Potsdam-Mittelmark: „Der ViP hat Angst vor neuen Fahrgästen“
CDU-Forum zu Verkehrsproblemen zwischen Potsdam und dem Umland mit verärgerten Gästen
Stand:
Werder (Havel) - Bei den Verkehrsproblemen zwischen Potsdam und seinem Umland ist die Lösung in weiter Ferne. Die CDU-Kreisvorsitzende Saskia Ludwig hat am Montagabend zu dem Thema ins Werderaner Schützenhaus eingeladen, etwa 30 Bürger kamen und machten ihrem Ärger über Staus und mangelde Alternativen zum Auto für Berufspendler Luft. Mit den großen Baugebieten in Eiche, Golm und Krampnitz und dem damit verbundenen fünfstelligen Einwohnerzuwachs im Potsdamer Norden sei neues Chaos vorprogrammiert, wie es hieß.
Der Eindruck der Gäste: Potsdam tue vergleichweise wenig, um den bevorstehenden Verkehrsinfarkt abzuwenden. Mit den umstrittenen Pförtnerampeln werde Pendlern die kalte Schulter gezeigt. Dabei war erst im Januar in Potsdam das Stadtentwicklungskonzept Verkehr vorgestellt worden. Einige Monate zuvor hatte sich der Potsdamer Oberbürgermeister mit Kollegen aus den Umlandgemeinden auf eine gemeinsame Maßnahmenliste verständigt, was zur Verkehrsentlastung zu tun ist. Inzwischen wurde daraus eine gemeinsame Arbeitsgemeinschaft, die sich offenbar regelmäßig trifft. Was dort beraten wird, wisse aber niemand, wie ein Bürger beklagte.
Vizelandrat Christian Stein (CDU), der als Veranstaltungsgast im Podium saß, hob hervor, dass Potsdam nach jahrelanger Funkstille nach einem gescheiterten gemeinsamen Verkehrskonzept mit Potsdam-Mittelmark immerhin verstanden habe, dass es seine Probleme nur gemeinsam mit den Nachbarn lösen könne. „Es nutzt ja nichts, die Bustakte zu verkürzen, wenn die Busse dann in Geltow mit im Stau stehen“, so Stein.
Der Landkreis tue seinen Teil: So werde im Landratsamt aktuell geprüft, an Autobahnauffahrten sichere Sammelparkplätze einzurichten, um einen Anreiz zu schaffen, Fahrgemeinschaften zu bilden. Der Trend bestehe schon jetzt. Stein sprach auch von den guten Erahrungen, die mit P+R-Parkplätzen an Bahnhöfen im Landkreis gemacht werden. Saskia Ludwig kritisierte, dass der große und bezahlbare Parkplatz am Potsdamer Hauptbahnhof nun zum Bauplatz für die Landesbank ILB und durch eine deutlich kleinere Parkfläche ersetzt wurde. „Da werden Grundstücke teuer verkloppt, ohne die damit verbundenen Probleme zu bewältigen.“ Auf den ÖPNV umzusteigen, werde Pendlern mit solchen Aktionen noch schwerer gemacht.
Ein Anwohner aus Potsdam-West bezweifelte, ob der Potsdamer Verkehrsbetrieb ViP überhaupt Interesse hat, die Fahrgastzahlen zu erhöhen. „Die haben Angst vor neuen Nutzern.“ An ViP-Umfragen seien immer nur die Fahrgäste beteiligt. Dabei müsste es für das Unternehmen interessant sein, zu wissen, unter welchen Umständen Autofahrer auf Bus und Tram umsteigen würden.
Saskia Ludwig sagte, dass das Land in seiner Rolle als Vermittler und Geldgeber nicht länger alle Vorschläge abbügeln könne, die zu einer Entschärfung der Situation beitragen könnten – ob die S-Bahn-Verlängerung nach Stahnsdorf, der kürzere Regionalbahntakt nach Werder und Groß Kreutz oder die Tramverlängerung nach Geltow. Immerhin sieht sie wachsende Chancen, dass die Eisenbahnbrücke in Werder zur Fahrradbrücke ausgebaut wird und damit einige Autopendler vom Fahrrad überzeugt werden können. Das Thema habe nach sieben Jahren endlich Potsdam erreicht. In der AG Verkehr wird aktuell angeblich auch über einen Radweg-Ringschluss zwischen Saarmund und Langerwisch diskutiert, wie es hieß.
Für Ludwig haben die morgendlichen Staus nach Potsdam auch mit der schlechten Internet-Infrastruktur zu tun. Ein besseres DSL-Netz auch außerhalb der City sei zumindest ein Baustein, um Ansiedlungen in den Potsdamer Vororten zu vereinfachen und Wohn- und Arbeitsorte zusammenzuführen. Die Runde am Montagabend solle Auftakt sein für weitere Gespräche. Henry Klix
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: