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Hilfe von der Spinne. Da der Spargel noch unter den Folien steckt, arbeitet Saisonarbeiter Ianku Florin mit der Spargelspinne, einer Erntemaschine, die Folien anhebt und absenkt.

© es

Potsdam-Mittelmark: Der Spargel startet durch

Ab kommender Woche sollen Supermärkte und Verkaufsstände mit reichlich Stangen beliefert werden

Stand:

Beelitz - Die Ernte hat begonnen. Langsam rollen die blauen Spargel-Spinnen über das Feld. Die Maschinen heben Folien an und geben den Spargelstechern einen Blick auf die Spargeldämme frei. Noch ist die Ausbeute gering: „Ein Mann, eine Kiste“, ruft ein junger rumänischer Saisonarbeiter über den Acker. Bislang werden nur 700 Kilo der weißen Stangen pro Tag auf den Feldern der Beelitzer Spargelbauern Jakobs gestochen. Das soll sich ändern.

Ab Montag sollen Spargelfreunde auf ihre Kosten kommen: Haben die Höfe bislang nur einige Kilo in den Handel liefern können, soll der Verkauf nun richtig starten. „Ab kommender Woche geht es los“, sagt Josef Jakobs, Chef des Spargelhofes in Schäpe. Statt 700 Kilo täglich werden dann bis zu 10 Tonnen Spargel auf den 160 Hektar großen Feldern gestochen.

Auf dem Spargelhof in Klaistow rechnet Chef Ernst-August Winkelmann in der kommenden Woche sogar mit 50 bis 100 Tonnen Ernte pro Tag. In Klaistow wird das Edelgemüse auf einer Fläche von 500 Hektar angebaut. Auch auf dem kleineren, benachbarten Spargelhof Simianer sollen bereits Anfang April bis zu acht Tonnen täglich geerntet werden – das entspricht bereits der Hälfte der durchschnittlichen Höchsterträge.

Die Spargelbauern wollen nach und nach in den nächsten Tagen ihre Verkaufsstände in Potsdam und dem Umland aufstellen lassen. Ab kommender Woche soll es den Beelitzer Spargel dann auch in größeren Mengen wieder in den Supermarktregalen geben. Zahlt man jetzt noch bis zu 11,90 Euro für das Kilo, könnten die Preise in wenigen Tagen bereits um zwei Euro sinken. Nach Ostern werde es dann noch günstiger, dann kostet das Kilo der besten Stangen rund sieben Euro, heißt es von den Spargelbauern.

Tausende von bunten Plastikeimern stehen palettenweise auf dem Jakobshof. Dort riecht es sogar schon nach Spargel, die Saisonarbeiter sortieren an langen Holztischen die Jungpflanzen. Zu Beginn jeder Saison werden neue Kulturen angelegt, um die Erträge im kommenden Jahr zu sichern. In einer großen Halle rattert die Spargelsortiermaschine, weitere werden jetzt aufgestellt. „Wenn man bereits heute an der Oberfläche zehn Stangen sieht, werden darunter 10 000 stecken“, erklärt Jakobs. Um sechs bis sieben Zentimeter wächst der Spargel am Tag. In spätestens zwölf Tagen werde man in voller Ernte sein. Dann sind 220 Saisonarbeiter auf dem Jakobshof in Schäpe beschäftigt. Sie stechen, sie putzen, sie sortieren. Bereits jetzt.

Vor einem Jahr war alles anders: Ende März 2013 lagen die Temperaturen weit unter Null, Schnee bedeckte noch die Spargelfelder. Bis die Saisonarbeiter aus Polen und Rumänien endlich loslegen konnten, vergingen Wochen. Statt däumchendrehend auf den Anstich zu warten, wurden die Höfe auf Hochglanz gebracht. Die Spargelsaisoneröffnung am 19. April wurde damals zur Zitterpartie – die schlanken Stangen reichten gerade so für die geladenen Gäste.

Dieses Mal ging es zum vorzeitigen Saisonstart hektisch zu. „Wir mussten noch Erde lockern, Dämme formen, den Hof herrichten und Personal organisieren“, erzählt der Landwirt. Zum Glück seien die ersten Saisonarbeiter flexibel gewesen und hätten ohne Probleme früher kommen können. Jakobs sucht aber noch händeringend nach Servicekräften. „Wir haben rund drei Wochen früher starten müssen.“ Der erste Spargel wurde bereits am 21. März gestochen. „Das ist historisch früh, so etwas habe ich noch nie erlebt“, sagt der Spargelbauer. Gefeiert wird die Eröffnung der Spargelsaison trotzdem erst am 15. April.

Der frühe Start auf den Feldern führt allerdings nicht zu mehr Erträgen, erklärt der Spargelbauer. „Nur der Zeitraum der Ernte verteilt sich.“ Bis zum Ende der Spargelsaison, dem Johannistag am 24. Juni, werden auf den Feldern von Jakobs rund 1000 Tonnen der weißen Stangen gestochen sein. Das entspricht dem Vorjahresniveau, damals wurden auf allen 15 Beelitzer Höfen insgesamt rund 15 000 Tonnen geerntet. Beelitz gehört mit seinen 1300 Hektar Anbaufläche zum drittgrößten Spargelanbaugebiet in Deutschland.

„Es wird eine sehr angenehme Saison, weil wir nicht den extremen Arbeitsdruck haben wie vor einem Jahr“, sagt Jakobs. Damals musste in kürzester Zeit die gesamte Ernte eingefahren werden. Ein weiterer Vorteil des frühen Starts: Ein langsames Wachstum der Spargelstangen wirke sich auf die Qualität aus. Das leicht nussige und süßliche Aroma des Spargels könne sich besser ausprägen. Noch intensiver würde das Aroma durchkommen, wenn sich die Spitzen violett färbten, sagt Landwirt Jakobs. In Frankreich gelte das als Delikatesse, in Deutschland hingegen würden die Kunden lieber ganz weißen Spargel wollen.

Auch bei der Zubereitung setzt man hierzulande auf Tradition: Laut einer aktuellen Umfrage werden die Stangen am häufigsten mit Sauce Hollandaise oder Kartoffeln verspeist. Zu mehr Abwechslung rät Koch Henry Valentin vom Jakobshof. Sein  Tipp: Spargelnudeln mit Garnelen und Bärlauchpesto. „Dafür schält man den Spargel und schneidet ihn in Streifen, die an Bandnudeln erinnern.“ Auch Spargel frittiert in japanischem Wan-Tan-Teig mit Schnittlauch sei empfehlenswert.

nbsp;Eva Schmid

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