Potsdam-Mittelmark: Der See erholt sich wieder
Der Naugartener See, unweit von Prenzlau, wurde jahrzehntelang belastet
Stand:
Der Naugartener See, unweit von Prenzlau, wurde jahrzehntelang belastet Von Juliane Sommer „Die Sichttiefe beträgt in diesem Jahr erstmals wieder mehr als einen Meter“, freut sich Oliver Bukowski vom Naturpark „Uckermärkische Seen“. Der Naugartener See, der unweit von Prenzlau ganz am Rande desGroßschutzgebietes liegt, beginnt sich langsam wieder zu erholen. Die Zeiten, da niemand sich mehr traute, in die braune Brühe zu springen, sind vorbei. „Der See war Ende der 80er Jahre völlig gekippt“, sagt der Naugartener Architekt Peter Christian Schulz. „Über Jahrzehnte hinweg waren die Fäkalien aus den Zweikammergruben der Einwohner in den See geflossen. Massenhafter Eintrag von Düngemitteln aus den umliegenden Äckern kam hinzu“, berichtet Schulz. Mit dem Bau einer Kläranlage Mitte der 80er Jahre tat die Gemeinde den erstenSchritt, das Gewässer zu entlasten. „Der Schaden war jedoch so groß, dass das Gewässer sich von allein nicht erholen konnte“, erinnert sich Schulz. Er gründete daher Ende der 90er Jahre einen Verein, der sich die Rettung des Gewässers auf die Fahnen geschrieben hatte. Den See zu belüften, kam für die Vereinsmitglieder nicht in Frage. Das wäre zu teuer gewesen. Letztlich kamen sie auf eine ebenso einfache wie geniale Idee. „Wir setzten einfach eine Spundwand zehn Meter vor das Wehr, das den See entwässert.“ So entstand zwischen dem Abfluss und der Spundwand ein kleiner Teich, der vom See abgetrennt war. „Von der Spundwand führten wir eine Rohrleitung an die tiefste Stelle des Sees“, berichtet Schulz. Dann senkten die Männer den Wasserspiegel im künstlich entstandenen Teich ab, so dass dieser deutlich niedriger als der des Sees lag. „Dadurch entsteht ein hydrostatischer Druck. Der See versucht quasi, das Gefälle auszugleichen. Und durch diese Kraft wird das Wasser vom Grund desSees nach oben geleitet und kann in den Teich und von dort in ein unterirdisches Drainagesystem fließen, von wo es letztlich in die Ucker gelangt“, erläutert der Architekt. Als die Vereinsmitglieder das Rohr vor drei Jahren versenkten, war die Aufregung groß. Niemand wusste, ob das Experiment tatsächlich gelingen würde. „Wir waren schon froh, als das Wasser wirklich aus der Rohrleitung herausschoss. Die Zahl der Skeptiker und Spötter war nämlich groß. Mittlerweile allerdings sind diese sehr ruhig geworden“, sagt Schulz. Mit dem Ableiten des Tiefenwassers wird der See an seiner schmutzigsten Stelle getroffen. „Je tiefer der See, desto größer die Belastung. Während der Phosphatgehalt an der Wasseroberfläche bei 55 Milligramm je Liter liegt, beträgt er in der Tiefe 400 Milligramm. Deshalb ist es effektiv, von unten das schlechte Wasser abzuleiten, während oben sauberes Quellwasser nachfließt“,erklärt Bukowski. Etwa zehn Jahre wird es dauern, bis das Seewasser einmal komplett ausgetauscht ist. Und was für den Verein wichtig ist: Diese Art der Seesanierung hat 27 000 Euro gekostet, die zu 80 Prozent aus Naturschutzmitteln gefördert wurden. „Ansonsten läuft die Anlage von allein und kostet keinen Pfennig“, sagt Schulz. Sein Engagement für den See ist nicht nur aus ökologischen Interessen gespeist. Der Mann betreibt am Seeufer in Naugarten eine Ferienanlage. Sauberes Seewasser ist für ihn daher eine Existenzgrundlage. „Ohne den See würde hier wohl kein Urlauber herkommen“, sagt Schulz.
Juliane Sommer
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: