zum Hauptinhalt

Potsdam-Mittelmark: Der Tier-Tüv

Auch Vierbeiner sollen regelmäßig zum Arzt / Qualitätssiegel für Teltower Tierarztpraxis

Stand:

Teltow - Wohl ist Kater Whiskey bei der Sache nicht. Mit großen Augen starrt er flehend in Richtung Tür, als Claudia Liesegang den Bauch des einjährigen Stubentigers abtastet. „Eine kleine Plauze ist da schon zu merken“, sagt die Tierärztin trocken. Genau 500 Gramm hat Whiskey seit seinem Besuch in der Teltower Tierarztpraxis vor wenigen Wochen zugenommen. Zu viel. Außerdem hat sich Zahnstein gebildet. Und es wird noch schlimmer: Am Hintern wird Fieber gemessen. „Wir müssen sicher sein, dass Whiskey nicht krank ist, bevor wir ihn impfen“, erklärt Liesegang dem ebenfalls besorgt dreinblickenden Katzenpapa. Zum Glück ist ein Ende in Sicht: Noch zwei Nadelstiche und Whiskey hat es überstanden. Allerdings: Der Kater wird sich an das Prozedere gewöhnen müssen.

Abtasten, Wiegen, die Zähne kontrollieren und Fiebermessen – die Routine-Untersuchungen bei jedem Besuch gehören zum Konzept des Tierarzt-Verbundes Smartvet, dem auch die Teltower Kleintierpraxis im Pflanzencenter „Kölle“ angehört. Seit Ende 2007 ist der Tierarzt hier zu finden. Jetzt wurde die Einrichtung mit dem Siegel für eine „Gute Veterinärmedizinische Praxis“ (GVP) ausgezeichnet. Es steht für einen hohen Standard in der Kleintierbehandlung und wird vom Bundesverband Praktizierender Tierärzte und dem SGS Institut Fresenius vergeben. Von etwa 13 000 deutschen Tierarztpraxen sind bislang nur wenige zertifiziert, darunter die anderen sieben Smartvet-Praxen.

„Warum bist du so eine gute Tierärztin?“, fragt die kleine Kim-Julie aus Teltow, die ihren Kater Ramses zu Claudia Liesegang gebracht hat. „Weil wir Tiere gut behandeln und unsere Praxis gut ausgestattet ist“, erklärt ihr Liesegang, während sie den Kater impft. Auch er hat Zahnstein, den er aber bald wieder los sein soll.

Die Teltower Praxis verfügt neben zwei Sprechzimmern auch über ein Zimmer für Zahnbehandlungen und einen Operationssaal. Die Räume sind aufgeräumt und es riecht steril. In fast jedem Zimmer ist ein Computer zu finden – selbst im Warteraum. Statt digitalen Krankenakten, wie in den Sprechräumen, werden hier Werbebotschaften übermittelt: „Kastration macht das Leben leichter“ oder „Muss meine Katze auf die Couch?“

Ohne Computer geht es nicht, sagt Maria Biedermann, die zweite von insgesamt drei Ärzten in der Teltower Tierklinik. „Bei uns läuft alles standardisiert ab.“ Verlässt der Patient das Sprechzimmer, wird die digitale Krankenakte des Tieres gefüllt. Bei komplizierten Fällen kann das Teltower Team via Internet auf die Kompetenz anderer Praxen im Verbund zurückgreifen. In Sekundenschnelle werden zum Beispiel Röntgenbilder versendet. In einem Forum tauschen sich die Smartvet-Ärzte über neue Medikamente aus. Die Tiere sollen in allen Praxen möglichst gleich behandelt werden, sagt Biedermann. So könnten Tierbesitzer auch problemlos ihre Praxis wechseln. Bei einem Umzug zum Beispiel.

Ein Besuch beim zertifizierten Tierarzt kostet: 60 Euro eine Kastration, 600 Euro die Operation am Kreuzband. Bei Bedarf kann man auch eine Krankenversicherung für das Tier abschließen. Behandelt werden in Teltow fast alle Kleintiere, von der Maus bis zum Labrador und sogar Fische. Für schwere Fälle gibt es eine Nachtschwester, sie betreut Tiere nach Autounfällen oder langen Operationen in der Station. Bis zu 70 Patienten werden pro Tag in der Praxis behandelt – die meisten kommen regelmäßig zum Impfen oder wegen anderer kleinerer Wehwehchen.

„Einige Tierbesitzer nennen es auch den Tier-Tüv“, sagt Ärztin Claudia Liesegang, während sie Kater Whiskeys Akte am Computer schließt. In einem Jahr muss er wiederkommen. Bis dahin soll er weniger Essen und sich mehr bewegen, hat Liesegang den Katzeneltern mit auf den Weg gegeben. Ob sich Whiskey daran hält, wird sie beim nächsten Besuch kontrollieren. Tobias Reichelt

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })