mit dem Aufbau des „Arbeitskreises Wanderwege“ begonnen. Jetzt ist das Netz der ehrenamtlichen Wanderwegewarte flächendeckend geschlossen – zur Freude auch des Tourismusverbands Fläming, der sich in Gesprächsrunden des Knowhows der gut besohlten Lokalmatadore bedient. In dreiseitigen Vereinbarungen zwischen den Wanderern, dem Landkreis und den Kommunen sind die Aufgaben der Warte abgesteckt: Für Helmut Sperling bedeutet das, zweimal im Jahr die 300 Wegekilometer mit dem Mountainbike abzufahren. Wenn er einen Weg mit Schablone und Pinsel neu markieren muss, wie gerade den Spargellehrpfad zwischen Beelitz und Schlunkendorf, schwingt er sich jeden Morgen aufs Rad. Vorstreichen, weißer Lack, grüner Diagonalstreifen und Farbnasen beseitigen – viermal muss er zu jeder Markierung. Als Leiter der Sektion Wandern beim ESV Lok Seddin erledigt sich manches auch per pedes mit der Gartenschere . Blockieren Bäume die Wege oder verunstaltet Müll die Landschaft, meldet es Sperling den Kommunen. Als zum Beispiel am Milan-Rundweg in Beelitz die Schilder zerstört wurden, waren sie dank Sperlings Meldung schon nach ein paar Wochen wieder heil. Bei der Karte von der Nuthe-Nieplitz-Niederung, auf der ein Wegabschnitt bei Stücken falsch verzeichnet ist, dauert es bis zur Neuauflage etwas länger. Sperlings Hinweise werden ernst genommen: Die Kommunen hätten die touristische Bedeutung der Wanderwegenetze erkannt. Und auch bei den Bürgern würde das Verständnis wachsen: „Der Mülltourismus hat massiv abgenommen“, weiß Sperling. Was ein Wanderwegewart ist, ist indes noch nicht ins öffentliche Bewusstsein vorgedrungen: Einmal sei er sogar fast verprügelt worden, als er einen Baum in der Nähe eines Einfamilienhauses markierte. „Der Besitzer dachte allen Ernstes, ich mache ein Zeichen für Einbrecher an den Baum.“ Normalerweise wird ihm aber freundlich begegnet und manchmal kann Sperling auch etwas erklären: Zum Beispiel, dass blaue Markierungen überregionale Wanderwege wie den Europawanderweg 10 zwischen Ostsee und Dolomiten und den E 11 zwischen Holland und den Masuren kennzeichnen. Regionale Wege sind grün, Rundwege wie der um den Schwielowsee rot markiert. Attraktive Verbindungen wie zwischen Ferch und Caputh sind gelb. Fürs Ehrenamt bekommt Sperling nur eine Aufwandsentschädigung. Es lohne sich aber trotzdem: „Wenn man einen Fasan am Golfplatz Seddiner See beobachtet oder die Rohrdommel am Ufer hört, weiß man, warum man das macht.“ Wenn in Beelitz die Felder umgepflügt werden, wären manchmal gleichzeitig Kraniche, Störche und Bussarde zu sehen, die auf aufgescheuchte Mäuse warten. Für Helmut Sperling hat das Wandern dem Leben einen neuen Sinn gegeben: Als Bahnhofsdispatcher wurde er mit 55 Jahren in den Vorruhestand geschickt. Jetzt, als 60-Jähriger, weiß er, dass er bei seiner Suche nach einem neuen Weg richtig gelegen hat. Henry Klix Wer mehr über die Arbeit der ehrenamtlichen Wanderwegewarte erfahren möchte oder selbst an der Mitarbeit interessiert ist, kann sich an den Landkreis, Dietmar Bölke, Telefon (033841) 91638 oder per E-mail an Dietmar.Boelke@potsdam-mittelmark.de wenden.

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