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Potsdam-Mittelmark: „Der Sozialismus bringt einfach mehr“
Am 14. September wählt Werder einen neuen Bürgermeister: Peter Hinze ist der Kandidat der Linken. Er holte Karat nach Werder, baute „Havelobst“ mit auf und will, dass die Stadt sozialer wird
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Werder (Havel) - Peter Hinze ist kein Werderscher. Das sagt der 61-Jährige, der das Werderaner Rathaus am 14. September für die Linken erobern will, gleich vorneweg. „Ein richtiger Werderscher ist auch hier geboren, ich kam aber in einem Krankenhaus in Potsdam zur Welt.“ Seither lebt der Maschinenbauingenieur und Gewerkschaftssekretär jedoch in der Havelstadt. Unter seiner Riege soll sie sozialer werden.
So will Hinze, dass die Stadt unter anderem die ehemalige Höhengaststätte Rauenstein am Hohen Weg erwirbt und zu einem Vereinshaus ausbaut. „Wir haben mehr als 70 Vereine in Werder, die einen zentralen Treffpunkt brauchen, um nicht auf die Gaststätten angewiesen zu sein“, sagt Hinze. Die Vereine sind ihm wichtig, sie geben den Jugendlichen eine Beschäftigung und binden sie an ihre Heimatstadt, glaubt er. Außerdem würden die Zugezogenen in Vereinen am besten Anschluss an die Gemeinschaft finden.
An eine starke Gemeinschaft glaubt Hinze schon immer. Er macht keinen Hehl daraus, das ihn die Idee des Sozialismus schon früh faszinierte und bis heute fesselt. „Bereits mit 17 Jahren wollte ich den Mitgliedsantrag für die SED stellen, da war meine Mutter jedoch dagegen.“ Mit 18 hat Hinze den Antrag dann doch eingereicht. „Der Sozialismus bringt für die Menschen einfach mehr, das Geld kommt ihnen direkt zu Gute.“
Hinze, dessen Mutter aus Namibia stammt und der ohne Vater aufwuchs, hat in Werder unter anderem in den Jahren 1979 bis 1985 das Obstbaugebiet Havelobst als Gewerkschaftsfunktionär mit aufgebaut und will sich auch für die Bauern einsetzen. So soll das Brauchwasserwerk in Glindow erhalten werden, das die Obstbauern mit günstigem Wasser aus dem Glindowsee versorgt. „Wir müssen den Menschen Planungssicherheit geben, damit sie auch wieder investieren können.“
Allein um den Bestand an nutzbaren Flächen zu erhalten, müssten jedes Jahr zehn Hektar Obstbäume gepflanzt werden. Für die Blütenstadt sei das besonders wichtig, sonst gebe es irgendwann keine Blüten mehr zum Baumblütenfest.
Ob Touristen zum nächsten Fest bereits in der Blütentherme baden können, vermag auch er nicht zu sagen. Man habe dem Investor jetzt eine letzte Chance gegeben, die Therme, die bereits Ende 2012 eröffnen sollte, fertigzustellen. „Wenn er jetzt versagt, sollten wir den Bau selbst in die Hand nehmen“, sagt Hinze. Er schlägt vor, eine stadteigene Gesellschaft gründen, die das Bad zu Ende baut und auch betreibt.
Damit die Gäste auch zur Therme kommen, will Hinze sich für den Bau der Unterführung unter den Bahngleisen starkmachen, soweit es ein Bürgermeister eben kann. Die Gleise trennen die Havelauen, in denen die Therme gebaut wird, vom Stadtkern. „Der Tunnel muss Priorität bekommen, da die Havelauen jetzt fast vollständig bebaut sind und die Menschen dort die Anbindung brauchen.“ Derzeit sei mit einem Baustart nicht vor 2017 zu rechnen. Geht es nach Hinze, müsste dem Bau mehr Bedeutung zugemessen werden, um ihn früher angehen zu können.
Gebaut werden sollten auch mehr Häuser in den wenigen Baulücken der Stadt, fordert Hinze. Der jüngste seiner drei Söhne sei vor kurzem ausgezogen, eine günstige Wohnung in Werder zu finden war kaum möglich. „Wir haben nur noch zwei größere Flächen am Friedhof und in der Hans-Sachs-Straße, die müssen wir jetzt zügig bebauen.“ Am liebsten wäre es Hinze, wenn die städtische Wohnungsbaugesellschaft HGW die Häuser bauen würde. Dass es die Gesellschaft noch gibt, sei auch einer seiner Verdienste. Er habe mit dafür gesorgt, dass es nicht zu einer Privatisierung kam – gemeinsam mit dem CDU-Stadtverordneten Christian Große, wie Hinze ohne Eitelkeit gleich anschließt.
Fragt man ihn nach seiner größten Tat für Werder, blickt Hinze weit in die Vergangenheit zurück. Er denkt an die Jahre, in denen er Sommerlager für jugendliche Helfer in Werder organisierte. Damals, 1983, verschaffte er ihnen ein besonderes Highlight: Die Gruppe Karat kam nach Werder und spielte auf der Freilichtbühne „Über sieben Brücken“ und all die anderen Hits. 3 000 begeisterte Fans sahen zu. Hinze machte das Konzert möglich, er kümmerte sich um Starkstromleitungen in den Stadtpark und baute mit den Jugendlichen die Bühne so um, dass sie den großen Stars des Ostens genügte. Noch heute ist er stolz darauf: „Dafür habe ich sogar die Verdienstmedaille der DDR bekommen.“
In der nächsten Folge am kommenden Donnerstag stellen die PNN den Bürgermeisterkandidaten der Alternative für Deutschland, Steffen Königer, vor.
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