Potsdam-Mittelmark: „Der Seeberg wird zerstört“
„Herr, die Not ist groß! Die ich rief, die Geister, werd ich nun nicht los“.
Stand:
„Herr, die Not ist groß! Die ich rief, die Geister, werd ich nun nicht los“. Diesen Verzweiflungsschrei von Goethes Zauberlehrling stoßen nun also auch die Gemeindevertreter in Kleinmachnow aus, wenn sie betrachten, was sie für den Seeberg beschlossen haben. Wer sich einmal den Bebauungsplanentwurf ansieht, wird feststellen müssen, dass vom Seeberg, diesem für Kleinmachnow so wichtigen Ort, in Zukunft nicht mehr viel übrig bleibt. Verdopplung des Bauvolumens und Vervielfachung des Verkehrs, so sieht die Zukunft aus, und das hat die Gemeindevertretung fast einstimmig genau so beschlossen. Warum? Weil es die Telekom für ihr Verkaufsinteresse so wollte. Natürlich wurde in der Gemeindevertretung gefragt, ob denn der geplante Hotelbau so groß sein muss. Die nonchalante Antwort des Bürgermeisters, nur dann wäre die Hakeburg vermarktbar, hat aber die Gemeindevertretung selbstverständlich zur vorbehaltlosen Zustimmung gebracht. 14 000 Quadratmeter Wald und Wiese wurden so nebenbei auch noch gleich in Bauland umgewandelt. Bauland für was? Allein diese Frage zu stellen, empfand Dr. Scharp von der SPD als weltfremde Zumutung, denn man könne doch nicht schon jetzt von einem zukünftigen Investor verlangen, sich dazu zu äußern. Wahrlich, in der Vertretung der Eigentümerinteressen haben die Gemeindevertreter eine große Bereitschaft zum „Fressen von Kreide“ oder zum Krötenschlucken bewiesen. Auf der Strecke blieb der Seeberg.
Wer sich von den Folgen dieses Beschlusses einen Eindruck verschaffen möchte, nehme doch auf einem Spaziergang den aktuellen Bebauungsplanentwurf mit, lasse vor seinem geistigen Auge neben der Hakeburg den 90 Meter Hotelblock erstehen, setze an Stelle des Kindergartens zwei weitere Riegel, blicke in den Wald und ziehe eine riesige Mehrzweckhalle hoch. Dazu male man sich einen Parkplatz, besetzt mit ein paar hundert Autos, schlage eine Schneise zum Rathaus und lasse tausende Autos zur Belebung täglich darauf fahren. So wird es kommen. Den Gemeindevertretern, die dies zu verantworten haben, setze man dann eine Gedenktafel. Mit ihrem Beschluss haben sie sich wahrlich einen Platz in der Historie des Seebergs gesichert. Allerdings keinen rühmlichen. Roland Templin
Roland Templin
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: